Rezension zu "Schwindelfrei" von Holly McQueen
Nach der (schließlich abgebrochenen) Lektüre eines anstrengenden experimentellen Romans brauchte ich als Kontrast und zur Erholung frischen, schwungvollen Lesespaß - den ich mit Holly McQueens „Schwindelfrei“ gefunden habe. Na klar, die Story, das Setting, der Typ Frau, den die Hauptperson Isabel Bookbinder verkörpert, all das gab es schon häufiger und letztlich weiß man, worauf alles hinausläuft (im Großen und Ganzen). Freude machte es dennoch, mit Isabel in die Modeszene einzutauchen, sie beim Stolpern durch Fettnäpfchen, beim sympathischen Hin und Her zwischen verträumter Selbstüberschätzung und übertriebenen Selbstzweifeln zu begleiten, sie mal als naive Hochstaplerin, mal als unglückliche Loserin zu erleben. Was auch immer, sie gibt jedenfalls nie auf und macht am Ende ihren Weg - nach all den Wirren und Höhen wie Tiefen sogar auf relativ solide Weise.
Holly McQueen hat eine tolle Story entworfen, sie verknüpft virtuos allmähliche Steigerungen mit unerwarteten Wendungen, sodass man mit Spannung und Neugier gern der Handlung folgt, die zwar voller Situationskomik steckt, aber irgendwo auch wieder ernster ist, als es zunächst den Anschein hat. Erwartungshaltungen, Betrügereien und fehlende Anerkennung machen Isabel das Leben schwer, Probleme, mit denen jede/r (vor allem in jüngeren Jahren, bei Partnersuche und Karrierestart) mal konfrontiert war.
Was mir auch gefiel: es endete nicht mit der obligatorischen Hochzeit - es war nicht alles „unter Dach und Fach“ -, aber mit einer optimistischen, lebensbejahenden Note. Schönes Buch, lohnt sich!