Wer schon immer wissen wollte, wie es sich Anfang des 19. Jahrhunderts in Paris gelebt hat, der sollte sich dieses Buch zu Gemüte führen. Balzac bildet hier ein Leben zwischen bürgerlicher Armut und dem Prunk der gehobenen Gesellschaft mit all seinen Schattenseiten ab, von denen die Oberflächlichkeit noch die geringste ist.
Ja, die Sprache ist blumig, theatralisch, altmodisch und bewusst, sowie teilweise unfreiwillig, komisch, aber das Bild, das der Autor zeichnet ist in gewisser Weise zeitlos. Denn auch heute gibt es undankbare und nach Geld lechzende Kinder, Menschen, die der grundsätzlichen Auffassung sind, etwas Besseres zu sein und sich über jene, die sie als Pöbel bezeichnen, zu erheben trachten. Gesellschaft bleibt eben Gesellschaft. Etwas, das sich sicher niemals ändern wird.
Einige der wortreichen, schwülstigen und über mehrere Seite reichenden Monologe und theatralischen Ausbrüche der Protagonisten haben mich herausgefordert, aber letztlich bleibt ein durchaus positives Lesegefühl zurück. Denn gerade einige der Dialoge sind wirklich verdammt gut und amüsant geschrieben! Anders, aber ein Werk, das sich den Namen Klassiker zurecht verdient hat.