Rezension zu "The Garment Maker's Daughter" von Hillary Adrienne Stern
Die Freiheitsstatur in Sicht. Auch wenn sie sich nicht kennen, kommen sie im Jahr 1917 gemeinsam in den USA an. Lena und Daniel, junge Menschen, die die große Freiheit vor Augen. Natürlich relativiert sich das in den Büros der Einwanderungsbehörde. Doch zum Glück verlieren sich die Beiden nicht aus den Augen, auch wenn sich ihre Lebenswege in getrennte Richtungen entwickeln. Daniel nimmt Gelegenheitsjobs an, um die Abendschule absolvieren zu können. Er hofft auf die Möglichkeit, studieren zu können. Lena dagegen findet eine Anstellung als Näherin und gleich am ersten Tag wird sie von der quirligen Sophie unter deren Fittiche genommen.
Während sich Lena und Sophie in der Gewerkschaftsarbeit organisieren und ihre Arbeitsumstände verbessern wollen, nimmt Daniel den Weg einer gründlichen Ausbildung. Auch er möchte die Situation der Menschen verbessern. Allerdings ist es ein Ziel, ein Anwalt der kleinen Leute zu werden. Sophies Freund Jake engagiert sich als Gewerkschaftsführer. Das Auge, welches er auf Lena geworfen hat, muss ein geheimes bleiben. Schließlich ist Loyalität gegenüber Sophie gefragt. In ihrer Jugend kommt der eher ruhige Daniel bei Lena nicht zum Zuge. Als Lena und Sophie bei einem katastrophalen Brand in der Näherei fast ums Leben kommen, erweist sich das als schicksalsbestimmend für ihrer aller Leben.
Über mehrere Jahrzehnte wird der Lebensweg von Lena, Sophie und ihren Familien geschildert. Gerade nach der Dramatik am Anfang stellt sich der Mittelteil mit einer eher ruhigen Erzählung dar, in dem ein Überblick über die verstreichenden Jahre gegeben wird. Auch hier gibt es einschneidende Ereignisse und Entdeckungen, doch entwickeln sich die Protagonisten eher langsam. Im abschließenden dritten Teil wird die Fahrt gebremst und die Spannung gesteigert. In diesem Familienroman wird ein interessanter Abriss über die Geschichte der Arbeiterbewegung in den USA geboten. Gleichzeitig wird ein Akzent auf die beginnende Befreiung der Frau gelegt, die nicht mehr nur still hinter ihrem Mann steht. Die Kombination aus Familiengeschichte mit gesellschaftspolitischen Entwicklungen der Zeit macht diesen Roman zu einer interessanten und auch emotionalen Lektüre.
3,5 Sterne