J.R.R. Tolkien- Schöpfer Mittelerdes. Spätestens seit der Verfilmung seiner Herr der Ringe Bücher ist er wohl jedem ein Begriff. Doch wer war der Mann der uns dieses Fantasyepos schenkte?
Im Alter von nur zwölf Jahren war er bereits Waise und wurde zusammen mit seinem Bruder Hilary unter den Schutz eines Geistlichen gestellt, der stets ein strenges Auge auf seine Bildung und auch sein Privatleben hatte. Bis zu seiner Volljährigkeit durfte er so seine große Jugenliebe nicht mehr sehen und erst dann, nach jahrelangem Warten, konnten sie endlich heiraten und eine Familie gründen. Gleichzeitig ging er vollkommen auf in seiner Arbeit als Professor für Alt- und Mittelenglisch. Schon früh hatte er großes Interesse an den nordischen Sprachen und an Mythologien, entwickelte zum Spaß sogar eigene Fantasiesprachen. Sein ganzes Leben lang arbeitete er an seiner Welt, die er, wie er sagte, nicht erfand, sondern entdeckte. Die Natur und gute Gesellschaft waren ihm ungemein wichtig, ganz so wie den Hobbits aus seinen Büchern, mit denen er sich selbst gar verglich. Er hasste es wenn wieder einmal blühende Bäume für kalte Betonbauten weichen musste und gärtnerte selber sehr gerne. Er liebte die wöchentlichen Treffen seiner Buchclubs, in denen sie auch schon mal zusammensaßen und Isländisch übersetzten.
Howard Carpenter, der ihn mehrfach interviewte und seine Bücher sehr gut kannte und liebte, zeichnet hier ein lebendiges Bild von Tolkien, führt sogar einen ungefähren Tagesablauf seiner Zeit in Oxford vor Augen und zeigt Briefwechsel mit seinem jüngsten Sohn, in dem er ihm von seinen Fortschritten am Herr der Ringe erzählte. Bilder im Mittelteil, ein Stammbaum, eine Chronologie und ein Register komplementieren diese ausführliche Biografie sehr passend.📖
Zwei Dokus auf Arte neulich und das zum x-ten Male ansehen der Herr der Ringe Filme brachten mich zu diesem Buch. Zugegeben Biografien über Menschen, die man mag oder sogar bewundert können manchmal ja auch etwas enttäuschen. Hier jedoch bekam ich ein Bild von Tolkien, wie ich es eigentlich auch schon vorher hatte.
Er war offenbar ein freundlicher, geselliger, unterhaltsamer, sehr geistreicher Mann, der seine Familie liebte, sich gerne mit Freunden traf und Kraft aus der Natur schöpfte. Ich war beeindruckt von seiner Leidenschaft für Sprachen, musste lächeln als es hieß, dass er in jedem Alter noch zu Späßen aufgelegt war, war gerührt von seiner liebevolle Verbindung zu seinen Kindern für die er oft Geschichten erfand und schrieb und war traurig als er durch den ersten Weltkrieg enge Freunde verlor.
Überrascht hat mich hingegen seine Abneigung zu Shakespeare und dem Theater.
Religion, genauer gesagt der Katholizismus, war ihm durch seine früh verlorene Mutter sehr wichtig, was sich jedoch für seine Frau Edith schwierig gestaltete, da sie eigentlich stark verankert in ihrer anglikanischen Gemeinde war. Auf sein Drängen hin konvertierte sie, was ich persönlich für sie bedauerlich fand, da sie nie ganz Anschluss in der neuen Gemeinde fand.
Einen großen Teil nahm auch seine Freundschaft zu C.S. Lewis ein. Sie ermutigten und unterstützten sich gegenseitig, hatten eine sehr lange Zeit lang einen guten Draht zueinander.
Hatte er anfangs Mittelerde und auch den Hobbit noch für eine kleine Spinnerei gehalten, so bin ich dankbar, dass eine ehemalige Schülerin von ihm und der kleine Sohn des späteren Verlegers gefallen daran fanden und den Stein für die Veröffentlichung doch ins Rollen brachten. Seine Ausdauer nach dem Hobbit zwölf ganze Jahre lang am Herr der Ringe zu schreiben war bemerkenswert. Schade nur, dass er selbst sein Hauptwerk, sein Lebenswerk, das Silmarillion, Zeit seines Lebens nicht mehr veröffentlicht sah. Sein Sohn Christopher jedoch griff diese Aufgabe auf und führte die Veröffentlichungen auch weiterer Geschichten seines Vaters würdig fort.
Schlussendlich möchte ich noch anmerken, dass ich froh bin das Frodo doch nicht Bingo genannt wurde und kann diese ausführliche, gut gestaltete und von seinen Kindern abgesegnete Biografie nur empfehlen. (5/5)⭐️😊