Rezension zu "Ultramarin" von Henrik Tandefelt
Vor fünf Jahren wurde auf einem finnischen Hof, fernab der Zivilisation, der Mord an dem 85-jöhrigen Jens Bäck begangen, seitdem fehlen einige teure Bilder, die in dessen Haus gehangen haben. Der Fall wurde nie aufgeklärt. Durch einen Zufall erfährt der Fotograf Josef Friedmann davon, seine Neugier packt ihn und er macht sich auf die Suche nach den Tätern und nach der Wahrheit.
Henrik Tandefelt verspricht schon im Vorwort einen Krimi, der ohne dessen typische Charaktereigenschaften auskommen muss.Zitat Henrik Tandefelt, Ultramarin, Vorwort auf Seite 6: "Ein Krimi enthält vor allem Sex und Gewalt. Die Sprache ist niveaulos, die Charaktere sind billig. Deshalb ist es nicht gesund, Krimis zu lesen!" Eben diese Charakterzüge, Sex, Gewalt und Blut möchte Tandefelt in seinem Buch unerwähnt lassen.
Der Schreibstil von Henrik Tandefelt gefällt mir besonders gut. Schön bildlich beschreibt er die Landschaft von Schweden und Finnland, ich habe das Gefühl als wäre ich schon einmal dort gewesen, obwohl das definitiv nicht der Fall ist. Seinen Charakteren haucht er durch viele kleine Details leben ein. Allgemein habe ich mich beim Lesen wohl gefühlt, die Kapitel haben genau die richtige länge und wirken auch nicht zu überladen. Die Handlung wird weitestgehend aus Sicht des Fotografen Josef in der Gegenwart erzählt, zwischendurch werden
Leider hat mich die Geschichte überhaupt nicht überzeugt. Es hat ganz gut und vielversprechend angefangen und hat dann stetig nachgelassen. An vielen Stellen war die Handlung einfach zu zäh und langatmig, Spannung ist so gut wie gar nicht aufgekommen. Desweiteren wirkt die Geschichte total unglaubwürdig. Josef, relativ erfolgloser Fotograf, scheint überhaupt keine Probleme bei der Lösung des Falls zu haben, ganz im Gegensatz zur gesamten Polizei. Immer zum richtigen Zeitpunkt wird irgendein Bekannter, neu gewonnener Freund, ein Familienmitglied etc. aus dem Ärmel geschüttelt, der einen entscheidenden Tipp zur Lösung gibt.
Mit dem Protagonisten Josef Friedman bin ich nicht warm geworden, ja er war mir sogar richtig unsympatisch. Josef scheint mir etwas unter dem Erfolg seiner Partnerin Bella zu leiden und weiß nicht recht was er mit sich anfangen soll und wo er hingehört. Und diese Umstände betont er mMn etwas zu oft.
Fazit
Tandefelt hat sich an seine Aussage im Vorwort gehalten, leider gibt es Autoren, die bessere Krimis/Thriller schreiben und das ebenfalls ohne brutal zu werden.