Hila Blum

 3,7 Sterne bei 57 Bewertungen
Autor*in von Der Besuch, Wie man seine Tochter liebt und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Hila Blum, 1969 in Jerusalem geboren, lebte auf Hawaii, in Paris und New York. Sie war als Journalistin tätig und arbeitet seit vielen Jahren als Lektorin. Nach dem internationalen Achtungserfolg ihres ersten Romans, »Der Besuch«, gelang ihr mit »Wie man seine Tochter liebt« ein literarischer Bestseller. Hila Blum lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Jerusalem.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Hila Blum

Cover des Buches Der Besuch (ISBN: 9783833310393)

Der Besuch

 (47)
Erschienen am 14.01.2016
Cover des Buches Wie man seine Tochter liebt (ISBN: 9783827014573)

Wie man seine Tochter liebt

 (8)
Erschienen am 27.01.2022
Cover des Buches Wie man seine Tochter liebt: Roman (ISBN: B09HXJJ7KC)

Wie man seine Tochter liebt: Roman

 (1)
Erschienen am 27.01.2022
Cover des Buches Der Besuch (ISBN: 9783844911046)

Der Besuch

 (1)
Erschienen am 11.08.2014

Neue Rezensionen zu Hila Blum

Cover des Buches Der Besuch (ISBN: 9783833310393)
HansDurrers avatar

Rezension zu "Der Besuch" von Hila Blum

Der ganz normale Familienwahnsinn
HansDurrervor 2 Monaten

Sommer in Jerusalem. Es ist heiss. Ein Hochhaus stürzt ein, der Millionär Duclos aus Paris kündigt seinen Besuch an und ein Junge verschwindet.

„Nili denkt, dass man ihn noch finden wird. Nati nicht. Sie streiten sich beim Abendessen darüber: eine kurze Diskussion, verwirrt durch die Hitze. Fast ohne Schwung. Die alten Vorwürfe – seine arrogante Nüchternheit, ihr grundloser Optimismus. Einfach elend. Über einen Jungen, den sie nicht einmal kennen. Danach, ausgestreckt auf dem Sofa, starren sie in den Fernseher, ohne etwas zu sagen.“

Wer so schreibt – differenziert, rhythmisch, spannend – hat meine ganze Aufmerksamkeit. Und wenn ich dann solche Erkenntnis-vermittelnde Sätze wie etwa diesen lese: „Aber heute weiss Nili viele Dinge über ihn, und ihr ist es zu verdanken, dass auch er Dinge über sich selbst weiss.“, oder diese hier: „Kleine Kinder erinnern sich nicht an Geschichten. Bei ihnen gibt es keine zeitlichen Abfolgen, das ist ein Segen.“, dann weiss ich bereits – auch wenn sie ziemlich am Anfang stehen – , dass sich die Lektüre lohnen wird.

Nachdem sie sich einen Monat kannten, schenkte Nili Nati eine Reise nach Paris. Sie verbringen eine verliebte Zeit, gehen am letzten Abend ihres fünftägigen Aufenthalts in die Oper, anschliessend in das zu der Zeit angesagteste Lokal der Stadt, wo Nati merkt, dass er sein Portemonnaie vermisst, inklusive Pass und Flugtickets. Der Millionär Duclos,der mit seiner Frau am Nebentisch sitzt, kommt zu Hilfe ... und kündigt dann eines Tages per Telefon an, nach Jerusalem zu kommen ...

Duclos' angekündigter Besuch ist der Autorin Anlass, die Familiengeschichte von Nati, Nili, Dida und Asia Schoenfeler, mit ihren Höhen und Tiefen, Zweifeln, Ängsten und Hoffnungen vor dem Leser auszubreiten. „Die selektive Geschichte von Familien, denkt Nili. Was fotografiert wird, woran man sich erinnert, was man überarbeitet. Wer kontrolliert das alles? So viele Illusionen saugen der Familie das Blut aus, und bei Familien ihrer Art sind die Knochen dünn und brüchig.“

Das ist wunderbar gekonnt und einfühlsam erzählt, dabei zwischen Zeiten und Orten hin und her springend. Und über allem schwebt Duclos' in Paris zu Nili geäusserter Satz: „Ich hoffe, Sie nehmen Ihre Beziehung zu ihm nicht ernst.“

Hila Blum versteht es meisterhaft, die Spannung aufrecht zu erhalten. Zunehmend ungeduldig werdend wartet man auf Duclos' Jerusalem-Besuch ...

„Der Besuch“ ist eine Ansammlung ganz unterschiedlichster Szenen voll amüsanter, nachdenklicher und anregender Betrachtungen. Etwa als Nili im Frühstückraums des Hotels ein deutsches Paar betrachtet, das schweigend seinen Tee trinkt: „Wie lernen sich solche Menschen überhaupt kennen?, fragt sich Nili. Wie teilen sich zwei so ruhige Menschen mit, dass sie aneinander interessiert sind? Bei Nati und ihr wurde alles sofort und ausführlich besprochen – ihre Liebe führte sie zueinander, mit Pauken und Trompeten. Sie waren die Ursache, die Liebe wuchs aus ihnen selbst; Alchemie von Blicken und Berührungen und Worten. Oder etwa nicht?“

PS: In der Verlagsinformation zum Buch lese ich, dass es sich bei „Der Besuch“ um einen Debütroman handelt, der die Geschichte eines israelischen Paares erzählt und „zwar vor dem Hintergrund des ganz normalen Familienwahnsinns einer modernen Familie, Patchworkfamilie, inklusive kleinen und heranwachsenden Kindern, eigenen wie angenommenen – von den dazugehörigen Tanten und Grossmüttern und Exmännern an dieser Stelle ganz zu schweigen.“ Eine Charakterisierung, die mich köstlich amüsiert, denn ich wusste gar nicht, dass bei modernen Familien, sogar ohne Tanten, Grossmütter und Exmänner, der Familienwahnsinn ganz normal ist.

Cover des Buches Der Besuch (ISBN: 9783833310393)
Tilman_Schneiders avatar

Rezension zu "Der Besuch" von Hila Blum

ein ganz tolles Buch
Tilman_Schneidervor einem Jahr

Nili und Nataniel sind verheiratet, haben Kinder und sie haben eine lange, bewegte Geschichte und sie haben viel Schönes, aber auch viele Geheimnisse. Nili hat eine Tochter mit in die Ehe gebracht und gemeinsam haben sie noch eine Tochter bekommen. Begonnen hat ihre Liebe romantisch und ein wunderbarer Ausflug nach Paris hat sie noch enger werden lassen und auch am nächsten Tag war die Liebe und das Gefühl noch da. Aber genau in Paris sind sie einem Herren begegnet der seltsam prägend für den Verlauf der Geschichte sein soll. Viele Jahre begleiten wir die Familie und in einem außergewöhnlich heißen Sommer in Jerusalem ändert sich viel mehr als man sich wünschen könnte und für Nili und Nataniel heißt es, Farbe bekennen.
Hila Blums Debut Roman ist eine Tour de Force einer Familie und ihre Sprache, ihre Metaphern, ihre detaillierten Beschreibungen sind ein absoluter Lesegenuss.

Cover des Buches Wie man seine Tochter liebt (ISBN: 9783827014573)
angiolettas avatar

Rezension zu "Wie man seine Tochter liebt" von Hila Blum

Familiäre Momentaufnahmen
angiolettavor 2 Jahren

Ganz bezeichnend sind auf dem Cover dieses Romans zwei Bilder zu sehen: es sind Fotografien, Momentaufnahmen, und obwohl sie so viel aussagen, zeigen sie doch nur einen winzigen Teil eines Lebens, einen Abschnitt, einen Ausschnitt. Genau so ist auch dieser Roman aufgebaut: kleine Abschnitte, kleine Szenen, mal ein- und erleuchtend, mal ganz banal.

„Als ich meine Enkelinnen das erste Mal sah, stand ich jenseits der Straße, traute mich nicht näher heran. In den Vororten von Groningen sind die Fenster groß und tief…“ – So beginnt dieser Roman, in dem Ich-Erzählerin Joela schon ganz zum Anfang klar macht: ihre Tochter Lea hat die Brücken hinter sich abgebrochen, lebt ein ganz eigenes Leben, an dem sie ihre Mutter nicht teilhaben lässt. Wie konnte es soweit kommen?
Joela beginnt zu erzählen, von ganz vorne; sie macht klar, wie sehr sie ihre Tochter immer geliebt hat, schon als Baby, als Kleinkind, als Schulkind, als Teenie… „Ich habe mich nach meiner Tochter gesehnt, darf man das? Ist das gesetzlich erlaubt? Und Lea seufzte, obwohl sie damals noch nicht erschöpft von ihrer Jugend war, drehte sich auf den Rücken, streckte mir die Arme entgegen und sagte, das hast du prima abgepasst, ich verteile gerade Gratisumarmungen.“ (S. 100)

Die Liebe, von der Joela erzählt, ist eine universelle Mutterliebe. Manche ihrer Geschichten erscheinen wie ein allzu kurzes Aufflackern einer Erinnerung, bei der nur Joela alleine weiß, wie sie sich ins Gesamtbild fügt; doch gleichzeitig wird sich jede Mutter wiederfinden in diesem Gefühl, ihr Kind umsorgen, behüten und vor Enttäuschungen bewahren zu wollen - und gleichzeitig auch gerade darin zu scheitern.

„ ‚Fürchteten Sie die Unumkehrbarkeit daran? (…) Ein Kind ist geboren‘, sagt Dr. Schönfeld, ‚und das lässt sich nicht rückgängig machen. Man kann ein Kind nicht ungeschehen machen, das ist fürs ganze Leben.‘ ‚Ah‘, sage ich erstickt, ‚nein, nein. Umgekehrt. Ich hatte Angst vor der Umkehrbarkeit. Vor der Umkehrbarkeit fürchtete ich mich.‘“ (S. 199)

Die Handlung dieses Romans beschränkt sich auf die Mutter-Tochter-Beziehung von Joela und Lea, bricht nur einige Male, wenn Joela von sich als Tochter spricht, von anderen Familien, auch von fiktiven Familien aus Büchern. „Ich sehe all die sonderbaren Methoden, mit denen Mütter ihre Töchter aufs Leben vorbereiten, und immer ist es mit Kummer verbunden.“ (S. 296)
 Natürlich ist dieses Buch kein Ratgeber, der den genauen Weg aufzeigt, „wie man seine Tochter liebt“ und trotzdem ist der Titel treffend. Darum geht es. Um nichts weniger, aber auch nichts mehr.

Doch die Sprache, die Hila Blum dafür einsetzt, ist ein wahrer Genuss. Zärtlich und intensiv seziert sie die winzigen Ausschnitte, die Momentaufnahmen, untersucht sie mit der Lupe, vergrößert flatterhafte Regungen zu greifbarer Symbolik. Familiäre Momentaufnahmen reihen sich zu nachvollziehbaren persönlichen Entwicklungen, die in einer zwar erwarteten, aber dennoch überraschend dramatischen Wendung enden.

Es ist eines dieser Bücher, in dem man auf jeder Seite Sätze anstreichen kann, weil sie so aussagekräftig oder so poetisch sind. „Gelegentlich wachte ich noch im Strudel eines Gefühls auf, das weder Phobie noch Schmach war, ein schwankender Tuscheschwaden im Wasser der Seele…“ (S. 204) Diese wunderbar formulierten Alltäglichkeiten lassen in meinen Augen erkennen, dass hier eine Meisterin der feinen Beobachtungen und gewaltiger Sprachgewandtheit am Werke war.

Ein sehr reflektierter und kluger Roman, der zugleich viel Platz für die eigenen Interpretationen lässt.

„Wann immer ich fortan Lea fotografierte, war das Heben der Kamera vor meiner Tochter die hinterhältige Wahl einer Version der Realität unter vielen anderen.“ (S. 34)

Gespräche aus der Community

Aba und ich möchten zwischen den Jahren dieses Buch zu Gemüte führen. Es war lange auf dem SUB und wir wollen es zusammen lesen.

Wer mag kann gerne mitmachen!

48 Beiträge
schokoloko29s avatar
Letzter Beitrag von  schokoloko29vor 3 Jahren

Das hat mich gestört. Ich war sowieso schon genervt, weil das mit Duclos am Ende nichts war, wozu man 300 Seiten lang aushalten musste. Das fand ich schlimmer.

Das fand ich auch. Also, kann man das Buch eigentlich keinen empfehlen!

Diesmal lediglich ein Hinweis auf einen Buchgewinn – wer dem Link folgt kann schon morgen früh Hila Blums DER BESUCH gewinnen...
http://bit.ly/adventskalender-01

Gerne weitersagen!
0 BeiträgeVerlosung beendet
Nachdem die Plätze für die Leserunde leider alle bereits vergeben sind, wollen wir euch weitere 10 Exemplare unseres derzeitigen Lieblingsbuchs schenken: Hila Blums DER BESUCH. 

Und das müsst ihr tun: Schreibt uns eine Geschichte! 

Thema: 

Ein traumhafter Abend, der dich teuer zu stehen kam.

Egal ob erfunden oder wahr, ungeschminkt oder über die Maßen geschönt: Wir freuen uns auf eure Erzählungen, der Form sind keine Grenzen gesetzt! 

Unsere fünf Favoriten veröffentlichen wir in unserem Magazin. Die Urheber erhalten ein schickes Buchpaket, natürlich ist DER BESUCH inklusive. Wir verlinken auch gern auf euren Blog, auf eure Autorenseite oder euer Facebookprofil, da richten wir uns nach euren Wünschen. 

Weitere fünf Exemplare werden unter allen Teilnehmern verlost. 

Und alle Gewinner sind natürlich herzlich eingeladen, an unserer Leserunde zu Hila Blums Debütroman teilzunehmen.

Und so stellen wir uns das vor :-)  

Nati und Nili am letzten Abend ihrer Paris-Reise: Nach einem Opernbesuch leisten sie sich ein Diner im »La Soupière d’Or, dem angesagtesten Lokal der Stadt, einem Königreich aus Licht und Marmor« – es ist kurz vor Mitternacht ...

»

Paris entschleunigt sich vor der Nacht. Sie sind nicht traurig, nicht erschrocken; mehr noch, es kommt ihnen vor, als wäre es übertrieben, wenn sie noch einen Tag länger in der Stadt blieben. So war es genau richtig. Sie diskutieren erneut ohne Angst: Warum hat Nili gestichelt – sie gibt zu, dass sie es getan hat. Warum hat Nati übertriebene Empfindlichkeit demonstriert – auch er gibt das zu. Vielleicht hat Miep tatsächlich mal so etwas zu ihm gesagt, etwas, was all die Jahre in ihm geschlummert hat, obwohl er sich nicht an einen bestimmten Vorfall erinnern kann. Sie analysieren die Tatsache, dass sie analysieren, und sie segnen sich selbst für die Fähigkeit, zu streiten und sich wieder zu versöhnen, und sie bekennen, dass sie beide nicht einfach sind. Um kurz vor zwölf schaut Nati auf die Uhr und sagt: »He, fünf Minuten vor Mitternacht.«

»Wirklich?« 

»Gehen wir?« 

»Ja gern.« 

Beide denken an den langen Weg zum Hotel, sieben Stationen mit der Metro, ein langer Weg, eine lange Zeit unter der Erde – obwohl Nili die Widerspiegelung ihrer Gesichter auf einer Außen- welt aus Glas und Beton liebt: ohne Pickel, ohne Poren, etwas, was der Vollkommenheit von Schatten am nächsten kommt. Wie schön wäre es, wenn sie jetzt schon in ihrem Hotelzimmer wären, nackt im Bett, eine Wange ins Kissen geschmiegt, ein Auge platt gedrückt, so würden sie sich anschauen, einander streicheln, vielleicht mitei- nander schlafen, vielleicht über ihre Kindheit reden, deren Wunder, deren Sünden, eine Papiergirlande von Geschichten. Vielleicht wer- den sie keine Liebe machen, vielleicht werden sie Nase an Nase ein- schlafen und um vier Uhr morgens wird einer von ihnen aufwachen und das Licht ausmachen.

Nati winkt dem Kellner – eine kleine Zeichnung seiner Finger in der Luft – und der Kellner kommt den ganzen Weg zu ihnen, nur um zu sagen: »Ja, mein Herr? Die Rechnung, mein Herr? Selbstverständlich.«

Und jetzt warten sie.

Nati zündet sich eine letzte Zigarette an und leert sein Weinglas bis auf den letzten Tropfen. Sie sind satt, weich vom Alkohol, warm, müde. Nili gähnt wieder. Sie sieht ein bisschen krank aus, sie braucht frische Luft.

»Monsieur«, der Kellner verneigt sich wieder vor ihnen und stellt ein kleines, vergoldetes Tablett vor sie hin. Nati beeilt sich, die Ziga- rette abzulegen, und greift in seine Tasche. Er richtet sich auf und wühlt auch in den hinterenTaschen.

»Was?«, fragt Nili gähnend.

»Mein Portemonnaie«, sagt er. »Ich finde es nicht.«

«

(Hila Blum: Der Besuch, S. 94 f.)


Und jetzt seid ihr dran. Und wir sind gespannt...


96 BeiträgeVerlosung beendet
Letzter Beitrag von  Ein LovelyBooks-Nutzervor 9 Jahren
Oh, das ist natürlich schade. Hast du den Verlag schon mal angeschrieben?

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