Huib Modderkolk

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Cover des Buches Der digitale Weltkrieg, den keiner bemerkt (ISBN: 9783711002624)

Der digitale Weltkrieg, den keiner bemerkt

 (6)
Erschienen am 20.05.2020

Neue Rezensionen zu Huib Modderkolk

Cover des Buches Der digitale Weltkrieg, den keiner bemerkt (ISBN: 9783711002624)
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Rezension zu "Der digitale Weltkrieg, den keiner bemerkt" von Huib Modderkolk

Von Netz-Spionage und Cyber-Saboteuren
evaczykvor 4 Jahren

 Wie bedroht ist im Informationszeitalter der Schutz der Privatsphäre? Wo mischen Geheimdienste mit mit Störmanövern und Angriffen, die Politik beeinflussen und Gesellschaften destabilisieren können? Der niederländische Investigativjournalist Huib Modderkolk ist auf Spurensuche gegangen.

Wenn es um Geheimdienstarbeit geht, ist James Bond ein Dinosaurier. Dass martinischlürfende Meisterspione in rasanten Sportwagen nicht so recht der Wirklichkeit der Geheimdienstarbeit entsprechen dürften, haben Kinogänger ja schon geahnt. Doch auch ein George Smiley, in der analogen Welt des Kalten Krieges noch eine überzeugende Figur, würde heute wohl scheitern. Wenn es um Spionage geht, sind heute nicht mehr menschliche Chamäleons mit Intelligenz und Elefantengedächtnis gefragt, sondern klassische Nerds und IT-Spezialisten – und von ihnen geht derzeit auch eine solche Gefahr aus, dass der niederländische Investigativjournalist Huib Modderkolk sein Buch über Cyberspionage „Der digitale Weltkrieg, den keiner bemerkt“ genannt hat.

Nun findet die Arbeit von Spionen ja generell im Verborgenen statt, es sei denn, es gibt eine öffentlich zelebrierte spektakuläre Enttarnung oder eine Agentenübergabe im Stil des Kalten Krieges.  Doch Modderkolk wollte es genauer wissen: wer verbirgt sich hinter Hacker-Angriffen und Cyberspionage? Was läuft an Gegenmaßnahmen? Und welche Auswirkungen hat das eigentlich theoretisch für die Daten des Einzelnen?

Wirklich neue Entdeckungen sind hier nicht zu finden – Modderkolk berichtet über Skandale und Affären, die schon in den vergangenen Jahren Gegenstand der Medienberichterstattung waren, etwa der NSA-Skandal,  die Rolle russischer Trolle im vergangenen US-Wahlkampf,  Viren- und Malware-Angriffe im großen Stil. Wer sich schon damals für die Themen interessiert hat, findet in diesem Buch allerdings Einzelheiten zu den verständlicherweise mühsamen Recherchern in Geheimdienst- und Sicherheitskreisen. Dass Modderkolk auch in seinem Buch nicht alles schreiben kann, was er weiß, dürfte in der Natur des Themas liegen.  Einen interessanten Einblick in die langwierige investigative Recherche bekommt man durchaus.

Wie schon aus dem Titel hervorgeht, versteht Modderkolk sein Buch durchaus als Warnung. Denn selbst in der undurchsichtigen Welt der Geheimdienste scheint die Cyberspionage noch einmal hinter zusätzlichen Schichten verborgen und verschleiert – und sie wächst in einem rasanten Tempo. Hacker stünden als Cyberkrieger  unter dem Schutz ihrer jeweiligen  Regierung.  Tausende  seien mit Hilfe von Malware in Firmenrechnern in aller Welt unterwegs : „China packt Hochhäuser mit Hackern voll, um die Kronjuwelen westlicher Staaten zu rauben.“ Und sie sind nicht die einzigen.

Zwar habe es schon immer Spionage gegeben – siehe James Bond oder die kalten Krieger der Roman von John Le Carré. Nun aber gehe es nicht mehr um einzelne Spione, die als Schläfer oder von außen eingeschleust an Geheimnisse zu kommen versuchen. Vielmehr  gehe es um systematische Angriffe auf „Hunderte von Organisationen“, zitiert der Autor aus einem Geheimdienstbericht.  Es handele sich nicht mehr um Einzelfälle, sondern die Gefährdung des gesellschaftlichen Zusammenlebens, warnt der Autor. „Spionage kann Unternehmen in den Konkurs treiben, politische Prozesse beeinflussen und Bürger manipulieren.“

Das Dilemma bei der Abwehr solcher Angriffe, zumindest für westliche Demokratien, ist klar: Mehr Vollmachten für Geheimdienste können auf Kosten von Freiheiten der Bürger gehen. Der Weg zum Überwachungsstaat – das dürfte für viele ein zu hoher Preis vor Cyberangriffen sein. Wo autoritäre Regime keine Bedenken haben und keine Proteste fürchten müssen,  stoßen mehr Vollmachten für Sicherheitsdienste nicht nur in den Niederlanden auf Ängste und Widerspruch in der Gesellschaft.

Zum anderen – wer kann sich  das Leben ohne die Digitalisierung noch vorstellen, ohne Smartphone und soziale Medien, in denen man mit einem Klick Zugang zu den neuesten Nachrichten und Kontakt mit Freunden auch am anderen Ende der Welt haben kann? „Die Geräte, die wir täglich benutzen, nehmen uns zugleich unter Beschuss“, schildert Modderkolk das Dilemma

 

Cover des Buches Der digitale Weltkrieg, den keiner bemerkt (ISBN: 9783711002624)
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Rezension zu "Der digitale Weltkrieg, den keiner bemerkt" von Huib Modderkolk

Digitale Spionage
annluvor 4 Jahren

Cyberkriege und digitale Spione – alles nur Zukunftsmusik? Die Digitalisierung schreitet voran und mit ihr auch die Möglichkeiten, die digitale Welt als Waffe oder als Hauptaustragungsort für Spionage zu nutzen. Der niederländische Journalist Huib Modderkolk setzt sich mit dem Thema jahrelang auseinander und präsentiert seine Rechercheergebnisse in diesem Buch. 



Ausgehend von der Frage „Was ist eigentlich los?“ beginnt der Journalist seine Erklärungen mit einem der Frage nach dem Wie. Wie gehen Hacker eigentlich vor, wie wirkt sich das auf die Gesellschaft aus und wie ist er selbst an seine Informationen gekommen. Schon wurde mir klar, dass es nicht so einfach ist, die Hintergründe zu verstehen. 


Versehen mit Hinweisen auf einzelne Organisationen und ihre Einflussbereiche, spektakuläre Cyberangriffe, nationale und internationale Geheimdienste und viele Gespräche mit anonym-bleibenden Informanten geht es weiter. Dabei beschäftigt sich der Autor mit den Folgen der digitalen Spionage und Angriffe aber auch der Frage nach einem möglichen Schutz. 


Immer dort, wo die Informationen sehr konkret waren – bei Beschreibungen von Abläufen bestimmter Angriffe, beim Aufdecken krimineller Machenschaften oder bei den mitunter exzentrischen Persönlichkeiten, auf die man hier trifft – fand ich die Erklärungen ansprechend und interessant. Bedingt durch das Thema blieb Vieles aber undurchsichtig und wenig konkret. Mit diesen Teilen der Ausführungen hatte ich so einige Probleme. Bei ihnen hatte ich nicht das Gefühl, nach dem Lesen mehr über das Thema zu wissen – was mein Ziel ist, wenn ich ein Sachbuch zur Hand nehme. Weniger kann ich das dem Autor oder dem Schreibstil vorwerfen, als viel mehr dem Thema an sich, zu dem mir einerseits Hintergrundwissen fehlt und bei dem andererseits die Geheimhaltung großgeschrieben wird. 


Fazit: Meiner Meinung nach hat der Autor sehr viel Zeit und Mühen für seine Recherchen investiert. Obwohl mir objektiv gesehen bewusst ist, dass das Aufdecken hier aufgeführter Zusammenhänge von Bedeutung ist, ist ein Gefühl für die Wichtigkeit dessen nicht immer bei mir angekommen. 

Cover des Buches Der digitale Weltkrieg, den keiner bemerkt (ISBN: 9783711002624)
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Rezension zu "Der digitale Weltkrieg, den keiner bemerkt" von Huib Modderkolk

Viele Geschichten, wenig Greifbares
Dr_Mvor 4 Jahren

Als das Diensthandy der deutschen Kanzlerin von amerikanischen Geheimdiensten ausspioniert wurde, gab es einen kurzen Aufschrei der Empörung. Danach trat eine seltsame Stille ein, die wenig später durch ständige Hinweise auf russische Hacker abgelöst wurde. Einen vergleichbaren Vorgang gab es auch in den Niederlanden, in denen dieses Buch im Original erschien. Sein Autor erklärt das plötzliche Schweigen nach der Empörung über ein geheimes britisch-amerikanisches Eindringen in niederländische Systeme ganz einfach: Wenn man diese US-Spionage nicht hinnimmt, wird es von amerikanischer Seite keine Hinweise auf terroristische Aktivitäten mehr geben. Offenbar zieht diese Drohung, und sie macht damit deutlich, wie die Machtverhältnisse tatsächlich aussehen.

Auf den ersten Blick liest sich dieses digitale Spionage- und Sabotage-Buch recht gut. Und es scheint zunächst auch einige interessante Informationen zu enthalten. Doch bei näherem Hinsehen erfährt man nichts wirklich Greifbares. Entweder hat der Autor keinen faktischen oder technischen Durchblick oder er darf ihn uns nicht mitteilen. Er selbst nennt sich einen investigativen Journalisten. Ob er damit vielleicht einer persönlichen Illusion aufsitzt, sei einmal dahingestellt, denn er wird niemals sicher entscheiden können, ob seine Informanten aus den Diensten ihm tatsächlich etwas Wahres (in welcher Stückelung auch immer) erzählt haben, oder ob sie ihn nur benutzen. Schließlich sollte man nicht unerwähnt lassen, dass die niederländischen Dienste dieses Buch gelesen und freigegeben haben. Das klingt schrecklich investigativ.

Auch der Buchtitel signalisiert den blanken Schrecken. "Digitaler Weltkrieg" – du liebe Güte. Vermutlich hat der Autor noch nie einen Krieg erlebt, sonst würden ihm solche Worte nicht so leicht herausrutschen. Tatsächlich geht es in diesem Buch erst einmal um Spionage und in zweiter Linie um das Lahmlegen oder Zerstören von wichtiger Infrastruktur in einem feindlichen Land. Früher musste man eigene Leute an solche Objekte bringen, um Zerstörungen herbeizuführen. Mit moderner Technik lässt sich das effizienter und lautloser vollbringen. Man dringt von weit entfernt über das Internet in relevante Steuerungssysteme ein und setzt sie außer Funktion oder zerstört sie. Israelische und US-Dienste haben auf diese Weise dem iranischen Atomprogramm einen erheblichen Schaden zugefügt.

Der Autor erzählt in seinem Buch unter anderem von einem offenbar erfolgreichen Störmanöver gegen den Hafen von Rotterdam. Wer genau dahinter steckte, scheint nicht klar zu sein. Im Zweifel natürlich russische oder chinesische Hacker. Tatsächlich aber ist es nahezu unmöglich, den wahren Tätern auf die Spur zu kommen. Dieser Fall ist darüber hinaus mysteriös. Das sensible System des Rotterdamer Hafens hängt nämlich nicht am Internet, ist also für Hacker nicht direkt erreichbar. Man braucht einen Zugang, den man eigentlich nicht von außen erlangen kann.

Der investigative Autor versucht sich an einer Erklärung, die nur aus ein paar wenigen Sätzen besteht und genau dort endet, wo es wirklich interessant wird. Damit verdeutlicht er einmal mehr, dass er die wirklichen Zusammenhänge entweder nicht versteht oder nicht preisgeben darf.

Der Inhalt dieses Buches lässt sich ganz einfach zusammenfassen: Jeder hackt jeden, auch die USA und die Briten ihre Verbündeten. Und jeder versucht sich auf diese Weise einen Vorteil zu verschaffen. Die Russen nutzen auch Kriminelle, die Chinesen machen es über die Masse, und die Briten und Amerikaner sind auf der einen Seite ganz raffiniert und auf der anderen saugen sie sämtliche verfügbaren Informationen ab. In chinesischen Geräten oder in deren Software sitzt immer irgendeine Spionage-Einheit. US-Software-Unternehmen, Gerätehersteller oder Internet-Dienstleister machen das selbstverständlich nicht. Und wenn doch, dann im Namen der Freiheit. Auf diesem Niveau verlaufen die Schilderungen des Autors.

Da der Autor Journalist ist, erzählt er gerne Geschichten. Das ist sein Handwerk, und das beherrscht er gut. Sobald es jedoch eine Abstraktionsstufe höher gehen könnte, wird es dünn. Folglich ist das Buch als Lesestoff ganz annehmbar. Wirklich belastbare Informationen verbreitet es erwartungsgemäß nicht. Kaum dass es interessant wird, bricht es ab. Die Hafen-Story aus Rotterdam ist nur ein Beispiel dafür. Natürlich kann man dem Autor zugutehalten, dass er Einzelheiten vermutlich nicht hätte schreiben dürfen, sollte er tatsächlich über diesbezügliche Informationen verfügen. Dieses Dilemma durchzieht das gesamte Buch.

Meine Bewertung sollte man deshalb als sehr freundlich ansehen.

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