Cover des Buches Der Tor und der Tod - Insel-Bücherei Nr. 28 (ISBN: B0018CBIDW)
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Rezension zu Der Tor und der Tod - Insel-Bücherei Nr. 28 von Hugo von Hofmannsthal

Von Lebensmöglichkeiten

von buchwanderer vor 7 Jahren

Rezension

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buchwanderervor 7 Jahren
„Da tot mein Leben war, ist nun mein Leben, Tod!“ (S.30)

Zum Inhalt:

Claudio hat in seinem Leben viel erreicht, zumindest im materiellen Sinne. Er ist an einem Punkt angelangt, an dem er mit einem ernüchternden Kassensturz seines Daseins feststellt: „Es scheint mein ganzes, mein versäumtes Leben verlorne Lust und nie geweinte Tränen“ (S.8) In diese Szenerie hinein tritt der Tod, jedoch nicht als Schnitter, als gruseliges Skelett, vielmehr als der letzte und somit unnachgiebige Lehrmeister, Claudio enthüllend, was denn Leben bedeutet. Ihm dienen drei Verstorbene – Claudios Mutter, seine verlassene Geliebte und sein engster Freund – als Beispiele dafür, dass zum Leben auch die Annahme von Schmerz, Leid und Pein gehören, ebenso wie die erfüllende Verbundenheit mit seinen Mitmenschen zählt. Claudio beginnt eine Ahnung davon zu bekommen, dass er die wirklich wichtigen Lektionen offensichtlich erst am unabwendbaren Ende seines Lebens lernen wird: „Erst da ich sterbe, spür ich, daß ich bin.“ (S.31).

Fazit:

Der Lebenskonjunktiv ist es, der Claudio wie eine schallende Ohrfeige beim Erscheinen des Repräsentanten der zeitlichen Endgültigkeit seines Lebens ins Gesicht schlägt. Der über ihm und seinen mit Egomanie und fehlendem Rückgrat gepflasterten Lebensweg zusammenschlägt. Am Ende jenes Weges dem sich jedes menschliche Dasein einmal stellen muss. Hofmannthal thematisiert in seinem Stück, angelegt als lyrisches Drama, eine jener ehernen Grenzen, an denen sich letztendlich alle Existenzentwürfe messen müssen, ihren ganz persönlichen Wert einlösen werden, das Résumé gezogen wird und das vor niemand geringerem als dem demaskierten Selbst. In einer etwas moderneren Variante könnte man den Bielefelder Hörsaal-Slam Beitrag von Julia Engelmann durchaus als ähnliche Herangehensweise verstehen, geht es doch auch hier um das, was wir für unsere Leben planen, während das Leben passiert.

Zum Buch:

Die Auflage 38 des als Nr. 28 geführten Bandes der Insel-Bücherei ist mit ihren 32 Seiten eher dünn gehalten, was den Verlag jedoch nicht daran hinderte, einen solide gestaltetes, fest gebundenes und optisch schlichtes jedoch ansprechend gestaltetes Büchlein zu produzieren. Die Typografie trägt der Tatsache Rechnung, dass es sich um ein Theaterstück handelt, und weißt entsprechende optische Gliederungen des Textkörpers auf. Dem Thema entsprechend – so könnte man mutmaßen – ist der Einband in Grautönen gehalten. Ebenso einfach wurde der griffige Bedruckstoff gewählt. Ein summa summarum ansprechendes Werk aus der Insel-Bücherei.

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