Cover des Buches Der Tote, der nicht sterben konnte (ISBN: 9783903091085)
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Rezension zu Der Tote, der nicht sterben konnte von Hermann Knapp

Der Tote, der nicht sterben konnte - Hermann Knapp

von Gedankenflüge vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Eine wirklich tolle Geschichte, mit einem etwas schwachen Ende. Und doch mit vielen philosophischen Fragen und Gedanken zum Mensch sein.

Rezension

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Gedankenflügevor 8 Jahren

Zur Geschichte
Mein Name ist Martin, Martin Heinz, bin Verheiratet, habe 2 Kinder und bin Anfang 30 und mein Leben ist, wie soll ich sagen, normal. Ich geh zur Arbeit, wie jeden Tag und dann ist nichts mehr so wie es war. Und nichts mehr ist normal, gar nichts mehr! Denn ich hatte einen Unfall. Einen, der mich hätte töten sollen. Und dennoch stehe ich hier und verzweifle. Weder ich, noch die Ärzte, noch die Wissenschaft weiss, was mit mir ist. Ich bin tot, und doch nicht. Meine Körperfunktionen sind eingestellt, doch ich bin noch hier. Ich "lebe". Auch wenn mein Körper das nicht mehr tut. Nur wie kann das sein? Die Wissenschaft hatrausgefunden das es an einem Supervirus liegt das manche Menschen nicht mehr richtig sterben können. Wie, die diesem Schicksal verfallen sind, werden "Unlebendige" oder auch "Abrosiander" genannt. Als wäre das nicht schon schlimm genug, wir werden von den Menschen geächtet! Wie Aussätzige behandelt, sie haben Angst vor uns, vor dem Virus. Sie sehen uns nicht mehr als Menschen, doch was sind wir dann?

Die Menschheit hat ein neues Feindbild, die Abrosianer!

Der Anfang...

Ausgerechnet in einer österreichischen Kleinstadt trafen ein Vogelgrippevirus, ein Schweinegrippevirus und ein Kakerlakengrippevirus aufeinander und verschmolzen zu einem monströsen Supervirus.
Von der Kakerlakengrippe hatte zu diesem Zeitpunkt noch niemand auf der Welt etwas gehört, was eigentlich seltsam war, da grade Kakerlaken ein durchaus beliebtes Forschungsobjekt darstellten.



Meine Gedanken zum Buch
Klar fiel mir als erstes der Titel ins Auge. Ich mag ja Bücher die schräg sind und der Titel versprach doch eine etwas andere Geschichte. Und es hätte keinen bessern Titel geben können. Auch das Cover passt hervorragend, Heinz sitzt auf seinem Sarg, schaut Richtung Licht... Mehr verrate ich nicht, denn wer das Buch lesen mag, wird rausfinden auf welche Szene dieses Bild abzielt ;) Mir gefällt es, es ist düster, und irgendwie doch nicht.

Hermann Knapp kannte ich als Autor noch nicht, aber ich mag sein Schreibstil wirklich gerne. Es ist gespickt mit Humor, Galgenhumor, wenn man es so sagen will. Denn das Thema ist ja an sich kein fröhliches. Die Geschichte liest sich leicht und flüssig, so das man wirklich schnell voran kommt.

Was eben die Geschichte, das Thema angeht, es geht ums sterben. Den Tot. Aber auch um das Mensch sein, die Menschlichkeit. Um die Angst was danach kommt, Angst vor dem Unbekannten, die Trägheit der Menschen, der fatale Hang zur Gewalt wenn man sich Hilflos fühlt. Und um die Würde. All das wird in diser Geschichte untergebracht. In eine Geschichte die zum nachdenken anregt. Heinz hält uns den Spiegel vor, wenn auch immer nur ganz kurz. Aber es reicht um hinein zu sehen und sich Fragen zu stellen. Fragen wie "Was macht den Menschen aus", "Was ist Menschlichkeit" oder "Können die Menschen im gesamten sich ändern um den Untergang der Menschheit zu verhindern"? Oder werden diese sich immer bekriegen, terrorisieren, die Erde ausbeuten und so weiter? Eigentlich wurden sehr aktuelle Fragen in eine ganz spezielle Geschichte gepackt. Man muss manchmal auch zwischen den Zeilen lesen um all den Fragen zu begegnen aber ich finde dies macht die Geschichte eben auch grade so besonderen.

Oberflächlich gesehen ist dies einfach nur eine etwas andere Art von Zombie-Geschichte, die mit ein wenig Fantasy und Mythologie Elementen gespickt ist. Mir ist klar das dieses Buch nicht für jeden etwas ist, aber ich persönlich find es wirklich super.

Heinz als Protagonist ist mir schnell ans Herz gewachsen. Man leidet mit ihm mit, nicht nur während des Unfalls, nein auch als er erkennen musste das sein neues "Leben" nicht so wird wie erhofft denn die Unlebendigen, wie sie erst genannt werden, machen den Menschen angst, und was passiert wenn Menschen angst vor dem Unbekannten haben? Genau, sie wollen es loshaben. Mit allen Mitteln. Nicht nur das Er und Seinesgleichen in speziell für sie errichtete Lager verfrachtet wurden, nein, Er, der Erste dieser Art, wird auch noch als Versuchskaninchen missbraucht.

Heinz versucht sich zu arrangieren und versucht nicht zu verzweifeln. Doch was hat er noch, für das es sich zu leben lohnt? Sein Leben gibt's nicht mehr. Denn Job, Frau und Kinder, Freunde ebenso wenig, wollen je wieder etwas mit ihm zu tun haben. Also was ist er denn noch? Kein Mensch, so hat die Regierung entschieden und somit auch allen rechten und Pflichten beraubt. Zu einem Schattendasein verdammt, verfolgt zu werden, bis zu jenem Tag als er zum Kanzler gerufen wird und den Auftrag bekommt, den Tot zu finden. Und so macht er sich auf den Weg diesen zu suchen, nicht zuletzt weil er selber keinen Grund mehr sieht weiter zu leben.

Leider ist mir aber der Schluss etwas zu abrupt. Die Ausführungen und die Schlusskonsequenz zwar nicht ganz unlogisch aber da es so schnell zusammen gefasst wurde, wirkt das ganze schon fast banal. Was ich wirklich schade finde. Denn eigentlich hätte diesem Teil auch 2 / 3 Kapitel gewürdigt gehört. Find ich zumindest, denn schlussendlich ist dies die Moral der Geschichte.

Mein Schlussfazit
Eine wirklich tolle Geschichte, mit einem etwas schwachen Ende. Und doch mit vielen philosophischen Fragen und Gedanken zum Mensch sein. Man sollte allerdings nicht zu schnell drüber lesen sondern sich Zeit nehmen die kurz angedeuteten Gedanken auf zu nehmen und sich drauf ein zu lassen und nicht gleich wieder zu verwerfen. Ich hab mich immer wieder dabei ertappt die Geschichte mit der jetzigen Situation zu vergleichen, vieles passt einfach nur zu gut in die heutige Zeit. Es lohnt sich.
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