Rezension zu "Ungehorsam" von Rotraud A Perner
"Ungehorsam" ist ein Buch, das Artikel und unterschiedliche Sichtweisen zu diesem Thema aus religiöser, sozziologischer wirtschaftlicher...... Sicht als Festschrift zum 60. Geburtstag von Helmut Schüller beleuchten soll.
So verschieden die Beiträge der Autoren zu diesem Thema sind, so groß ist auch die Bandbreite der Qualität der Artikelinhalte. Somit werde ich nun die Auswahl der Beiträge als Gesamtbild aus meiner Sicht bewerten.
Auf den ersten 100 Seiten hatte ich ehrlich gesagt riesige Probleme mit den Inhalten. Ich hatte eine weite Bandbreite der Auseinandersetzung mit dem Thema Ungehorsam erwaretet, aber leider suhlten sich die ersten Artikel einerseits in der kirchengeschichtlichen Vergangenheit, ohne den Bezug zur gegenwärtigen Gesellschaft zu schaffen, andererseits wurden ausschliesslich kircheninterne Streit- und Organisationsprozesse thematisiert und keine philosophischen Auseinandersetzungen mit dem Thema Ungehorsam, wie ich es von einem gebildeten (theologischen) Diskurs erwartet hätte. Irgendwie hätte ich mir weniger Wühlen in den eigenen streng limitierten christlichen kleinen Schubladen, sondern mehr Weitblick über den Tellerrand hinaus durch Reflexion gesamtgesellschaftlicher Konzepte erwartet. Zwar wurden von wenigen Autoren doch vereinzelt problematische Auseinandersetzungen mit dem Milgram Experiment und der nationalsozialisitschen Gehorsamsideologie angesprochen (z.B. Peter Huemer), jedoch nur in Nebensätzen so en passent.
Ab der Mitte des Werkes wurde es jeodoch besser. Ein paar Artikel waren wirklich grenzgenial und vermittelten mir persönlich völlig neue Sichtweisen, wie z.B. Hubert Christian Ehalt, der den Gerhorsam in modernen Unternehmensorganisationen und der Wissensgesellschaft reflektierte, Heribert Franz Köck, der das Thema Ungehorsam aus juristischer Sicht thematisierte und mein Favorit Christian Felber, der aus Ungehorsam alternative Wirtschafts- und Bankensysteme konzipiert. Großartig!!
Am Ende bleibt noch zusätzlich zu bemerken, dass das Lektorat genauer hätte arbeiten können. Neben dem Fehlen von Buchstaben und Tippfehlern sind "Hurenkinder" an der Tagesordnung und solche formalen Probleme machen mich beim Lesen immer wahnsinnig.
Fazit: Einige Highlights bestehen, aber dieses Buch ist ein sehr christlich-katholisch zentriertes Werk, der vielzitierte Blick über den Tellerrand und Beleuchtung des Themas aus unterschiedlichen Sichtweisen ist leider nur marginal vorhanden.