Henri Pirenne, Historiker-Schwergewicht der französischen Geschichte, hat mit seinem bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vorgelegten Studie "Mohammed und Karl der Große" seine Kernthese für das Verständnis des Mittelalters vorgelegt. Für ihn hat nicht die Völkerwanderung das Ende der Antike und den Beginn des Mittelalters bewirkt, sondern die Expansion des Islam nach Kerneuropa. Erst mit diesem Kulturbruch begann eine Diskontinuität, ein Abbrechen der antiken Traditionen und ein Abfall ins "Dunkle Mittelalter". - Die These wurde bis in die 1980er Jahre kontrovers diskutiert. In der mir vorliegenden Ausgabe hat Jacques LeGoff Ende der 1960er Jahre die These Pirennes noch recht milde kommentiert. Aber er verweist bereits zu diesem Zeitpunkt auf eine sehr breite Forschungsdiskussion, die in vielen Facetten eben gerade Pirennes Position nicht folgt. Die aktuelle Forschung jedenfalls sieht Pirennes These mittlerweile kritisch. Unabhängig hiervon bleibt dieses Buch lesenswert, weil es Pirenne gelingt, eine gute Gesamtdarstellung der im Frühmittelalter relevanten Entwicklungen aufzuzeigen und Vernetzungen herzustellen.
Henri Pirenne
Alle Bücher von Henri Pirenne
Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Europas im Mittelalter
Geschichte Europas
Europa im Mittelalter: Von der Völkerwanderung bis zur Reformation
Stadt und Handel im Mittelalter
Mahomet und Karl der Grosse
Mohamet und Karl der Große
Neue Rezensionen zu Henri Pirenne
Pirenne, belgischer Historiker der ersten Hälfte des 20. Jh., bietet mit seinem frühen Standardwerk eine gute Einführung in die mittelalterliche Kulturgeschichte, die alle Aspekte umfasst. So enthält das Buch Informationen zur reinen Politikgeschichte, zur Kirche und deren Entwicklung, zu den wesentlichen gesellschaftlichen Entwicklungen (Feudalismus, Lehnswesen u.a.) und der sich seit dem Hochmittelalter zuspitzenden Rolle von Geistlichkeit und Weltlichkeit. Das Buch möchte einen universalen Überblick geben; das gelingt ganz gut. Zu beachten ist allerdings, dass das Buch erstmals 1917 erschien – der Forschungsstand ist daher (hier bei einer Ausgabe von 1961) auch in diesen Jahren anzusetzen, gleichfalls die vertretenen Deutungsmuster und die gesellschaftliche Ausgangsposition, aus der heraus Pirenne seine Interpretation der mittelalterlichen Verhältnisse vorgenommen hat. Wer Aktuelleres lesen möchte, dem sei bspw. Johannes Fried (2010, als TB 2011) empfohlen.
Pirenne, frz. Strukturalist widerlegt die These dass mit dem Wechsel vom achten ins neuntze Jahrhundert eine kulturelle Blüte verbunden und das "Hoch"mittelaltwer ausbrach. Interessantre und differenzierte Sicht auf die unterschiedlichen islamischen Reiche des Mittelmeerraums.
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