Holger Teschke

 4,4 Sterne bei 12 Bewertungen
Autor*in von Heringe, Gebrauchsanweisung für Rügen und Hiddensee und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Holger Teschke wurde in Bergen in eine alte Rügener Familie hineingeboren und fuhr als Maschinist zur See. Nach einem Regiestudium arbeitete er zunächst als Dramaturg und Autor am Berliner Ensemble. Mittlerweile führen ihn Lehrtätigkeit und Theaterarbeit bis nach Amerika, Australien und Südostasien. Teschke schreibt Stücke und Hörspiele und hat Prosa, Essays sowie Gedichte publiziert.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Holger Teschke

Cover des Buches Heringe (ISBN: 9783882213928)

Heringe

(6)
Erschienen am 17.03.2014
Cover des Buches Rügen und Hiddensee (ISBN: 9783455380880)

Rügen und Hiddensee

(1)
Erschienen am 04.03.2011
Cover des Buches Möwen (ISBN: 9783751840156)

Möwen

(1)
Erschienen am 07.03.2024
Cover des Buches Inselzeiten (ISBN: 9783356023602)

Inselzeiten

(0)
Erschienen am 22.06.2021
Cover des Buches Heringe. Ein Portrait (ISBN: 9783742419002)

Heringe. Ein Portrait

(0)
Erschienen am 19.02.2021

Neue Rezensionen zu Holger Teschke

Cover des Buches Heringe (ISBN: 9783882213928)
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Rezension zu "Heringe" von Holger Teschke

Gwhynwhyfar
Er wird als Bernstein oder Gold der Ostsee bezeichnet, als das Silber des Meeres.

«Vom Hering lernen, heißt überleben lernen»


Er wird als Bernstein oder Gold der Ostsee bezeichnet, als das Silber des Meeres. Im Mittelalter wog man ihn mit Gold und Pelzen auf, apostrophierte ihn als den «König der Fische». Der Hering. Je nach Lichteinfall schimmert der Fisch silbrig, oder in Tönungen von Blau bis Violett und Smaragd, geräuchert goldig schimmernd. Bevor der engmaschige industrielle Fischfang mit Radarortung begann, konnte man Heringsschwärme ausmachen, die sechs Kilometer breit und 15 Kilometer lang waren. Strahlte die Sonne darauf, leuchtete das Meer silbern und blendete die Fischer. 


«Die Engländer hatten 500 Planwagen mit Heringsfässern beladen und unter dem Geleitschutz von Sir John Falstaff nach Orléans losgeschickt. ... wurde der Konvoi von französischen Truppen angegriffen. Sir John ließ eine Wagenburg bilden und die englischen Truppen sollen neben Pfeilen und Lanzen auch Heringe gegen die Franzosen geschleudert haben. Bis diese die Flucht ergriffen. Shakespeare hat diese Szene in Henry IV leider ausgelassen.»


Holger Teschke, auf Rügen geboren, aus einer Fischerfamilie stammend, selbst zwei Jahre auf Fischfang, hat dieses wunderbare Essay über den Hering geschrieben. Ein Fisch, der manche vermögend machte, der sogar Kriege auslöste, einer der Maler begeisterte, in Romanen, Theaterstücken und Gedichten gepriesen wird. Die Natur- und Kulturgeschichte einer mittlerweile gefährdeten Art. Neben der Geschichte des Herings und seiner Unterarten kommt auch seine Bedeutung in der Kunst nicht zu kurz. Es folgen am Ende Rezepte zum Hering und die genaue biologische Beschreibung der Unterarten samt Grafik.


«Wollt ihr ein gesundes Essen,

Müsst ihr Pökelhering fressen.

Nicht zu salzig, nicht zu fett,

Quält er euch nachts nicht im Bett,

Sondern lässt sich gut verdauen

Und gibt Kraft euch für die Frauen.»


Ein wunderschönes Porträt über den Hering, fein geschrieben: Wissenswertes, Geschichtliches, Humorvolles über den Heringsfisch und seine Bedeutung für den Menschen. Holger Teschke schwärmt nicht nur für den Schwarmfisch, er erwähnt auch die enge Verbindung zum Menschen, die Überfischung der Meere, zu unserem gestörten Verhältnis. Ein liebevolles Buch um Pocketformat, und wie sagte bereits Tucholsky, (Zitat aus diesem Buch): «Hering ist gut. Sahne ist gut. Wie gut muss erst Hering mit Schlagsahne sein.» Ich wünsche viel Spaß beim Schlemmen. Übrigens, das Buch gehört zu einer Reihe von Matthes & Seitz, die sich «Naturkunden» nennt. Dort finden sich noch einige Leseschätze zum Thema Natur.


«Menschen, Fische, alles wirft sich auf sie, aber sie ziehen weiter. In dieser Welt, in der es keine festen Bindungen gibt, ist ihr Vergnügen ein Abenteuer, ihre Liebe eine Reise. Auf ihren Zügen vergießen sie wahre Ströme an Fruchtbarkeit.»


Holger Teschke, geboren 1958 in Bergen auf Rügen fuhr als Maschinist auf Fischereikuttern zur See, bevor er Schauspielregie in Berlin studierte, wo er anschließend als Dramaturg und Autor arbeitete. Von 2000 bis 2010 war er als Regisseur und Regielehrer in den USA, Australien und Südostasien unterwegs, seit 2010 ist er Dozent für Theatergeschichte und Dramaturgie. Holger Teschkes letztes Buch, Gebrauchsanweisung für Rügen und Hiddensee, erschien 2013. Er schreibt für mare, Theater der Zeit und Deutschland Radio Kultur und lebt in Berlin und South Hadley, Massachusetts.

https://literaturblog-sabine-ibing.blogspot.com/p/heringe-ein-portrait-von-holger-teschke.html

Gebrauchsanweisung für Hobbyhistoriker

Holger Teschke wurde auf Rügen geboren und wuchs auch dort auf. Inzwischen lebt er in Berlin und in den USA als Künstler. Natürlich muss man, wenn man ein Buch in dieser Reihe verfasst, nicht unbedingt in der Gegend wohnen, die man für andere beschreiben möchte. Aber von Nachteil scheint das auch nicht zu sein, insbesondere dann nicht, wenn sich die Lebensumstände für alle dort in den letzten 20 Jahren dramatisch veränderten haben.

Da der Autor diese Veränderungen auf Rügen nicht selbst erlebt hat, ist es kein Wunder, dass er bei seinen Beschreibungen meistens in einer lange zurückliegenden Vergangenheit verweilt oder in den Erlebnissen seiner Jugend in der DDR. Das mag alles ganz interessant sein. Aber eine Gebrauchsanweisung für Rügen und Hiddensee sollte doch zumindest überwiegend im Jetzt und Hier bleiben und das aktuelle Lebensgefühl der Menschen beschreiben, ihre Sorgen und Freuden. Oder den Zustand der Inseln, das, was den Besucher dort erwartet oder auch nicht, das Besondere, das Einzigartige.

Ein wenig davon steht hier und da im Text, aber der Schwerpunkt liegt eindeutig leider in der Vergangenheit. Für eine Gebrauchsanweisung ist das vielleicht ein wenig unpraktisch. Dabei gibt es wirklich interessante Sachen zu berichten. Zum Beispiel die strittige und komplizierte Verkehrssituation.

Wenn man mit dem Auto nach Rügen fährt, überquert man eine imposante Brücke, die Stralsund nicht den Status eines Weltkulturerbes entrissen hat, obwohl sie viel dominanter wirkt als ihre kleine Schwester in Dresden, die man dort vom Stadtkern noch nicht einmal sehen kann. Mehrmals klagt der Autor punktuell über irgendeine Betonfraktion auf Rügen, die eine Autobahn nach Saßnitz bauen will, weil man nämlich bisher immer ewig im Stau stand, insbesondere wenn man gerade von einer Fähre kam. Genaues erfährt der Leser jedoch nicht.

Die Menschen auf Rügen leben im Spagat zwischen Wirtschaftsinteressen (etwa dem Fährverkehr), die eine entsprechende Verkehranbindung erfordern und einer nicht genau definierten Art von Tourismus. Soll er sanft sein oder doch Massen anlocken? Dazu erfährt man auch nicht viel in diesem Buch. Wie denken die Menschen auf Rügen (oder die Rüganer und Rüganerinnen, wie Teschke so schön politisch korrekt herumstelzt)?

Was ist überhaupt mit der Wirtschaft? Wie geht es den Menschen, was bewegt sie, wie leben sie, wie hat sich ihr Leben in den letzten Jahren verändert? Dazu kommen gelegentlich ein paar Bemerkungen. Mehr aber eben nicht. Vielleicht fehlte dem Autor auch ein wenig der Mut, um Dinge beim Namen zu nennen und dem Leser ein wirkliches Gefühl für das zu geben, was ihn erwartet, wenn er Rügen besucht. Beispielsweise die sogenannte Bäderarchitektur. Teschke bestreitet, dass es sie wirklich gibt und nennt das, was da steht, ein Sammelsurium. Recht hat er, aber das wäre es doch wert, etwas genauer zu werden.

Von einer Gebrauchsanweisung erhofft man sich vielleicht doch wenigstens etwas Praktisches. Das jedoch muss man in diesem Buch leider im Text wirklich suchen. Und wenn dann doch plötzlich ein interessantes Thema aufkommt, etwa das der "Abzockerinsel", dann wird es leider abgewürgt. Dabei ist der Text insgesamt durchaus informativ, wenn man sich für die etwas weiter zurückliegende Historie von Rügen interessiert oder für die damals agierenden Figuren, für die Geschichte von Gebäuden oder Dörfern, aber er hat nach meiner Ansicht das eigentliche Thema etwas verfehlt. Rügen gehört zur Vergangenheit des Autors. Und das merkt man dem Buch deutlich an.

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