Clea ist traumatisiert, trotzdem oder gerade deswegen eine toughe Frau, und will es aber nicht wahrhaben. Sie trifft auf George und kann nicht glauben, dass sie gut genug für ihn ist und drückt sich vor der Aussprache. Die dadurch entstehenden Missverständnisse drohen in die beziehungstechnische Katastrophe zu führen.
Das Buch handelt in einem historisch bedeutsamen Kontext, gut recherchiert und authentisch. Sehr beeindruckend fand ich, wie die Geschichte der Résistance lebendig wird und das Unheil des Terrors eindringlich verdeutlicht. So nimmt der Roman Fahrt auf und fesselt mich vom Anfang bis zum Ende. Der Stil, mit dem Clea beschrieben wird (in der dritten Person, für den Moment, immer in der Ausnahme), ist ein perfektes Sinnbild ihrer Lage. Sie ist zerrissen, unsicher, angsterfüllt und übertüncht das mit einem scheinbar emotionslosen Verhalten. Sie funktioniert wie eine Maschine. Sie ist nicht sie selbst, und so liest sich das auch. Ein distanziertes Gefühl, das mich lange Zeit irgendwie von ihr ferngehalten hat. Nur wenn ihre Emotionen durchbrechen, wenn sie ihren mechanistischen Verhaltenskodex überwindet, packt es mich. Als ihr Bruder heimkehrt, als sie in Georges Familie hineinfindet, ihre Berührungen mit Claude und den Zwillingen. Und am Ende bin ich so in der Geschichte gefangen, dass ich ganz vergesse, über das schriftstellerische Handwerk nachzudenken. Das Ende mit Cleas Nachruf finde ich sehr geschickt. Man kann eine Menge Nachrichten reinpacken, ohne das Gefühl zu wecken, dass sich am Ende alles schnell schnell in Wohlgefallen auflösen muss.
Holly Katz hat mich wieder mal eingefangen, berührt und meine Corona-gebunkerten Taschentuchbestände angegriffen. Es hat mir so gutgetan, sie wieder zu lesen