Die Geschichte beginnt 1928 mit einem Treffen der drei alten Freundinnen Anna Sacher, Helene Stein-Kleinen und Emilie Flöge. Die drei Damen sind aufgeregt weil sich eine junge Journalistin aus Berlin, Elisabeth Wimmer, angekündigt hat um mit Sacher und anderen Damen der Wiener Gesellschaft Interviews zu führen. Keine der Drei kann sich denken was hinter diesem Ansinnen steckt doch sie sind vorsichtig und misstrauisch und beschließen das Fräulein Wimmer auszuhorchen was umso leichter zu fallen scheint da diese sich bei Anna im Hotel Sacher einquartiert hat.
Am Anfang hatte ich ziemliche Schwierigkeiten in die Geschichte reinzukommen besonders dadurch dass sich die Autorin immer wieder mit Erklärungen und Exkursen einmischte und so den Fluss der Geschichte unterbrach.
Bis ungefähr zur Hälfte der 235 Seiten langen Erzählung passierte außer Rückblicken in die Vergangenheit und Nachsinnen über dieselbe nicht viel. Auch die Figuren hielten Distanz zu mir.
Doch gegen Ende nahm das Buch dann nochmal richtig Fahrt auf, wurde spannend und interessant.
Die Personen wurden lebendig und öffneten sich mir und ich konnte das Buch nun nicht mehr aus der Hand legen weil ich so gespannt war, ob die Listen der „alten Fregatten“ Erfolg haben würden. Das Ende erfüllte mich mit großer Zufriedenheit.
Das Hauptaugenmerk der Autorin liegt eindeutig auf Anna Sacher, der Chefin des berühmten Hotels Sacher und „Königin von Wien“. Diese ist die Hauptperson und auch diejenige an deren Gedanken wir am meisten teilhaben dürfen.
Die (fiktive) Industriellengattin Helene Stein-Kleinen entwickelt sich im laufe des Buches von der betrogenen Ehefrau die sich von ihrem Mann kleinmachen lässt zu einer selbstbewussten Frau die weiß was sie möchte und wie sie es erreichen kann. Diese Entwicklung hat mir gut gefallen.
Emilie Flöge, Modedesignerin und die Muse des berühmten Jugendstil Malers Gustav Klimt, nimmt am wenigsten Raum ein. Von ihr und ihren Gedanken erfährt man fast gar nichts was ich schade fand.
Ebenfalls ziemlich blass bleibt „Das Fräulein“ Elisabeth Wimmer (auch „Die Kleine“ genannt) aus Berlin. Die (fiktive) Journalistin tritt am Anfang recht forsch auf lässt sich jedoch dann von Anna Sacher einwickeln die sie am Anfang nur aushorchen will. Doch im Laufe der Geschichte wandelt sich ihr Verhältnis und die beiden Damen verbindet erst Sympathie und später sogar Freundschaft. Als Frl. Wimmer sich mit einem stadtbekannten Casanova einlässt – und das mit Folgen – setzt sie Ereignisse in Gang die zu einem Finale führen das mich zu einem großen Grinsen gebracht hat.
Alles in allem konnte das Buch für mich leider nicht die Atmosphäre des Wiens zu jener Zeit vermitteln, vom Zeitkolorit war wenig zu spüren. Auch die Figuren blieben für mich größtenteils blass was ich sehr schade fand. Mit dem Schreibstil der Autorin hatte ich Probleme, war er doch mehr im Stil einer Reportage geschrieben als in dem eines Romans. Das letzte Drittel hat es wieder etwas rausgerissen aber wirklich überzeugen konnte mich das Buch leider nicht.