Herbert Franke

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Cover des Buches Die goldene Truhe (ISBN: 9783100096487)
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Rezension zu "Die goldene Truhe" von Wolfgang Bauer

2000 Jahre chinesische Novellen
sabistebvor 11 Jahren

Diese Novellensammlung enthält 49 Novellen aus 2000 Jahren chinesischer Geschichte.

1. Aus den Plänen der kämpfenden Staaten: Yü Jang
2. Aus den Plänen der kämpfenden Staaten: Niä Dscheng
3. Si-ma Tjiän - Der Fürst von Meng-tschang
4. Anonym - Prinz Dan von Yän
5. Dschau Yä - Prinzessin Purpurjade
6. Ling Hsüan - Der Kaiser und die beiden Schwestern
7. Gan Bau - Der Freund aus dem Jenseits
8. Gan Bau - Das Schneckenmädchen
9. Sehen Dji-dji - Die Fuchsfee
10. Yüan Dschen – Goldamsel
11. Li Gung-dso: Das geträumte Leben
12. Bo Hsing-djiäng: Die Dame in der Hauptstadt
13. Du Guang-ting: Der Fremde mit dem Lockenbart
14. Pe Hsing: Rotfaden
15. Hsü Tang: Die beiden Freunde
16. Djiang Fang: Die verlassene Geliebte
17. Sehen: Der betrogene Held
18. Dschang Schi: Rotes Laub in den Wellen
19. Liu Schi'-yin: Jungjade
20. Guo Tuan: Die fürsorgliche Mutter
21. Tjin Tschuri - Der Gelehrte und die Kurtisane
22. Unbekannter Verfasser - Die Insel der Schwarzröcke
23. Unbekannter Verfasser - Die Kokotte mit dem reinen Herzen
24. Tjü Yu - Das Geisterland
25. Tjü Yu - Der Turm des zweifachen Duftes
26. Tjü Yu - Die Päonienlaterne
27. Tjü - Eine seltsame Begegnung
28. Tjü Yu - Der Spender von Reichtum und Ehren
29. Tjü Yu - Eisvogel
30. Li Tschang-tji - Die Bäume am Grab
31. Li Tschang-tji - Die tanzenden Schwerter
32. Li Tschang-tji - Phönix
33. Li Tschang-tji - Jaspis
34. Li Tschang-tji - Der Hibiscusschirm
35. Li Tschang-tji - Das Schaukelfest
36. Dschu Yün-ming - Einen Scherz machen und eine Braut gewinnen
37. Hsü Fang - Die kühne Gattin
38. Lin Yün-ming - Fräulein Lin
39. Gu Tsai - Der bärtige Holzfäller
40. Hsü Schl-djün - Wang Vierzehn
41. Li Yü - Der starke Mann vom Tjin-huai
42. Wang Schi-dscheng - Das verlorene Geld
43. Niu Hsiu - Magische Künste
44. Niu Hsiu - Der ehrliche Finder
45. Aus dem Tjiu-dënglu: Fräulein Wolke
46. Aus dem Tjiu-dënglu: anonym, Die Rache
47. Dschang Hung - Der Tempel des Herrn Tscheng
48. Pu Sung-ling - Die kluge Nachbarin
49. Pu Sung-ling - Das Purpurtuch

Die Novellen sind alle sehr unterschiedlich, haben ihren eigenen Charakter, und dennoch kommen sie einem bekannt vor. Fast alle haben irgendwie später Parallelen in der europäischen Literatur gefunden.

Die ganz frühen Geschichten aus den ersten 3 Jahrhunderten vor Christus sind sehr kriegerisch, archaisch und blutig. Assassinen werden ausgeschickt, Morde, Selbstmorde, alles sehr direkt, prägnant und tragisch, wie in Hero. Vasallentreue bis in den Tod. Später wandeln sich die Themen. Es geht um das Leben am Hofe, die Kurtisanen und deren Leben, um die Suche nach der wahren Liebe, allgemein um das pretty Woman Motiv, von der käuflichen Dame zur treuen Ehefrau und Mutter.
Spätere Novellen hingegen erinnern an die viktorianischen gothic Geistergeschichten. Nr. 26 erinnert ein wenig an Geschichten wie die Geisterrickscha von Kipling.
Das Rapunzelmotiv wurde ebenfalls bereits von Novelle 25 vorweggenommen und Novelle 30 erinnert stark an Romeo und Julia. Große Liebe, Liebeskummer, Tod. Die liebende Tote, die ihrem Geliebten bis in den Tod hinein die Treue hält.

Aber es gibt auch sehr moderne Beziehungen zwischen Mann und Frau, so in Novelle 10 Goldamsel: Ein Junger Mann verliebt sich in Siebzehnjährige. Es entwickelt sich eine Teenagerliebe mit sprödem Hinhalten, um das Interesse anzufachen, Liebesgedichte und Schluss machen per E-Mail, äh, Brief. Man bleibt aber Freunde und trifft sich noch mal als Erwachsene, um das Thema abzuschließen. Sehr modern. Da hat sich bis heute wenig geändert.
Oder Novelle 18: Rotes Laub in den Wellen, ist so vorhersehbar, poetisch und kitschig, die könnte von Rosamunde Pilcher sein.
Nr. 38. Ist voller Beamtenhumor: "Das hier ist ein amtliches Gebäude unseres Kaiserhofes - was gibt es hier zu spuken und sich derart aufzuführen?“ Die Beschreibung des angepissten Geistes erinnert an die Monster in japanischen Animes, wie in Prinzessin Mononoke.
Der Klopfer ist aber Nr. 6. Ling Hsüan - Der Kaiser und die beiden Schwestern: Die wurde später anonym zu einem Roman umgearbeitet namens "Der Goldherr besteigt den weissen Tiger". Der Autor des Goldherren hat dem kompletten Plot 1:1 übernommen und nur um gewissen zwischenmenschliche Aktionen erweitert, das ist schon extrem dreist. Gut Ling Hsüan war schon 1600 Jahre tot, als der Goldherr erschien, selbst nach Disney Maßstäben ist da das Copyright ausgelaufen, aber dennoch…

Fazit: Mit den Jahrhunderten, verändern sich die Inhalte und die Themen der Novellen und sind ein wunderbarer Spiegel der Gesellschaft und was sie zu den jeweiligen Zeiten bewegte. Geschichtliche Ereignisse fließen in die Geschichten ein, die Kriege zwischen den frühen Kleinstaaten, der Einfall der Mongolen, politische Unruhen. Viele Motive der europäischen Literatur, die teils erst ab dem 17. und 18. Jhdt oder noch später auftauchen, sind hier bereits vorweg genommen, teilweise so exakt, dass man den europäischen Autoren schon fast unterstellen könnte, sie hätten bei den antiken Chinesen abgeschrieben, wenn das nicht eher unwahrscheinlich wäre.
Einige Geschichten sind witzig, überraschend, frech und unterhaltsam. Viele sind einfach nur sehr fremd und schwer verständlich, wenn man sich nicht in der chinesischen Mythologie und Literatur auskennt. Die übersetzten Gedichte und warum sie so genial sein sollen, die Wortgefechte in Gedichtform, entzogen sich mir jedoch komplett.

Cover des Buches Der Goldherr besteigt den weissen Tiger (ISBN: 9783859660496)
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Rezension zu "Der Goldherr besteigt den weissen Tiger" von F K Engler

Heißer, erotischr Roman aus dem alten China (1621)
sabistebvor 11 Jahren

Die Geisterfüchsin und der Schwalbengeist stehen beide kurz vor ihrem Aufstieg, was ihnen noch fehlt ist Ying und Yang das anderen Geschlechts. Beide beschließen daher, es zu stehlen und so den eigenen Aufstieg zu beschleunigen. Als die Geisterfüchsin dem Schwalbengeist sein Yang entwendet (und ehrlich, da ist er selber schuld, typisch Mann halt, er verdient es nicht anders), tickt dieser aus, und greift sie und ihr Gefolge mit seinen Getreuen an. Der Obergott Jadekaiser ist von den beiden Streithähnen genervt und beschließt, sie sollen wiedergeboren werden, als Zwillingsschwestern, und in einer Runde als Mensch lernen, miteinander klar zu kommen.

Die beiden werden als nymphomanische Schwesten Fe-yän und Ho-dö, als uneheliche Kinder einer Prinzessin geboren, die mit dem Lustknaben ihres Gatten einen Seitensprung hatte. Sie drückt dem Ex, die Kinder aufs Auge, der sie aufzieht. Früh verweist müssen die beiden Mädchen schon als Teenager für sich sorgen und so ist es nicht verwunderlich, dass sie bald die Freuden der fleischlichen Liebe erkunden und sich einen Liebhaber zulegen, der sie auch mit Lebensmitteln versorgt. Nach einigen Umwegen verliebt sich der Kaiser in die beiden und nimmt sie zur Frau. Im Palast jedoch treiben es die Schwestern so richtig bunt, über gemeinsam geteilte Liebhaber, Menage a Trois, spannen, Gangbang, Kindsmord, fast alle Spielarten der Liebe werden durchexerziert (außer lesbischer Praktiken). So hatte sich der Jadekaiser das mit der Wiedergeburt, Sühne und gut miteinander auskommen nun wirklich nicht gedacht.

 

Dieses Buch ist ein historisch erotischer Roman aus dem alten China (1621). Aus heutiger Sicht ist ein historischer Roman ohne Erotik kaum vorzustellen. Schuld sind wohl Romane wie „Die Wanderhure“, die dieses einstmals seriöse und sozialkritische Genre zu Hausfrauenerotik in historischem Flair degradiert haben. So gesehen, ist dieser Roman top aktuell. Hier wurden historische Personen mit schlechtem Ruf, die schon von der Geschichte als amoralisch und verdorben überliefert wurden, hergenommen und ihre Verfehlungen spannend und mit viel S*X verpackt erzählt. Die Übersetzung nutzt dabei viele Exotisierungen, bzw. sie macht das, was man auch bei der neuen Game of Thrones Übersetzung gemacht hat: Sie übersetzt die Eigennamen der Personen, was mehr als sinnfrei ist, sowohl in moderner als auch klassischer Literatur. Einige Szenen sind schwer nachzuvollziehen, wie die Kindsmorde, sie wirken unlogisch und wie ein Bruch in der Geschichte, sind jedoch historisch belegt und mussten daher (ein wenig ungeschickt) eingebaut werden.

Die Bettszenen sind mehr als freizügig, wer also Probleme mit solchen Textstellen hat, sollte die Finger von diesem Buch lassen:

„Und gleichsam um ihre Worte zu bekräftigen, schlag sie ihre Beine um seine Hüften. Er aber rammte ihr seinen Jadestengel bis zur Wurzel in die Lustgrotte und werkte und walkte, bis sich bei ihr der erlösende Regen einstellte […].“ Kung Fu bis zur Wurzel in diversen (anatomisch fragwürdigen) Stellungen. Kein Wunder, dass die Schweizer damals Probleme mit diesem Buch hatten und einige Prozesse gegen die Veröffentlichung liefen (und es auch Bücherverbrennungen gab). In Zeiten von „Shades of Grey“ kaum noch vorstellbar. Die Bettszenen sind meist (aus weiblicher Sicht), gerade durch ihre Exotisierungen stilvoll und nicht so platt und bemüht wie in vielen heutigen Romanen, da können Jungautoren noch einiges lernen.

Überlagert wird diese Geschichte durch viele daoistische Motive über Aufstieg, Schuld und Sühne, die Europäern fremd und schwer zugänglich sind. Ich hätte mir daher insgesamt deutlich mehr erklärende Fußnoten gewünscht, hier bleibt vieles für mich nebelhaft. Diese religiösen Überlagerungen machen den Roman eher erotischer.

Schlecht finde ich, dass zwei Kapitel aus einem anderen Buch einfach als Exkurs eingefügt wurden. Nicht nur, dass der stilistische Bruch unangenehm auffällt (auch wenn die Geschichte durchaus spannend ist), es gehört sich einfach nicht, zwei fremde Buchkapitel in eine andere Geschichte zu packen. Das ist so, als wenn man in Shades auf grey zwei Kapitel eines Abenteuerromans packen würde. OK, der Held such das magische Viagra (das die Kaiserinnern dann überdosieren, weil sie zu doof sind sich an Dosierungsanweisungen zu halten), so gesehen passt es rein, aber es stört dennoch.

Insgesamt ist der Roman sehr modern übersetzt (für meinen Geschmack teils ein wenig zu modern), gut zu lesen und erstaunlich aktuell. So anders waren die Menschen damals nicht, die Sozialkritik an den Oberschichten ist die gleiche Geblieben, genau wie deren Verhalten. Deutlich spannender und lesbarer als europäische Literatur aus dem gleichen Zeitraum.

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