Rezension zu Das alles und noch viel mehr von Hollow Skai
Rezension zu "Das alles und noch viel mehr" von Hollow Skai
von Kaivai
Rezension
Kaivaivor 16 Jahren
Als Peter Möbius einen Tag nach dem Tod seines Bruders Ralph, der sich Rio Reiser nannte, im nordfriesischen Fresenhagen eintraf, fand er in dessen Arbeitszimmer eine aufgeschlagene Bibel. Dort stand ein Zitat aus Jesus Sirach : "Die Wurzel aller Pläne ist das Herz. Vier Reiser wachsen daraus hervor. Gutes und Böses, Leben und Tod. Doch die Zunge hat Gewalt über sie alle." Mit diesem Zitat wird auch diese Biografie eingeleitet, die Geschichte von Rio, dem vier Reiser aus dem Herz wachsen. 1950 wird er geboren und die Reiser spüren noch den braunen Sumpf zwischen ihren Wurzeln. So wachsen sie kreuz und quer und nur die Gewalt von Rios Zunge kann sie wieder zur Einheit zwingen. Rios Zunge singt: "Macht kaputt, was euch kaputt macht" und "Keine Macht für Niemand" und "Aus dem Weg Kapitalisten, die letzte Schlacht gewinnen wir". Mit seiner Band Ton Steine Scherben wird Rio Reiser zum wichtigsten musikalischen Sprachrohr der Studentenrevolte. Diese Revolte verändert viel, aber nicht soviel, daß die liebe Seele ihre Ruhe hat. Vielleicht liegt das aber nicht an den verqueren Umständen, die aus reifen Früchten Brei gemacht haben und auch nicht an Rio, dem die Reiser durchgeinandergerieten, sondern an der Beschaffenheit der menschlichen Seele. Die findet nur in zwei Zuständen ihre Ruhe: in der Ekstase und in der Idylle. Wobei die Ekstase voller Sinn sein muß und die Idylle voller Sinnlichkeit. Aus voller Seele zu leben läßt sich nur schwer mit einer Wirklichkeit vereinbaren in der die wirkenden Wesen das Materielle und das Kapital was sie aus diesem schlagen, so hoch schätzen. Rio Reiser hat die Zwänge,die er im Musikbusiness erfuhr, gehaßt. Er fand es auch nicht lustig auf den Revolutionsbarden festgenagelt zu werden. Seine fünf Soloalben waren in vielerlei Hinsicht anders. Seine Liebeslieder sind im deutschen Sprachraum einzigartig: "Halt dich an deiner Liebe fest" sang er bei Ton Steine Scherben, "Junimond" und "Für dich und immer für dich" sang er auf >Rio I.Manchmal ist der Tod die LösungGeschichten haben nie ein Ende, auch wenn die Bücher uns das gern vorgaukeln. Die Geschichten gehen immer weiter, sie enden ebenso wenig mit der letzten Seite, wie sie mit der ersten beginnen.< Und wer weiß, vielleicht wandelt Rio, der wie jeder große Künstler an die Reinkarnation geglaubt hat, ja schon längst wieder unter uns, und wir haben ihn nur noch nicht bemerkt. "