Schon die Brezen vor blau-weißen Rauten auf dem Titel sind ein Statement. Bei diesem Bilderbuch darf man den ironischen Anteil nicht übersehen. Meine Mutter hatte es meinem Sohn damals recht bald nach der Geburt geschenkt, damit er etwas über seine „bayerischen Wurzeln“ erfährt. Und ich fand es damals auch schön, wenn jenseits der ganz schlichten Gegenstände wie Ball oder Blume, die sonst in den allerersten Büchern zu finden sind, mal ganz anderes abgebildet ist. Ball (mit roten FC-Bayern-Hosen) oder Blume (Enzian) kommen aber dennoch vor.
„Mein erstes Bayernbuch“ bildet natürlich viele Klischee-Bayern ab, aber mir hat immer gefallen, dass es jenseits des Bergvolks in den Alpen (was auf einen Großteil des Bundeslandes eh nicht zutrifft) auch Technik, Kunst und Wirtschaft mit einbezieht. Sehr dem Klischee entsprechen die Lederhosen, die Alm vor dem Alpenpanorama, das Kalb (oder Kaiberl), oder Ludwig II. (den „Kini“). Es gibt aber auch einen Putto, der auf den bayerischen Barock und Rokoko verweist, die (Nürnberger) Lebkuchen, Skiabfahrt und ein BMW-Motorrad. Der Stil der Bilder gefällt mir zudem sehr gut. Und die Bilder kommen komplett ohne Text aus, so dass man sich mit dem Kind gemeinsam überlegen kann, wie man die Bilder beteten möchte.
Mein Sohn hat das Buch ab circa einem bis etwas 4 Jahre immer wieder gerne zur Hand genommen. Es ist also langlebiger als andere Bücher der Kleinkindzeit. Generell finde ich ja Bilderbücher eigentlich immer etwas albern, wenn sie mit „erstes XY“ titeln, weil man ja nicht weiß, wie viele „erste“ Bücher das Kind bislang schon hatte. Da dieses Buch aber vermutlich wirklich ziemlich einzigartig ist, fand ich es hier schon wieder witzig.
Für kleine Menschen, die in Bayern leben, ergibt das ein witziges Bilderbuch. Dafür 5 von 5 Sternen.