Rezension zu "Die Frauen der Familie Mann" von Hildegard Möller
Das Vorwort dieses Buches verspricht eine tiefergehende Analyse der Mann-Frauen, einen Fokus auf sie und ihre Beziehungen untereinander und zu ihren Eltern. Ich erhoffte mir dadurch also Informationen und Einblicke, die über die üblichen Biographien der Familie hinausgingen. Diese Erwartung wurde leider nur in äußerst geringem Maße erfüllt. Natürlich kann man nicht über z.B. Katia Mann schreiben, ohne die Familiengeschichte zu erzählen, aber der versprochene Fokus fehlt sehr häufig und irgendwie geht es doch wieder hauptsächlich um Thomas Mann.
Dieses Buch ist letztlich eine der vielen Familienbiographien über die Manns, das versprochene Alleinstellungsmerkmal, sich den Frauen zu widmen, findet nur am Rande statt. Ich las fast nur das, was ich schon in mehreren anderen Büchern gelesen habe - vom Schreibstil dazu noch weniger überzeugend als in jenen anderen Büchern. Hinzu kommt, daß die Autorin sich oft in einer kleinteiligen Erzählung verliert, insbesondere in den Exiljahren besteht der Text zu einem Großteil aus "Am xx.xx.xxxx fuhr Thomas Mann nach y und blieb dort zwei Wochen. Am yy.yy.yyyy reiste Erika an und am zz.zz.zzzz kamen die Schwiegereltern zu Besuch". Es ist hier eher nacherzähltes Kalendarium und bleibt hinsichtlich der Charaktere sehr an der Oberfläche. Lediglich im letzten Teil geht es dann mehr um die Töchter.
Es gibt ein Buch einer anderen Autorin über Katia und Thomas Mann als Eltern, dem es absolut gelingt, sich seinem besonderen Fokus zu widmen, ohne unnötig tief in die allgemeine, schon so oft erzählte Familiengeschichte einzutauchen - das ist also möglich. Diesem Buch "Die Frauen der Familie Mann" gelingt genau das leider nicht. Wer noch keine Biographie der Familie gelesen hat und sich an der etwas trockenen Erzählweise nicht stört, tut hier sicher einen guten Griff, denn fundiert und gut recherchiert ist es. Wer auf einen vertieften Fokus auf die Frauen der Familie hofft, wird hier eher enttäuscht werden.