Ich habe dieses Buch bereits zweimal gelesen und es ist mir bis heute in guter Erinnerung geblieben. Es hat mir die Seite eines Lebens gezeigt, die mir bis dato noch nie so klar vor Augen getreten ist. Eine tagtägliche Grausamkeit und Dramatik, durch die mir klar wurde, wie gut es die meisten Menschen heute haben In jeder Hinsicht eine Meisterleitung.
Hubert Selby
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Hubert Selby
Letzte Ausfahrt Brooklyn
Requiem für einen Traum
Mauern
Der Dämon
Lied vom stillen Schnee
Galgenfrist
Letzte Ausfahrt Brooklyn
Neue Rezensionen zu Hubert Selby
Jeder hat seinen Traum. Harry und Tyrone, die beiden jungen Burschen aus der New Yorker Bronx, haben den ihren. Nämlich mit ihrem Drogenhandel groß raus zu kommen und ein schönes bequemes Leben zu führen mit immer genug Geld, Frauen und Heroin an Bord, das wär´s. Und ihre Bekannte Marion, die Dritte im Bunde, träumt fleißig mit: aus allen gesellschaftlichen Konventionen auszubrechen und ihrem Leben irgend einen Sinn zu geben, und das möglichst an der Seite von Harry, ihres weißen Ritters, mit dem alles anders werden soll in einer Welt der Kunst und Malerei mit eigenem angeschlossenen Café. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Zunächst geht es bei den Dreien mal darum, ihren lockeren Lebensstil und den eigenen täglichen Druck mit kleinen, aber unfeinen Drogendeals zu finanzieren. Denn dafür reicht die gemeinsame Energie so gerade. Alles andere lässt sich im Drogenrausch zumindest schön zusammen phantasieren. Als dann die Szene in der City eines Tages immer mehr "austrocknet" und jeder Tag zu einem Wettlauf gegen den drohenden Entzug wird, brechen für das Triumvirat katastrophale Zeiten an.
Und dann ist da noch Sarah, eine weitere träumende Protagonistin. Sie ist Harrys Mutter, verarmte Witwe, die in ihrer kleinen Wohnung den Traum von
einem glamourösen Auftritt in einer der Fernsehshows träumt, mittels derer sie rund um die Uhr ihr eigenes tristes Leben ausblendet. Dazu muss sie aber erst mal abnehmen. Schon schwierig, wenn man dann mit nur marginaler Willensstärke ausgestattet ist und der tägliche, pillenunterstützte Kampf gegen den Kühlschrank zur Lebensaufgabe wird und immer bizarrere Züge annimmt.
Selbys bereits 1978 geschriebener Klassiker hat trotz der seither vergangenen Zeit und dem erkennbar direkten Bezug zu der gerade in den 70ern massiven Drogenproblematik in den Großstädten nichts von seiner Wucht und seinem Tiefgang eingebüßt. Die harte gefühllose Sprache des Buches und seine atemlosen Dialoge machen am Beispiel der drei Hauptpersonen das ganze Elend eines völlig drogenbestimmten Daseins deutlich, einer Welt, aus der es keinen Ausweg gibt und die jeden Einzelnen unaufhaltsam in den Abgrund zieht.
Im New York der 50er Jahre lebt eine Nachkriegsgeneration, die getrieben ist von Hoffnungslosigkeit, Perversion, Lust an Gewalt oder sogar Mord. Die Atmosphäre in Hubert Selbys Prosawerk Letzte Ausfahrt Brooklyn ist deshalb alles, nur nicht schön: düster, trost-, schonungs- und hoffnungslos, roh, erschreckend, grau in grau und oft auch schwarz. Soziales Elend und Figuren am Rande der Gesellschaft, Gewalt und Vernachlässigung, Sex statt Liebe, Alkohol und Drogen, verborgene Homosexualität – dies sind einige der Motive, die Selby in einem Zyklus von insgesamt 6 Prosastücken zu einem Kaleidoskop zusammenfügt – und zwar dokumentarisch, illusionslos, sachlich, unkommentiert und nüchtern. Zweifellos gelingt Selby ein schonungsloses und wohl leider auch realistisches Portrait dieser Generation – dennoch gab es selten ein Buch, das ich streckenweise so angewidert und schockiert gelesen habe – im Vergleich dazu war Feuchtgebiete für mich bisweilen ein Zuckerschlecken. Da eine Wertung oder gar Kritik in diesem Buch völlig fehlt, konnte ich mich insgesamt nicht mit diesem Werk anfreunden.
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