Eine literarische Enthüllung über die Erkrankung des Schriftstellers
von Nespavanje
Kurzmeinung: Eine literarische Enthüllung über die Erkrankung des Schriftstellers an HIV.
Rezension
Der Roman von Hervé Guibert – Dem Freund, der mir das Leben gerettet hat – erschien zu einer Zeit als die AIDS-Epidemie als Schwulenkrebs galt, viele Leben forderte und es keine ausreichende Behandlung gab. Er erzählt in dieser teilweise fiktiven Autobiografie von den Anfängen der Erkrankung, der Unwissenheit und Ungewissheit.
Es ist aber nicht nur eine emotionale Lebensbeichte, sondern auch eine wütende Abrechnung. Er erzählt von der Hexenjagd auf Personen und wie sie sich immer wieder erklären mussten nicht an HIV erkrankt zu sein und nicht an AIDS zu sterben; von Scharlatanen, der sich die Opfer oft freiwillig und unfreiwillig unterworfen haben, immer mit der Hoffnung auf die Gesundung durch Medikamente, deren Wirkung keine Resultate zeigten. Er erzählt von Menschen die an den Folgen gestorben sind. Prominentes Beispiel ist sein Freund Michel Foucault, in diesem Roman Muzil genannt, bedeutender Philosoph und Galionsfigur der Schwulenbewegung, der 1984 an den Folgen von Aids starb.
In einer französischen Literatursendung zitierte und mokierte ein Moderator aus seinem Buch und beschrieb eine Szene, in der sich Hervé Guibert, als er von seiner Erkrankung noch nichts wusste und die Hand des Freundes Muzil geküsst hatte, zuhause die Lippen beschämt einseifte und abwusch, mit den Worten: „Das ist schrecklich!“ Guibert, von Aids gezeichnet und todkrank, antwortete: „Ja, das ist schrecklich. Doch es ist die Wahrheit.“
Im selben Jahr als das Buch auf Deutsch erschienen ist, starb der Schriftsteller und Fotograf Hervé Guibert an den Folgen der Erkrankung, der sich 1982 mit der damals noch fast unbekannten Immunschwäche infizierte.