Die „leuchtende“ Welt
„Einst war die Welt in ihrer Vielgestalt ein Universum der heiligen, leuchtenden Dinge“.
Dinge, die durch die Literatur aufgenommen, verdichtet, in ihrem Kern erfasst und durch den literarischen Prozess erhöht dann der Welt wieder und anders mitgeteilt wurden.
„Heute scheint uns (in der säkularisierten Welt) das Leuchtende sehr fern“.
Das aber muss nicht so bleiben. Literatur und Philosophie „älterer Tage“ haben auch heute noch die Kraft, die „Dinge zum Leuchten“ zu bringen.
Dies zumindest ist das erklärte Ziel der Autoren mit diesem Buch und für den Leser.
Wobei das Buch dann im Folgenden in sich thematisch strukturiert vorliegt und sich wesentlichen, existenziellen Bereichen gesellschaftlichen Seins zuwendet, die in der Gegenwart ebenso bestimmten Richtungen zuzuweisen sind, wie sie es in der Vergangenheit anderen Richtungen zuzuweisen waren.
Für die Gegenwart stellen die Autoren den „Nihilismus“ in den Kern ihrer Darstellung und rekurrieren umgehend auf die Literaturgeschichte mit Blick auf den Nihilismus bei David Foster Wallace.
Um dann in großen Bögen die Entwicklung der Zeiten vom Polytheismus (Homer) über den Aufstieg des Monotheismus (Aischylos bis Augustin) zunächst bis zum Siegeszug des Autonomie-Gedankens (mit seinen Versuchungen und Gefahren) von Dante bis Kant nachzuzeichnen.
In der Betrachtung abschließend bilden, vor dem Fazit für die Gegenwart, „Fanatismus, Polytheismus und Melvilles „böse Kunst““ das Ende der literarischen Betrachtungen.
Im Kern rekurriert das Buch auf die Transzendenz des Menschen, die zu früheren Zeiten Sinn, Ordnung und Sehnsucht gab, die den Menschen „über sich hinaus“ (nach „oben“) schauen ließ. Nach Führung und Orientierung fragend. Das „Heilige“ nahe rücken ließ.
Dies erläutern die Autoren im Buch an vielfachen Beispielen, auch mit vielfachen Wendungen.
Gerade die Einlassungen zur „Autonomie“ sind auf diesem Hintergrund interessant zu lesen, denn dort begann, um im Bild zu bleiben, das „Leuchten“ nachzulassen.
Seitdem Descartes Freiheitsbegriff, formuliert durch Kant, den „rationalen Willen“ (bei Dante noch das bestimmende Merkmal des Bösen) zum Wesen menschlichen Seins erklärte.
Der Nihilismus der Gegenwart findet hier seine Wurzel und seinen Keim.
„Die Entthronung Gottes durch das Subjekt“.
Fundiert und durchaus verständlich erläutern die Autoren „ihre“ Autoren und philosophischen Strömungen, die sich gesellschaftlich stark auswirkten machten und in der Literatur tiefe Spuren hinterlassen haben. Und plädieren (zu plakativ) für eine „Rückkehr zum Heiligen“, zu transzendenten Empfindungen, wie sie beispielsweise im Buch bei großen Sportveranstaltungen verortet werden. Um ein „Gefühl von Größe“ zu greifen.
Letztendlich stellen die Autoren einen modernen „Polytheismus“ dem Leser vor Augen, bei dem nicht zuletzt der Sportler (auch das Spiel Roger Federers wird angeführt) und der Sport die Empfindung der Welt als „offen, unvorhersehbar und lebendig“ im Betrachter wachzurufen versteht. Bei dem alle Orte mit einem „Gefühl vom Heiligen“ das „alte Leuchten“ neu in sich tragen können.
Wieweit der Leser diesem „modernen Polytheismus“ zu einer neuen „gefühlsintensiven und bedeutungsvollen Welt) emotional und intellektuell folgen möchte, ist dann auch Sache des persönlichen Geschmackes.
So aber, wie es gerade im letzten Kapitel postuliert wird, wird es eher nicht funktionieren. Denn durch intellektuelle Argumente und Überzeugungen ist Glaube nicht „anschaltbar“ oder „herstellbar“. Wohl aber gelingt es den Autoren, die „alte Sehnsucht“ fassbar darzulegen und breit zu beschreiben, was allein schon die Lektüre des Buches durchaus lohnt.
Die „leuchtende“ Welt