Heðin Brú

 3,3 Sterne bei 8 Bewertungen

Lebenslauf

Heðin Brú (1901–1987), eigentlich Hans Jacob Jacobsen oder Hans Jákup í Stovuni, stammt aus dem Ort Skálavík, der am östlichsten Zipfel der färöischen Insel Sandoy liegt. Brú fuhr als junger Mann als Fischer zur See und arbeitete nach einer landwirtschaftlichen Ausbildung in Dänemark als Landwirtschaftsberater auf den Färöer Inseln. Der Autor Heðin Brú ist heute ein färöischer Klassiker und wird für seinen frischen und ironischen Stil geschätzt. Sein Roman 'Vater und Sohn unterwegs' (Färöisch: 'Feðgar á ferð', erschienen 1940) gilt als wichtigster färöischer Roman und ist auch der erste Roman, der aus dem Färöischen ins Englische übersetzt wurde. Mit ihm gelang es Heðin Brú, die färöische Sprache auch als Literatursprache zu etablieren. Zusammen mit seinen beinahe gleichaltrigen Kollegen William Heinesen, Jørgen-Frantz Jacobsen und Christian Matras spricht man auch von den 'großen Vier' ihrer Generation auf den Färöern. Heðin Brú nahm im kulturellen Leben auf den Färöern eine wichtige Rolle ein, er schrieb neben einigen kurzen Romanen zahlreiche Erzählungen, war Mitherausgeber der Literaturzeitschrift »Varðin« und übersetzte u. a. William Shakespeare und Märchen der Gebrüder Grimm ins Färöische.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Heðin Brú

Cover des Buches Vater und Sohn unterwegs (ISBN: 9783548288055)

Vater und Sohn unterwegs

 (5)
Erschienen am 10.03.2017
Cover des Buches Des armen Mannes Ehre (ISBN: B0000BQ98O)

Des armen Mannes Ehre

 (1)
Erschienen am 01.01.1966

Neue Rezensionen zu Heðin Brú

Cover des Buches Vater und Sohn unterwegs (ISBN: 9783945370032)
Orishas avatar

Rezension zu "Vater und Sohn unterwegs" von Heðin Brú

Ein Leben zwischen Tradition und Moderne
Orishavor 2 Jahren

Die Grindwaljagd steht vor der Tür. Kétil und Kálvur aus Seyrvágur machen sich bereit, wie alle Männer des Ortes. Doch nichts läuft nach Plan, eine Nachtschicht muss her und am Ende verkalkuliert sich Kétil auch noch und bringt einen Berg Schulden mit nach Haus. Fortan bemühen sich seine Frau und er, irgendwie das Geld heranzuschaffen. Da wird gestrickt, gemästet, gefischt und gewerkelt - alles um dem Bezirksvorsteher pünktlich sein Geld zu übermitteln.

Hedin Brú gilt als wichtigster Autor der Färöer und nimmt uns mit eine andere Welt. Eine Welt, die vom Einbruch der Moderne gekennzeichnet ist und die das Alte nach und nach zu verdrängen droht. Das spürt besonders Kétil, der durch seine namenlosen Söhne, immer wieder mit diesem Umstand konfrontiert wird. Ist es für ihn geradezu eine Schande Schulden zu machen, scheinen die jungen Leute sich darum kaum zu scheren. Für sie gehören Schulden zum Leben dazu. Kétil kann sich damit aber nur schwer abfinden und so ackert er sich ab, nur um am Ende immer wieder ohne dazustehen. Denn zum Leben gehört für ihn auch, dass man füreinander einsteht, das man den hungrigen und denen, die noch viel weniger haben, etwas abgibt. 

Dieser Kontrast ist durchaus spannend, denn Brú konfrontiert diese alten Wert mit den Neuerungen der Moderne. Immer mehr braucht der Mensch zum Leben: Mehr Abwechslung bei Essen, mehr Raum, mehr materielle Dinge - und das oft ohne unbedingt mehr Aufwand zu haben (so scheint es). Und obwohl dieses Setting auf den Färöer durchaus spannend ist, muss man für dieses Buch wirklich Muße mitbringen. Es ist kein Buch für jedermann, nichts für mal zwischendurch. Man muss sich irgendwie schon interessieren. Denn die Story selbst bringt wenig neues, auch die Dialoge sind nicht das, was das Buch ausmachen. Es ist schlichtweg das Setting. Ob das für eine gute Lektüre ausreicht, muss jeder für sich prüfen. 

Kurzum: Ein interessantes Setting mit altbekannter Message, der den Bruch zwischen Altem und Neuen auf den Färöern aufzeigt. Durchaus lesenswert.

Cover des Buches Des armen Mannes Ehre (ISBN: B0000BQ98O)
Seefahrers avatar

Rezension zu "Des armen Mannes Ehre" von Heðin Brú

Rezension zu "Des armen Mannes Ehre" von Heðin Brú
Seefahrervor 12 Jahren

Alte und neue Welt kollidieren. An Generationenkonflikten enstpannen sich die größten Dramen und Epen der Literaturgeschichte (Nibelungenlied, ...). Oder auch kleine Erzählungen, wie diese hier.

Ein alter Fischer auf den Färöer-Inseln lässt sich dazu hinreißen, beim Fest der traditionellen Waljagd „Grindadráp„ ein großes Stück Walfleisch zu kaufen, obwohl es sein Budget übersteigt.
Für uns mag dieses „Abschlachten“ der Wale im Sund undenkbar sein. Für Ketil, den alten Fischer, ist es die Tatsache diesen Kauf getätigt zu haben, obwohl es seine Finanzen nicht zulassen. Da die Rechnung erst in ein paar Monaten kommt, bleibt ihm Zeit das Geld aufzutreiben. Denn Schulden machen, das ist gegen die Ehre des armen Fischers.

Zugegeben, für uns im Hier und Heute klingt das nicht spannend. Doch wegen der Handlung liest man dieses Buch nicht.
Man liest es, weil man dem Zeitgeist der 1960er und dem Milieu nachspüren will. So erwarten einen liebevoll gezeichnete, schrullige Charaktere und jede Menge Lokalkolorit, das nicht bemüht wirkt.
Mittelpunkt von Ketil‘s Haus ist die Rauchküche, über der auf Balken Hühner herumlaufen, ab und an etwas fallen lassen. Das Grasdach kann bei Sturm wegfliegen, man muss sich darauf legen und die Schäden mit neuem Stroh decken. Seine Frau hatte 40 Jahre lang dieses Haus nicht verlassen. Walfleisch ist Delikatesse, man kaut auf derben Stücken.

Doch bereits die Jungen leben in einer anderen Welt. Die Häuser haben Metalldächer, die Fischerboote Motoren, man geht einkaufen und gönnt sich etwas, zur Not auf Kredit. Walfleisch wird zerkleinert, oder gar gebraten.

Vor diesem Hintergrund laufen viele menschliche Konflikte. Verwandte reden nicht miteinander, untätige Alte jammern, Töchter wollen besser sein als ihre Mütter, der Tagedieb kommt immer durch. Am Ende helfen sie sich und teilen alles - und sei es nur, weil die Tradition es so will.

Die Alten arbeiten und sparen, stehen früh auf, benutzen alles bis zum Gehtnichtmehr. Sie verstehen die Jungen nicht, die auf Kredit kaufen, ihr Essen beim Krämer kaufen, morgens ausschlafen (also länger als bis 4 Uhr), faul mit Motorbooten fahren und sich fein benehmen.
Die Jungen verstehen die Alten nicht, die nur arbeiten und sparen, ohne zu wissen wozu, anstatt sich Zeit zum Leben zu nehmen.

Als Höhepunkt dient die Beerdigung seines Nachbarn. Die Alten kommen ins Dorf (nach 40 Jahren), sehen all die neuen Häuser, größer und schöner. Finanziert von systematischem Fischfang mit Motorbooten (damals die Industrialisierung der Färöer). Der Ortsvorsteher veruntreute einst Steuergelder, wurde danach als Kämmerer gewählt, weil er immerhin eine zeitlang in Dänemark lebte und vornehm reden kann. Ketils 24-jähriger, etwas minderbemittelter Sohn, bleibt zuhause - wo er mit der Tochter des Tagediebs im Bett erwischt wurde. Für Ketil, den alten Fischer, bricht eine Welt zusammen.
Aber genau darauf zielte dieses Buch ab.

Für uns ist dieser Höhepunkt nicht mehr sonderlich dramatisch. Ein nettes Zeitzeugnis des Lebens auf den Färöer-Inseln der 1960er ist es allemal. Und die menschlichen Konflikte sind ohnehin immer die gleichen. Nur kommen sie hier ganz unaufgeregt daher - was dieses Buch auf jeden Fall zu einer kurzweiligen und gelungenen Unterhaltung macht.

Das war jetzt mehr eine Zusammenfassung als eine Rezension. Nachdem das Buch im Deutschen aber nur über Antiquariate zu finden ist, kann ich ruhig Handlung vorwegnehmen - man sehe es mir nach.

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