Rezension zu "Bumm!" von Horst Evers
Das Buch ist 2022 erschienen. Es handelt sich um eine Sammlung von humorigen Kriminalgeschichten, die das Genre eher persiflieren - und nicht nur das Genre. Zeitlich ist eine weite Reise zurück in die Vergangenheit, aber auch erheblich in die Zukunft. Tatsächlich ist es wichtig, das Buch nicht als ernsten Krimi zu verstehen, sondern wirklich als launige Geschichte, aber das ergibt sich bei der Lektüre quasi von selbst. Nichtsdestotrotz können die Verwicklungen, Zusammenhänge und raffinierten Betrügereien, die der Autor entwickelt, durchaus mit einem komplizierten Krimiplot mithalten.
Am Anfang bin ich wegen des Titelzusatzes „Kriminalgeschichten“ davon ausgegangen, dass es sich bei den Kapiteln um einzelne Geschichten ohne Zusammenhang handelt, doch das ist nicht richtig. Die Kapitel, die zu unterschiedlichen Zeiten spielen, hängen, wenn auch einigermaßen lose, zusammen. Selten traf der Spruch „Alles hängt mit allem zusammen“ exakter zu.
Die größte Stärke des Autors ist es, wirklich lustige und gleichzeitig sinnige Dialoge zu schreiben. Einen davon möchte ich hier wiedergeben: „Wie auch immer. Aber das kann natürlich sein. Also dass der nur seine Bilder in die Luft sprengt, um sie dadurch noch wertvoller zu machen.“ – „Da ärgert man sich ja manchmal schon, dass man nicht selbst auf so eine Idee gekommen ist.“ – „Ja, wobei ich nicht genau verstanden habe, wie das Ganze eigentlich funktioniert.“ – „Deshalb ist es ja Kunst.“ – „Wahrscheinlich.“ (Rowohlt-Verlag, Oktober 2022, S.126)
Sprachlich ist das Buch – nicht nur an der Stelle - ein Genuss.
Interessant fand ich folgende Sätze zur Gründung der BZ am Mittag: „Doch auch andere Nachrichten erreichten so beinahe in Echtzeit die Berliner Straßen. Genauso allerdings wie Gerüchte und Übertreibungen. Alles, was passierte, geschah nun für alle Menschen in Berlin sofort und gleichzeitig. Das gefühlte Tempo der Stadt war atemberaubend geworden.“ (ebd., S.70) Diese Formulierungen könnte man praktisch eins zu eins wiederholen für die Einführung des Internets als Massenmedium, wenn man die Worte Berlin oder Stadt durch Welt ersetzt.
Von meiner Seite eine Leseempfehlung. Das einzige, was mich ab und an ein wenig gestört hat, war, dass ich das Gefühl hatte, dass der Autor seine irren Zusammenhangskonstruktionen (sic!) selbst so sehr genossen hat, dass er an manchen Stellen zu Übertreibung neigte, unbedingt auch dort noch etwas einbaute, wo er es besser weggelassen hätte und das Rad dadurch für meinen Geschmack bisweilen etwas überdrehte. Vier Sterne.