Cover des Buches Im Vollbesitz des eigenen Wahns (ISBN: 9783832198329)
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Rezension zu Im Vollbesitz des eigenen Wahns von Hilary Mantel

Der Wahnsinn hat einen Namen: Muriel.

von queenbee_1611 vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Wer „Jeder Tag ist Muttertag“ mochte wird dieses Buch mindestens genauso mögen. Ich bin begeistert!

Rezension

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queenbee_1611vor 8 Jahren
Uns begegnen im Nachfolger zum Buch „Jeder Tag ist Muttertag“ die gleichen Figuren wie im Vorgänger. Muriel Axon, deren Mutter und Kind nicht ganz ohne ihr Zutun verstorben sind, kommt aus der geschlossenen Anstalt. Colin Sidney ist nach wie vor Lehrer, wohnt mit Ehefrau Sylvia und drei Kindern im ehemaligen Haus der Axons. Florence Sidney, seine Schwester ist somit nun seine Nachbarin. Isabel Field, die Sozialarbeiterin und ehemalige Geliebte von Colin, hat ihren Beruf an den Nagel gehängt, ist verheiratet und arbeitet in der gleichen Bank wie ihr Mann.

Colin freut sich auf die bevorstehenden Sommerferien, in denen er sich Zeit und Muße erhofft um Dingen, die er mag nachzugehen und, wenn seine Frau ihrer ehrenamtlichen Gemeindearbeit nachgeht, auch mal allein zu sein um seine Gedanken schweifen zu lassen. Dass dieser Plan so nicht aufgehen wird liegt vor allem an Muriel. Muriel ist aus der geschlossenen Anstalt entlassen worden und hat sich zum Ziel gemacht mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln, das Leben von Isabel, Colin und Florence gehörig auf den Kopf zu stellen. Sie will Rache üben für die Einmischung in ihr Leben und das Leben ihrer verstorbenen Mutter und das Versagen insbesondere Colins und Isabels, die seinerzeit die zuständige Sozialarbeiterin war. Nun ist sie es, die sich in das Leben der Anderen einmischt.

Man empfindet Muriel sicherlich als durchgeknallt. Dies bedingt durch die gelungenen Beschreibungen Mantels, die die Rollenspiele Muriels so herzlich und mit Begeisterung schildert, dass man über so viel Phantasie und Spieltrieb nur staunen kann. Andererseits muss man Muriels ausgeklügeltem Plan durchaus Respekt zollen. Diesem Plan zu Gute kommt, dass jeder irgendwie mit jedem zu tun hat, nach und nach offenbaren sich die Verwicklungen und jede Offenbarung stürzt die Figuren immer mehr in Verzweiflung. Dem Zufall, der hier wie auch im Vorgänger, eine große Rolle spielt hilft Muriel zudem gewaltig auf die Sprünge, so dass ihr Plan Stück für Stück aufgeht.

Wie Muriel auch wirken die anderen Figuren überzeichnet, fast karikiert. Colin ist der typische Langweiler, seine Frau hat sich vom Pummelchen zu einer Frau mit Tendenz zur Magersucht entwickelt, Florence ist die Allesgutmeindende, Isabel befindet sich immer noch auf der Suche nach sich selbst. Man merkt an jeder Stelle, dass Hilary Mantel ihre Figuren mag, sie liebevoll zeichnet und ihnen Spielraum gibt.

Die Autorin spielt auch hier wieder mit Klischees. Der britische Humor kommt nicht zu kurz, dass Teekochen und –trinken gerät in eine neue Dimension. Alles in allem ein komisch-tragisches Buch, eine stetige und niemals langweilige Entwicklung der Geschichte und der Figuren. Wer „Jeder Tag ist Muttertag“ mochte wird dieses Buch mindestens genauso mögen. Ich bin begeistert!
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