Hildegard Blomeyer

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Cover des Buches Bildnis einer Dame. Roman (ISBN: 9783730602805)
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Rezension zu "Bildnis einer Dame. Roman" von Henry James

Mira123
Bildnis einer Dame

Wieder kann ich einen Klassiker von meiner Liste streichen! Juhu! Und ihr wisst ja sicher noch, dass ich bei "Moby Dick" behauptet habe, dass das das längste Buch des Jahres war. Tja, so kann man sich tauschen. Das hier war länger. Über 700 Seiten! Und trotzdem habe ich weit nicht so lange gebraucht wie für "Moby Dick", denn statt jeden Tag nur zwanzig Seiten zu lesen, habe ich in der Zwischenzeit angefangen jeden Tag fünfzig Seiten zu verwenden. Anfang Oktober muss ich fertig sein, also wird's Zeit, dass ich fertig werde.

Mit diesem Buch bin ich gar nicht zurecht gekommen. Besondere Probleme hatte ich mit dem Frauenbild. Dieses Buch handelt von Isabel, einem Mädchen das Geld geerbt hat und das sich eigentlich vorgenommen hat, sich nie mit einem Mann zu verheiraten, den sie nicht wirklich liebt. Das war damals anscheinend schon total provokant. Ich meine, natürlich, wie kann sich eine Frau auch erlauben, die Gefühle eines Mannes nicht zu erwidern und nicht einfach den Erstbesten zu heiraten, der sie anspricht? Schrecklich, nicht? Wie kann diese Isabel das nur wagen? Uff! 

Diese Geschichte wäre großartig dazu geeignet zu wesen, ein Buch mit super coolen Frauenfiguren zu schreiben, die ihr Leben selbst bestimmen und sich nichts von irgendwelchen Männern vorschreiben lassen. Aber nein, hat leider nicht geklappt. Stattdessen wirkt Isabel stellenweise fast wie ein Schoßhündchen, gerade gegen Ende des Buches. Stellenweise war sie ja ziemlich cool, aber über sehr weite Teile war sie mir einfach zu passiv.

Was mich außerdem noch gestört hat, war die Art, wie in dem Buch über Isabel (und Frauen insgesamt) gesprochen wird. Ich zitiere hier gerne von Seite 193: "Sie konnte denken - eine Begabung, die man bei Frauen selten trifft." Was zur Hölle, mein lieber Autor? Darf ich in der Zeit zurückreisen, um dem Autoren mal ordentlich meine Meinung zu geigen? Es wird nie gesagt, dass Isabel intelligent oder charmant oder humorvoll oder irgendwas ist. Immer nur, dass sie halt so intelligent oder humorvoll oder was auch immer ist, wie das bei einer Frau halt möglich ist. Sowas halte ich einfach gar nicht aus. Warum ist sowas ein Klassiker? Warum ist sowas Weltliteratur? Dieses Buch erinnert mich wieder daran, warum Kanonkritik existiert und ganz dringend notwendig ist. Ehrlich! Sowas könnte man heute - Gott sei Dank! - nicht mehr veröffentlichen, denn das würde zu einem großen Skandal und haufenweise schlechter Bewertungen führen. Aber bei Klassikern ist so ein Weltbild immer noch okay? Und das wurde in meiner Vorlesung auch nicht reflektiert oder so! Dabei wäre das doch das Mindeste, was man tun müsste, wenn man sich mit so einem Buch beschäftigt - oder täusche ich mich da?

Mein Fazit? Hat mich geärgert. Warum ist das nochmal ein Klassiker?

Cover des Buches Bildnis einer Dame. Roman (ISBN: 9783730602805)

Rezension zu "Bildnis einer Dame. Roman" von Henry James

Ein LovelyBooks-Nutzer
Bildnis einer Dame

Worum geht’s?

Isabel Archer ist jung, schön, selbstbewusst und entschlossen, ihr Leben in vollen Zügen zu genießen. Dabei will sie auf jeden Fall unabhängig bleiben und weist deshalb kurz nacheinander gleich zwei Verehrer ab. Als sie überraschend ein Vermögen erbt, bekommt sie dadurch die Chance, ein Leben ganz nach ihren Vorstellungen zu führen. Doch anstatt wie geplant die Welt zu erobern, heiratet sie schon nach wenigen Monaten den mittellosen Gilbert Osmond, allen Warnungen ihrer Freunde zum Trotz. Zu spät erkennt Isabel, dass hinter Osmonds kultivierter Fassade Gier, Berechnung und Grausamkeit stecken.

Meine Meinung

Der Titel dieses Romans ist ein bisschen irreführend, es geht nämlich nicht, wie man vielleicht annehmen könnte, um ein Gemälde. Es handelt sich hier um ein Portrait in Buchform, eine Charakterstudie. Tatsächlich ist „Bildnis einer Dame“ kein Roman, der viel Action oder Spannung im klassischen Sinne bietet, es geht vor allem um das Innenleben der Protagonistin. Isabels Entwicklung steht im Vordergrund, deshalb gibt es auch in Schlüsselszenen oft so gut wie keine äußere Handlung. Das bedeutet aber nicht, dass nichts passiert, denn wenn man als Leser dabei zusieht, wie eine Figur mit sich ringt, kann das durchaus so spannend sein wie ein Krimi. Trotzdem muss ich gestehen, dass ich mir manchmal doch ein bisschen mehr handfestes Drama gewünscht hätte. Im Grunde fand ich die Geschichte erst ab der Hälfte interessant, so lange dauert es nämlich, bis Isabel ihren Ehemann Osmond überhaupt mal kennenlernt. Das letzte Drittel des Romans fand ich dafür dann wirklich stark, der stille Ehekrieg gestaltet sich abgründig und psychologisch ausgefeilt.

Dass sich der Roman für mich teilweise gezogen hat, lag bei weitem nicht nur an der Handlung. Für seinen kunstvollen, geschliffenen Schreibstil verdient Henry James sicher Respekt, allerdings ist das Buch dadurch extrem anstrengend zu lesen. Der Autor verwendet wirklich wunderschöne, aber auch sehr lange und verschachtelte Sätze. Die detaillierten, ausschweifenden Beschreibungen fand ich einerseits schön, weil man so richtig in die Geschichte eintauchen kann, andererseits verlangsamen sie zusätzlich das Lesetempo. Zudem muss man gerade bei Dialogen viel zwischen den Zeilen lesen. Man kann deshalb nicht einfach anfangen quer zu lesen, sondern muss ständig konzentriert bleiben, damit einem ja kein wichtiges Detail entgeht. Doch obwohl mir der Roman viel Kraft und Muße abverlangt hat, bin ich froh, nicht aufgegeben zu haben, denn gerade die zweite Hälfte hat bei mir wirklich einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Henry James ist ein Meister darin, einprägsame und lebendige Nebenfiguren zu erschaffen: Isabels todkranker Cousin Ralph, ihre exzentrische Tante Lydia, ihre quirlige Freundin Henrietta und die mysteriöse Madame Merle sind nur einige Beispiele dafür. Es klingt vielleicht paradox, aber obwohl man im Grunde sehr viel über sie erfährt, ist für mich immer ein bisschen Distanz zu Protagonistin Isabel geblieben. Ich fand sie als Figur zwar interessant und vielschichtig, aber um ehrlich zu sein nicht wirklich sympathisch. Manche ihrer Entscheidungen konnte ich nicht ganz nachvollziehen und gerade im ersten Teil des Romans hatte ich manchmal das Gefühl, dass sie mit den Gefühlen ihrer Mitmenschen spielt.

Fazit

Ein anspruchsvoller, vielschichtiger und oft kräftezehrender Klassiker, aber spätestens im letzten Drittel des Romans wird die Geduld belohnt.

Cover des Buches Bildnis einer Dame. Roman (ISBN: 9783730602805)
SicaUees avatar

Rezension zu "Bildnis einer Dame. Roman" von Henry James

SicaUee
[Rezension] "Bildnis einer Dame" - psychologisches Meisterwerk

Isabel Archer erbt überraschend ein Vermögen und dadurch eröffnen sich der eigensinnigen und selbstbewussten jungen Amerikanerin viele Möglichkeiten. Sie nutzt dies auch gleich für weite Reisen, um sich die Welt anzusehen und Erfahrungen zu sammeln.
Umworben wird Isabel im Laufe der Geschichte von drei Männern. Zunächst einmal, seit Jahren schon, von Caspar Goodwood, den sie von jung auf kennt. In England, wo ihr Onkel lebt, lernt sie Lord Warburton kennen, der sie ebenfalls heiraten möchte und schließlich begegnet sie noch Gilbert Osmond, einem Amerikaner, der schon lange in Italien lebt und aus seiner ersten Ehe eine Tochter mitbringt, der auch Interesse an ihr zeigt. Was wird Isabel aus ihren Möglichkeiten machen?

„Bildnis einer Dame“ ist das erste Werk, das ich von Henry James gelesen habe, ich habe mich vorher nicht sonderlich mit dem Thema beschäftigt, weil ich unvoreingenommen an diese Geschichte gehen konnte. Isabel hat einen etwas seltsamen Charakter, wie überhaupt der Roman vor lauter interessanten und eher sonderbaren Figuren wimmelt. James schildert Isabels Innenleben, ihre Gedankenwelt ziemlich detailliert, zeigt, wie wichtig ihr ihre Freiheit und Unabhängigkeit sind und warum sie die Entscheidungen trifft, die sie trifft. Man kann einige ihre Entscheidungen vielleicht nachvollziehen, gutheißen mag man sie nicht, mehr werde ich nicht dazu sagen.

„Ihr Leben sollte stets im Einklang mit dem angenehmsten Eindruck sein, den sie zu erwecken vermochte; sie wollte sein, was sie schien, und wollte scheinen, was sie war. Zuweilen ging sie so weit, zu wünschen, sie befände sich eines Tages in einer schwierigen Lage, nur um des Vergnügens willen, sich dann so heldenhaft zu erweisen, wie die Gelegenheit es erforderte.“ (S. 54)

Obwohl man Isabel also eigentlich sehr „nahe“ kommt, weil ihr Innenleben so genau dargestellt wird und man ihre Entwicklung über einige Jahre hinweg sehr ausführlich miterlebt, hatte ich das Gefühl, dass sich eine gewisse Distanz zu ihr aufgebaut wurde, wirklich sympathisch wurde sie mir nicht. Aber vielleicht war das auch nur mein Eindruck.

James' Schreibstil ist sehr detailreich, die Figurenzeichnungen sind sehr differenziert und ausgearbeitet, nicht nur die von Isabel. Es ist nicht die leichteste Lektüre, gerade bei den Dialogen wurde oft mehr gesagt, als es zuerst scheint, man muss schon sehr genau lesen und viel darüber nachdenken, sonst entgeht einem sehr viel. Die Sprache ist aber wirklich wunderschön, oft habe ich Sätze immer wieder gelesen, weil sie so unglaublich schön formuliert waren.

„Bildnis einer Dame“ ist ein Klassiker, für den ich mir sehr bewusst viel Zeit genommen habe. Über ein paar Wochen hinweg habe ich, stets abends, immer nur ein, zwei Kapitel gelesen, um genug Zeit zu haben, über das Gelesene nachzusinnen. Mir ist bestimmt trotzdem noch so einiges entgangen, mir schwebt vor, das Buch in ein paar Jahren noch mal zu lesen...

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