Hisham Matar

 4,1 Sterne bei 41 Bewertungen
Autor von Im Land der Männer, Die Rückkehr und weiteren Büchern.
Autorenbild von Hisham Matar (© Daina Matar)

Lebenslauf

Hisham Matar wurde 1970 in New York City geboren und verbrachte dort seine ersten drei Lebensjahre, da sein Vater dort für die Vereinten Nationen arbeitete. Zusammen mit seinen Eltern kehrte er in ihr Heimatland nach Libyen zurück und lebte eine Zeitlang in Tripolis bevor die Familie nach Kairo emigrieren musste. 1986 verließ Matar Ägypten und zog nach London wo er Architektur studierte. Vier Jahre später wurde Hisham Matar's Vater von Ägypten an den nach Libyen ausgeliefert wo er spurlos verschwand. Mit seinem Debütroman »Im Land der Männer« machte sich Matar einen Namen. Sein Roman wurde in 22 Sprachen übersetzt, befand sich auf der Shortlist des Man Booker Prize 2006 und wurde für den The Guardian First Book Award nominiert. 2007 wurde Matar mit dem Royal Society of Literature Ondaatje Prize, dem Commonwealth Writers' Prize, dem Premio Vallombrosa Gregor von Rezzori, dem Premio Internazionale Flaiano und dem Arab American Book Award ausgezeichnet. Hisham Matar zweiter Roman »Geschichte eines Verschwindens« erscheint im Juni 2011 in Deutschland.

Alle Bücher von Hisham Matar

Cover des Buches Im Land der Männer (ISBN: 9783641227340)

Im Land der Männer

 (18)
Erschienen am 30.10.2017
Cover des Buches Die Rückkehr (ISBN: 9783442772742)

Die Rückkehr

 (9)
Erschienen am 14.12.2022
Cover des Buches Geschichte eines Verschwindens (ISBN: 9783641312336)

Geschichte eines Verschwindens

 (7)
Erschienen am 12.04.2023
Cover des Buches Ein Monat in Siena (ISBN: 9783630876184)

Ein Monat in Siena

 (2)
Erschienen am 24.05.2021
Cover des Buches Im Land der Männer (ISBN: 9783905808124)

Im Land der Männer

 (1)
Erschienen am 01.01.2009
Cover des Buches Geschichte eines Verschwindens (ISBN: 9783836806190)

Geschichte eines Verschwindens

 (1)
Erschienen am 22.07.2011
Cover des Buches In the Country of Men (ISBN: 9780241957073)

In the Country of Men

 (3)
Erschienen am 22.12.2011

Neue Rezensionen zu Hisham Matar

Cover des Buches Ein Monat in Siena (ISBN: 9783630876184)
B

Rezension zu "Ein Monat in Siena" von Hisham Matar

Eine besondere Art Reiseführer und Reflexionstagebuch - wunderschön gestaltet und sprachlich eindrucksvoll
buchlesenliebevor 3 Jahren

„Worte sind Philosophien. Wir müssen annehmen, dass jedes einzelne von ihnen sich seiner Widersprüche bewusst ist und seine Bedeutung ernst meint“ (S.28).

Nach der Beendigung seines dritten Romans „Die Rückkehr. Auf der Suche nach meinem verlorenen Vater”, der u.a. mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet wurde, begibt sich Hisham Matar auf eine längere Reise nach Siena. Ein lang gehegter Traum. Aus Leidenschaft für die Sienesische Malerschule und ihre Künstler aus dem 13.-15.Jahrhundert.

Zunächst begleitet von seiner Frau Diana, nimmt Matar die Leser:innen mit auf eine Reise durch die verwinkelten Gassen der Stadt und zu wichtigen Sehenswürdigkeiten, erklärt auf anschauliche Weise die Bedeutung und Szenen von beeindruckenden Fresken im Palazzo Pubblico, aber auch von ausgewählten Gemälden in anderen italienischen Museen/Galerien. Auch erinnert er sich zurück an gesehene Werke in New York und London.

Seine eigenen Erfahrungen und Reflexionen setzt Matar dabei eindrucksvoll und klug mit dem Gesehenen und Erlebten in Siena in Beziehung, gewährt Einblicke in die lange und traditionsreiche Geschichte der Stadt und in das Alltagsleben der Menschen. Er berichtet von bleibenden Begegnungen, reflektiert sein Leben als Schriftsteller und erinnert sich auch immer wieder an Libyen.

Für Liebhaber:innen von Sprache im Allgemeinen, der schönen Stadt in der Toskana und der italienischen Kunstgeschichte ist diese besondere literarische Art eines „Reisetagebuchs“ mit ethnographischen Elementen der teilnehmenden Beobachtung eine unbedingte Leseempfehlung. Der Text wird um mehrere Illustrationen ergänzt, die der Autor während seines Aufenthalts aufgenommen hat.

Cover des Buches Ein Monat in Siena (ISBN: 9783630876184)
Claris avatar

Rezension zu "Ein Monat in Siena" von Hisham Matar

Malerei der Renaissance in Italien aus dem Blickwinkel eines Kenners
Clarivor 3 Jahren

Dieses Buch führt uns zurück ins 13.- 15 Jahrhundert in Italien, als dort eine Zeit der Hochblüte wunderbarer Malerei der Renaissance ihren Ausdruck fand.

 

Hisham Matar war 1989 im Alter von 19 Jahren in Siena gewesen, hatte kurz darauf seinen Vater verloren und besucht nun nach 25 Jahren erneut die Stadt, die ihn s. Zt. so sehr angerührt hat. Er will sich erneut mit der Schule der sienesischen Malerei befassen.

Einen Monat will er sich dort aufhalten.

 

Im Gegensatz zu den anderen großen Städten Italiens, die vom Adel oder dem Klerus regiert wurden, war Siena eine Republik mit einer Regierung aus Mitgliedern der Bürgerschaft.

 

Wie Hisham Matar die Stadt beschreibt, wie sie aus vielen Gassen zu ihrem großen runden Platz, dem Piazza il Campo, führt, zeigt einen sensiblen Beobachter, der seine Eindrücke und Reflexionen in Bezug zu seinem eigenen Leben setzt.

 

Man findet Duccio, die Lorenzettibrüder, Simone Martini u.a. in seinen Schilderungen wieder.

Bekannt und berühmt sind die Fresken im Palazzo Publico von Ambrogio Lorenzetti, in denen er der guten und der schlechten Regierung in seinen Fresken Ausdruck verleiht. Der Autor übersetzt einzelne Szenen und Darstellungen in wortreiche Sprache mit ihrer Bedeutung für den Betrachter. Eigene Überlegungen und philosophische Gedanken ergänzen den Text, der dem Leser die Augen öffnet für die Bedeutung dieser großartigen Malerei.

 

Einzelne Kapitel öffnen das Herz den vielfältigen Eindrücken, mit denen Hisham Matar seinen Empfindungen von Freude, Trauer, Verlust, Liebe, Einsamkeit und Glück nachhängt.

In gewisser Weise ist es eine sinnliche Geschichte. Sinnlich in dem Sinne, dass der Stadtwanderer physisch jede Gasse, jede Bank oder jeden Ausblick und selbst das Pflaster des Piazza del Campo auf sich wirken lässt. Man spürt eine immer wieder auftretende Ergriffenheit angesichts der Schönheit der Stadt und der sie umgebenden Landschaft.

 

Selten begegnet er in diesem Monat Menschen. Er will alleine sein und seinen Impressionen nachhängen. Seine höfliche und freundliche Art nötigt ihn gelegentlich zu näheren Kontakten. Dem Reiz von Fremden und deren Schicksalen gegenüber ist er aufgeschlossen. Seine Augen und Sinne

scheinen immer wieder hinter Fassaden im wahrsten Sinne des Wortes zu blicken. Er ist hoch reflektiert in der Darstellung seiner Eindrücke.

 

Es gibt jedoch auch kurze Geschichtshinweise, die einem die Lebensweise der Menschen im Mittelalter nahebringen. 

 

Man möchte jedes Wort der kultivierten Sprache, des feinen Ausdrucks und seiner Bildinterpretationen in sich aufnehmen, behalten und verinnerlichen.

Zuweilen haben mich seine Wahrnehmung der Bildkomposition mit ihrer Aussagekraft regelrecht ergriffen. 

Zahlreiche Bildtafeln ergänzen den Text.

 

Ursprünglich stammt Hisham Matar aus Libyen. Heute lebt er in London und wurde mit zahlreichen Preisen für seine Bücher geehrt.

Cover des Buches Die Rückkehr (ISBN: 9783630874227)
Barbara62s avatar

Rezension zu "Die Rückkehr" von Hisham Matar

Protokoll einer Suche nach dem verschwundenen Vater
Barbara62vor 7 Jahren

Von Hisham Matar, dem in New York und London lebenden Autor libyscher Herkunft, sind mit  „Im Land der Männer“ (2007) und  „Geschichte eines Verschwindens“ (2011) bereits zwei Romane erschienen, doch ist „Die Rückkehr“ das erste Buch, das ich von ihm gelesen habe. Immer geht es um seinen Vater, Jaballa Matar, der in den Fängen der libyschen Diktatur von Muammar al-Gaddafi verschollen ist, dieses Mal ganz direkt und in Form einer Biografie, die zugleich Autobiografie des Verfassers ist.

 

Ausgangspunkt für „Die Rückkehr“ ist die erste Reise Hisham Matars in die Heimat nach 33 Jahren Exil im März 2012, nicht lange nach Gaddafis Tod im Herbst 2011, als Demokratie und Gesetzlichkeit vorübergehend in greifbarer Nähe schienen. Der Aufenthalt diente vor allem dazu, das ungewisse Schicksal seines Vaters zu klären, was letztlich nicht gelang: „Seit einem Vierteljahrhundert schwindet meine Hoffnung kontinuierlich, und so kann ich heute sagen, dass ich so gut wie frei davon bin. Es bleiben nur noch ein paar vereinzelte Fünkchen.“

 

Jabbala Matar wurde 1939 geboren, als Libyen während der kolonialen Unterdrückung durch Mussolini einen Genozid erlebte. Sein Vater Hamed, Hishams Großvater, kämpfte gegen die seit 1911 bestehende italienische Besatzung, bis er 1919 mit seiner Familie für 20 Jahre nach Alexandria floh. Jabbala Matar liebte Gedichte, wurde mit dem Import von japanischen und westlichen Waren in den Nahen Osten sehr reich und diente nach der Unabhängigkeit Libyens 1951 unter König Idris als Offizier. Mit dem Putsch Gaddafis verband er zunächst Hoffnungen auf eine neue, republikanische Zeit, erkannt jedoch bald die wahre Natur des neuen Machthabers, der die Schulen militarisierte, Bücher, Musik und Filme verbot, Theater und Kinos schließen ließ, Fußball zur ungesetzlichen Tätigkeit erklärte und Gegner massenhaft hinrichten ließ. 1979 floh Jaballa Matar mit seiner Frau und den beiden Söhnen und organisierte von Kairo aus den militärischen Widerstand. 1990 wurde er mit Wissen des ägyptischen Geheimdienstes und Hosni Mubaraks entführt und nach Tripolis ins berüchtigte Gefängnis Abu Salim gebracht. Drei Briefe konnte er heimlich an seine Familie schicken, nach den Massenhinrichtungen 1996 verliert sich seine Spur.

 

Hisham Matar, besessen von dem Wunsch, das Schicksal seines Vaters aufzuklären, mobilisierte führende Mitglieder des britischen Oberhauses und den Außenminister David Miliband, den Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu, Menschenrechtsgruppen und NGOs und erstaunte mit diesem „Lärm“ selbst den Gaddafi-Sohn Said al-Islam, doch kamen lediglich vier andere Familienmitglieder nach 21 Jahren Haft frei.  

 

Die Rückkehr“ wurde 2017 mit dem Pulitzer-Preis für Biographie oder Autobiographie und im gleichen Jahr mit dem Geschwister-Scholl-Preis ausgezeichnet. Mir haben Hisham Matars bewegendes Zeugnis der Liebe zu seinem Vater und seiner Heimat gut gefallen, genauso wie das gezeigte Spannungsfeld zwischen dem Wunsch nach Wahrheit und der Angst davor, alles in klarem Stil verfasst und ohne sich in den Vordergrund zu spielen. Allerdings hätte ich mir neben den sehr persönlichen Aspekten mehr Information zur Geschichte des Landes gewünscht. Aber vielleicht schreibt Hisham Matar darüber ja noch ein weiteres Sachbuch, ich würde es auf jeden Fall gerne lesen.


http://xn--mit-bchern-um-die-welt-wlc.de/hisham-matar-die-rueckkehr/

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