Rezension zu "Schmerz" von Henriette Clara Herborn
Ein Mörder, der nach Vorlage "arbeitet" - einem Fall, der viel Aufsehen erregte. Doch was will er damit bezwecken? Was geht in solchen Menschen vor? Genau so etwas widerfährt dem Kommissar Malminger in seinem aktuellen Fall im Krimi "Schmerz" von Henriette Clara Herborn.
Im Jahr 2017 wird in Mainz eine nackte, entstellte Frauenleiche auf dem Geländer der Alten Ziegelei gefunden. Hauptkommissar Ernst-August Malminger erkennt hier sofort, dass der Täter einen der größten Mordfälle vor 70 Jahren kopiert hat; der der Elizabeth Short, die Schwarze Dahlie. Ist das Zufall? Denn Malminger selbst ist größter Fanatiker des Falls und hat bereits ein Buch hierüber geschrieben. Er begibt sich auf eine Reise in die menschlichen Abgründe, auch seiner eigenen...
Währenddessen hat sein Kollege Lübke nur ein Ziel, er will verhindern, dass Malminger hier Erfolg hat, so dass er in seinen Rang aufsteigt. Auch die junge Polizistin Namiko ermittelt hier auf eigene Faust, denn eigentlich ist sie beim Sittendezernat und hat damit nichts zu tun. Ihr Ziel - ebenfalls aufzusteigen. Neben diesen Machtkämpfen ist der Mörder wie sein Komplize noch auf freien Fuß und die Ermittlungen führen ins Rotlichtmilieu, in welchem sich Lou, Castro und die beste Freundin des Mordopfers herumschlagen. Wer ist die Tote und wer der Mörder?
In diesem Krimi tauchen zahlreiche Charaktere auf und jeder ist detailliert beschrieben. Hier haben wir den Kommissar Malminger, der richtig viel eigene Pakete mit sich schleppt und eigentlich nur noch deprimiert ist. Seine Frau ist ihm davongelaufen mit Tochter und er ertränkt seine Sorgen in Alkohol. Zudem ist er noch ein richtiges Ekelpaket gegenüber anderen und denkt eigentlich nur an sich. Richtig sympathisch macht es diesen also nicht für den Leser und er ist hier der Protagonist. Ihm zur Seite gestellt ist der Kommissar Lübke, den er eingelernt hat und der ihn nun ausbooten will, damit er seinen Platz haben kann. Dabei ist dieser ein richtiger Feigling und handelt oftmals unüberlegt ohne über seine weiteren Taten und Handlungen nachzudenken. Nebenbei gibt es hier noch Namiko, die auf eigene Faust zu schnüffeln beginnt. Eigentlich fragt man sich hier die ganze Zeit, wann alle aufeinander treffen und sich in die Wolle bekommen, was aber nie passiert. Namiko steckt ihre Nase in Dinge, die sie nichts angehen und keiner bekommt es mit, also Alleingang. Es soll ihre Karriere unterstützen, da sie beim Sittendezernat ist, gerne aber zur Mordkommission gehören will und so zeigen will, was sie auf dem Kasten hat.
In wechselnden Kapiteln lernen wir hier auch noch das Opfer sowie deren Zuhälert, ihre beste Freundin sowie das Rotlichtmilieu kennen. Sobald es in diese Kapitel wechselt, wird die Sprache obszön und einfach nur primitiv. Mich persönlich hat das ganz schön gestrauchelt beim Lesen, ich konnte mich einfach nicht damit anfreunden. Vor allem, was Lou immer von sich gegeben hat, ganz schöner Quark. Bei diesem merkt man gleich, dass er nicht gerade der Hellste ist, aber auch bei den anderen. Außer dem Opfer selbst, welches als schönstes und eigentlich gescheitestes Mädchen in der Szene galt.
Das Ganze und auch Malminger selbst, tragen nicht gerade zum Lesevergnügen hinzu. Es ist, als würde man jemanden Unsympathischen bei der Arbeit zuschauen, der es sich selbst vergeigt. Nicht der ständige Wechsel der Charaktere und deren Sicht ist hierbei störend, sondern das Niveau, auf welchem diese sich begeben. Vielleicht ist das aber genau der Zweck, den die Autorin hiermit verfolgt, mir hat es leider nicht so zugesagt. Der Täter an sich war hier das detailgetreuste gezeichnete Werk, man kann richtig hineinfühlen, wie verstört seine Seele ist.
Trotz dieser Mankos bleibt die Spannung nicht zurück, man möchte wissen, wie es sich auflöst und was hier alle mit ihren Mitteln verfolgen. Die Autorin hat einen Krimi geschaffen, der nichts für schwache Nerven ist und hat zahlreiche Zeichnungen der Charaktere zwischen die Zeilen eingebaut sowie realitätsnahe Beschreibungen der Verbrechen.
So ganz weiterempfehlen kann ich das Buch leider nicht, kann aber auch an meiner persönlichen Sicht daran liegen, wie die Sprache in diesem Buch gewählt wurde und dass es meines Erachtens etwas zuviel Leidtragendes bei den Charakteren an sich gibt. Trotzdem ist der Schreibstil und die Zusammenstellung gut gewählt, so dass man wie durch einen schnellen Tunnel fliegt und sich schon bald am Ende findet. Auch der Fall der Schwarzen Dahlie, den es ja tatsächlich gab, eine gelungene Idee, diesen hiermit zu verweben.