Cover des Buches Die 24 wichtigsten Regeln der Wirtschaft (ISBN: 9783898798556)
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Rezension zu Die 24 wichtigsten Regeln der Wirtschaft von Henry Hazlitt

"Die Leute sehen nur, was unmittelbar ins Auge fällt"

von Dr_M vor 9 Jahren

Rezension

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Dr_Mvor 9 Jahren
Dieses Werk soll das "vielleicht populärste Buch über Ökonomie" sein, das jemals geschrieben wurde. In den USA wurde es über eine Million Mal verkauft. Leider hat das alles nichts genützt. Die ökonomischen Dummheiten, die Henry Hazlitt schon 1946 in der Erstauflage so treffend aufgedeckt und kommentiert hat, haben sich seitdem unzählige Male in großem Stil weltweit wiederholt. Und das verblüfft beim Lesen von Hazlitts Buch wohl am meisten.

Der Autor schreibt im kurzen ersten Teil seines Buches: "Die Kunst des Wirtschaftens besteht darin, nicht nur die unmittelbaren, sondern auch die langfristigen Auswirkungen jeder Maßnahme zu sehen; sie besteht ferner darin, die Folgen jedes Vorgehens nicht nur für eine, sondern für alle Gruppen zu bedenken."

Diese grundsätzliche Feststellung dekliniert er dann im zweiten Teil des Textes an zahlreichen Beispielen der US-Wirtschaftspolitik vor dem Ersterscheinen dieses Buches durch. In den folgenden Nachauflagen findet man dann aktuellere Ergänzungen, die in dieser deutschen Ausgabe berücksichtigt wurden. Aber eigentlich sind die konkreten historischen Beispiele nebensächlich, weil in den einzelnen "Regeln" hinreichend allgemein beschrieben wird, welche langfristigen und nicht so offensichtlichen Auswirkungen die einzelnen in der Regel politisch begründeten Eingriffe in eine komplexe Volkswirtschaft nach sich ziehen. Dabei ist erstaunlich, dass alles, was man heute in den Medien als Maßnahme zur Herstellung irgendeiner von Gruppeninteressen diktierten "Gerechtigkeit" feiert, mit denselben Begründungen früher schon einmal mehr oder weniger erfolglos ausprobiert wurde.

Bereits 1946 diskutierte der Autor heute wieder aktuelle Fragen, wie: Was passiert, wenn der Staat mit Gesetzen einen Mindestpreis (zum Beispiel einen Mindestlohn) festlegt? Und was geschieht bei der staatlichen Festlegung von Maximalpreisen? Soll man von staatlicher Seite kranke Branchen oder Firmen retten? Kanzler Schröder hat das einmal beispielhaft erfolglos mit der Holzmann AG versucht. Soll der Staat einspringen, wenn Private keine Kredite mehr an Unternehmen vergeben? Helfen staatliche Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen? Gibt es einen gerechten Lohn? Vernichtet eine effektivere Technologie tatsächlich gesamtgesellschaftlich gesehen Arbeistplätze?

Politisch motivierte Eingriffe in die freie Marktwirtschaft - und darum geht es in diesem Buch in jedem Beispiel - vernichten in der Regel Kapital und führen aus volkswirtschaftlichen Sicht nie zu den vorgeblichen Resultaten, für die sie gepriesen werden. Mit diesem Buch kann man sich davon eindrucksvoll überzeugen. In seinen "Nachgedanken" äußert sich der Autor nicht besonders optimistisch über die Einsichtigkeit politischer Entscheidungsträger. Die Lage sei ernst, aber nicht hoffnungslos, schreibt er. Da wird er sich wohl irren, denn Politiker sind schließlich in der Regel Vertreter von Gruppeninteressen. Nur manchmal, wenn ein Glücksfall (wie beispielsweise Ludwig Erhard im Nachkriegsdeutschland) auf der politischen Bühne erscheint und über genug Durchsetzungskraft verfügt, kann es dazu kommen, dass das wirtschaftliche Gesamtinteresse eines Landes wieder vor die Gruppeninteressen gestellt wird. Die jüngere Geschichte bietet jedoch diesbezüglich kaum noch Hoffnung. Der Zug fährt trotz aller gegenteiligen Bekundungen mit großer Geschwindigkeit in die andere Richtung.

Dessen ungeachtet ist dieses Buch eine seltene Aufklärungsschrift mit faszinierenden historischen Parallelen.
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