Rezension

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walli007vor 11 Jahren

Holston, langjähriger Sheriff des Silos, packt es nicht mehr. Seine Frau starb vor drei Jahren nach dem Putzen. Doch starb sie wirklich oder wartet sie auf ihn. Holston denkt immer öfter an die gemeinsame Zeit und an das, was Allisons Tod vorausging. Kann die festgefügte und reglementierte Gemeinschaft des Silos das Wahre sein. Wie Kasten wirken die verschiedenen Etagen, die tief in die Erde eingelassen sind. Fast 150 Stockwerke geht es hinab, genauso abwärts geht es mit dem Ansehen der jeweiligen Bewohner. Gegeneinander abgeschottet gibt es nur wenige Möglichkeiten andere Arbeitsgruppen zu erreichen. Und oft, wenn die Heimat verloren geht, kommen die Menschen in der neuen Umgebung nicht zurecht und sie verlieren sich. Gerade die Intelligenten erwischt es oft, die die wissen wollen. Und gerade diese müssen dann die Sensoren des Silos reinigen, was einem Todesurteil gleichkommt, denn die Welt des Silos wurde nur deshalb geschaffen, weil das Leben an der Erdoberfläche wegen der giftigen und unwirtlichen Atmosphäre nicht mehr möglich scheint.
Ach, was mochte ich diesen Holston, diese Hoffnung auf ein Wiedersehen mit der geliebten Frau, die ihn nach draußen treibt. Die wunderschöne Welt, die er erblickt, die Gewissenhaftigkeit, mit der er die Sensoren putzt, um die Zurückbleibenden an dem Wunder teilhaben zu lassen. Seine Agonie als das Wunder Risse bekommt. Und welche Entwicklungen im Silo durch den Verlust ihres angesehenen Sheriffs ausgelöst werden. So manches Aufseufzen entfleucht einem, da es doch eigentlich nicht schlimmer kommen kann. Doch Holston hat etwas in Bewegung gesetzt, was sich letztlich nicht wirklich stoppen lässt. Sein leerer Platz lässt sich nur schwer wieder besetzen. Und so beginnt der Kampf Juliettes um die Wahrheit und das Wissen um die Vergangenheit, von der in diesem ersten Band der Reihe nur Andeutungen zu erfahren sind.
Tatsächlich kam mir vieles in diesem Roman wie die Beschreibung des Lebens in einer Ameisenkolonie vor. Die strenge Hierarchie, die Wenigen, die die Fäden ziehen und alle anderen in die gewünschte Richtung manipulieren. Wer da rebellisch wird, hat keine Chance, jeder Wunsch nach Wahrheit und Veränderung muss im Keim erstickt werden. Nur ein innerer Zirkel, weiß um einige Dinge. Diese Enge des Daseins erdrückt einen schon beim Lesen, keine schöne Vorstellung. Umso mehr steht man auf Seiten, derer, die wissen wollen, oft nur miterleben zu müssen wie sie zum Scheitern verurteilt scheinen. Wäre da nicht die Hoffnung, müsste man dieses Buch aus der Hand legen. Nun, ich habe das Buch nicht aus der Hand gelegt und ob die Hoffnung berechtigt ist, muss jeder Leser selbst herausfinden.
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