Rezension zu Die Gesandten von Henry James
Tolle Dialoge, langsame Handlung, schmucke Ausgabe
von lesestunden
Kurzmeinung: Tolle Dialoge, langsame Handlung, schmucke Ausgabe
Rezension
lesestundenvor 8 Jahren
Henry James legt mit Die Gesandten ein sehr geschickt komponierten Roman vor, der es schafft aus der stark begrenzten Sicht seines Protagonisten ein soziales Gefüge und seine einzelnen Personen sehr genau zu durchleuchten, sie in Beziehung zueinander zu setzen und ihr Denken und Handeln auf die Hauptperson zu projizieren. Sehr faszinierend sind die gelungenen und spannenden Dialoge, die vielschichtigen und realistisch wirkenden Menschen und der zu beobachtende Wandel, der in den Gesandten vor sich geht. An vielen Stellen reflektiert James aber zu viel, wird mit den Gedankengängen sehr genau und damit verliert der Roman an Tempo und wird stellenweise langatmig. Die Sätze sind sehr verwinkelt, lange und mit vielen Nebensätzen angereichert. Ein Sog beim Lesen ist für mich ausgeblieben und die vielen Andeutungen, die Menge an Informationen, die zwischen den Zeilen zu finden sind, machen es erforderlich, sich wirklich Zeit für das Buch zu nehmen und es mit viel Aufmerksamkeit zügig durchzulesen, da man sonst recht schnell den Faden verlieren kann oder Details nicht behält. Und genau darin liegt die Stärke des Buches: In den Feinheiten der zwischenmenschlichen Kommunikation im gesellschaftlichen Reigen des schönen Paris. Auch emotional hat mich das Buch nur wenig gepackt. So bleibtDie Gesandten eine Empfehlung für Leser, die sowohl sprachlich, als auch inhaltlich mit einer gewissen Komplexität zurecht kommen, sehr aufmerksame Leser sind und ein Vergnügen in vielen Dialogen und dem Erfassen von fein nuancierten gesellschaftlichen Beziehungen finden.
Ausführliche Rezension: http://www.lesestunden.de/2016/01/die-gesandten-henry-james/
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