Cover des Buches Henning flieht vor dem Vergessen (ISBN: 9783938295748)
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Rezension zu Henning flieht vor dem Vergessen von Hilda Röder

Rezension zu Henning flieht vor dem Vergessen

von KruemelGizmo vor 9 Jahren

Rezension

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KruemelGizmovor 9 Jahren
Amsterdam - der 68 jährige lebensfrohe Henning Landes erhält im Frühsommer 2009 die Diagnose Alzheimer. Er hat wahnsinnige Angst davor seine Würde zu verlieren und zu Tode gepflegt zu werden. Seine Familie will sich um ihn kümmern und ihn keinesfalls in ein Heim abschieben. Aber Henning will die Krankheit nicht akzeptieren, er hat immer ein selbstbestimmtes Leben geführt und nun will er auch selbstbestimmt sterben. Er versucht eine vom Hausarzt begleitete Sterbehilfe zu erwirken, doch diese muß, nach einer Sondergenehmigung der niederländischen Euthanasie-Kontroll-Kommission sehr bald erfolgen. In Rückblicken auf sein Leben versucht er sich für oder gegen einen Freitod zu entscheiden.

"Meine Würde und Persönlichkeit zu verlieren, obwohl ich noch lebe, ist für mich schlimmer als der Tod" Seite 24


Diese Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit.

In den Niederlanden ist Sterbehilfe und begleitender Freitod unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt. Eine davon lautet das man im vollem Besitz seiner geistigen Kräfte sein muss, wenn dies passieren soll. Somit muss man sich entscheiden, bevor die Erkrankung voll ausgebrochen ist aus dem Leben zu scheiden.

In diesem Buch begleitet man vor allem Henning durch die Geschichte. Auf die Diagnose Alzheimer reagiert er erstmal mit Unglauben und Ablehnung, doch bald muß er diese Diagnose akzeptieren. In Rückblicken auf sein Leben erfährt man, das er dieses Schicksal mit seinem Opa teilt und ihm wird schnell klar, so will er auf keinen Fall enden. Auch wird dadurch aufgezeigt, was Alzheimer für den betroffenen Menschen und auch den Familien bedeutet.
Durch die Rückblenden wird auch deutlich wie wichtig Henning seine Familie ist und erfahren so auch von Angehörigen, die auch mit schweren Erkrankungen zu kämpfen hatten, hierbei wurden alternative Wege in die Geschichte eingeflochten, wie häusliche Betreuung, Pflegeeinrichtungen oder auch die Patientenverfügung.

Auch wenn man meist Henning in dieser Geschichte folgt, erfährt man doch die verschiedenen Einstellungen der Familienangehörigen. Jeder geht mit diesem Thema anders um und muß einen Weg finden damit klar zu kommen. Die Nähe diese Familie zueinander ist eindrucksvoll beschrieben und zeigt auf wie stark eine Familie sein kann. Dies macht es Henning in seiner Entscheidungsfindung nicht leichter, denn es betrifft ja nicht nur ihn, sondern auch seine Frau und Kinder.

Ein wirklich schwieriges und komplexes Thema wurde in dieser berührenden Geschichte wunderbar erzählt. Die unterschiedlichsten Ansichten erhalten ihren Raum, so kann der Leser ganz für sich allein entscheiden, wie er zu diesem Thema steht.

Mein Fazit:
Ein berührendes und einfühlsames Buch über Würde, Alzheimer und Sterbehilfe, das sich wirklich gut und flüssig lesen lässt und dem Leser keine Meinung zu diesem Thema aufdrängt, sondern viel Raum lässt für seine eigenen Empfindungen und Meinungen.
Klare Leseempfehlung für jeden der sich mit dieser Thematik auseinander setzen möchte.
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