Blinde erschien im Jahr 1985, wurde 1992 von Thomas Plaichinger ins Deutsche übersetzt. Die Sprache hat sich inzwischen weiterentwickelt und das ist ein Prozess, den niemand aufhalten werden kann. Auch wenn Anglizismen verpönt sind, haben sie doch Einzug in unseren alltäglichen Sprachgebrauch gemacht. In diesem Sinne wäre es spannend, wie eine gegenwärtige Übersetzung aussehen würde und ob man dieses kleine feine Buch von Hervé Guibert überhaupt noch verlegen würde. Ich fürchte, dass ich die Antwort bereits kenne.
Wie der Titel schon verrät sind die Hauptcharakter blind und versuchen ihr Leben in allen Facetten zu leben. Dabei nimmt Hervé Guibert kein Blatt vor den Mund und erzählt eine etwas abstruse Geschichte, auf die man sich als Leser erstmal zurechtfinden muss. Josette, besorgt sich ein Mäusepärchen und sticht ihnen die Augen aus. Sie möchte herausfinden wie sich die Blindheit auf das Sexualverhalten der Tiere auswirkt. Es ist wohl nicht mein liebstes Werk von ihm, um sich dem Schriftsteller, seinem Leben und seinen Werken tatsächlich nähern zu können ist es unerlässlich alles zu lesen. „Dem Freund, der mir das Leben nicht gerettet hat“ hat mir dann doch um einiges besser gefallen.
Hervé Guibert wurde 1955 in Paris geboren. Er war Mitarbeiter der Kulturabteilung der Zeitung Le Monde, Fotograf. Blinde war sein siebtes Buch, dessen Übersetzung ins Deutsche er nicht mehr erlebte. 1991 verstarb der geniale Schriftsteller an den Folgen von Aids.