Ein Vollblutjournalist plaudert aus dem Nähkästchen
von Sikal
Kurzmeinung: Geschichtsunterricht vom Feinsten!
Rezension
„Alles auf der Welt kommt auf einen gescheiten Einfall und auf einen festen Entschluss an.“
Und einen festen Entschluss hatte Hugo Portisch von Anfang an – er wollte guten, objektiven Journalismus betreiben, wollte immer mitten drin im Geschehen sein und Hintergrundinformationen an den Mann bzw. an die Frau bringen. Hat sich dagegen gewehrt Bundespräsident zu werden, um dieser Lebensaufgabe weiter nachzugehen.
Hugo Portisch ist sicherlich einer der bedeutendsten Journalisten Österreichs, bekannt durch seine überaus beeindruckenden Dokumentationen (allen voran Österreich I und II), wurde er mit unzähligen Preisen gekrönt. Eigentlich könnte man ihn als wichtigsten Geschichtsprofessor des Landes bezeichnen, schafft er es doch geschichtliche Themen außergewöhnlich fesselnd zu erzählen. Durch die Verknüpfung seiner Anekdoten mit historischen Fakten prägen sich seine Geschichten bildhaft ein und bleiben somit im Gedächtnis.
Auch hier in seiner Autobiographie merkt man seine tiefe Verbundenheit zu Politik und Geschichte, die sich wie ein roter Faden durch sein Leben ziehen. Erzählt immer mit dem seinen Lesern so wohlbekannten Enthusiasmus und dem ihm eigenen Plauderton, der auch vom kleinen Mann auf der Straße mit Leichtigkeit verstanden wird.
Prägnant erzählt er zum Beispiel vom ersten politischen Toten der Zweiten Republik und den anschließenden Aufläufen in Wien, schildert von Reisen nach Amerika und China und vom Staatsvertrag sowie dem Marshallplan. Sämtliche Wendepunkte der 2. Republik sind unweigerlich mit dem Namen Hugo Portisch verbunden.
„ Die Menschen in diesem Zug demonstrieren gegen die Wiederbelebung der Gewalt in diesem Land, sie demonstrieren gegen Rechtsextremismus, gegen Antisemitismus, und sie demonstrieren für Österreich.“
Mit diesem Buch – für das ihn sein Verleger übrigens 12 Jahre beknien musste – schafft er sich wieder mal Gehör über ein Stück Zeitgeschichte, deren Ereignisse ihn geprägt und sein Leben begleitet haben. Er schreibt nicht nur über Begebenheiten, sondern hat vieles selbst erfahren, Hunger, Not und Krieg, aber auch Menschlichkeit, Hilfe und Freude.
Absolute Leseempfehlung!