Dieses Buch finde ich sehr schwer zu bewerten. Man kann es eigentlich erst verstehen, wenn man das Nachwort gelesen hat.
Worum geht es? Lui Cui ist angesehene Wissenschaftlerin in Pekin, ihr Mann ist die meiste Zeit nicht da, weil er den Bau des Drei-Schluchten-Damms leitet. Erst als sie ihn verdächtigt sie zu betrügen, entschließt sie sich dorthin zu reisen. Zugleich bittet ihre Mutter sie darum eine alte Freundin zu besuchen, die in dieser Provinz lebt und zu der sie vor vielen Jahren den Kontakt abbrach.
Mich hat das Buch interessiert wegen dem Drei-Schluchten-Damm als Thematik und das fand ich auch wirklich gut gewählt als Rahmen und gut umgesetzt. Über die Bedeutung des Projekts für all die armen Menschen auf dem Land, deren Heimat geflutet wird, spricht sonst allgemein niemand.
Leider fand ich das Buch etwas zäh zu lesen und weiß nicht so recht, ob es an dem Buch selbst oder an der Übersetzung liegt. Teilweise wurden jedenfalls Wörter falsch übersetzt, z. B. mit "Adoptivvater" statt "Stiefvater", obwohl sich aus dem Kontext erschließt was gemeint ist. Die Sprachbarriere war leider oftmals so präsent, dass ich das Gefühl hatte sie anfassen zu können...
Dann plätschern die verschiedenen Elemente der Handlung so vor sich hin, ohne dass einem klar wäre, worauf das ganze hinauslaufen soll. Erst ganz gegen Ende, ergibt sich bei einigen Punkten endlich ein Bild. Man wartet die ganze Zeit auf den großen Moment, in dem sich plötzlich alles wendet, genau dieser Moment ist dann aber leider das letzte Kapitel vom Buch. Insofern war auch das Ende etwas enttäuschend...
Was hat jetzt das Nachwort damit zu tun? Im Nachwort erfährt man, dass dieser Text auf einer sehr alten Geschichte basiert. Der Text ist aus dem 16. Jahrhundert, die Geschichte selbst wohl sogar aus dem 12. Jahrhundert. Diese Geschichte hat die Autorin hier modern interpretiert, zugleich hat sie ihre eigenen Kindheitserinnerungen an die Region des Drei-Schluchten-Damms eingearbeitet. Und so gesehen finde ich die Umsetzung dann wieder richtig toll! Leider kann man die Geschichte wohl nicht verstehen, ohne das Original zu kennen, daher frage ich mich, ob das Buch für den deutschsprachigen Markt überhaupt geeignet ist...