Rezension zu Angst und Schrecken in Las Vegas von Hunter S. Thompson
Rezension zu "Angst und Schrecken in Las Vegas" von Hunter S. Thompson
von Ein LovelyBooks-Nutzer
Rezension
✗
Ein LovelyBooks-Nutzervor 14 Jahren
Hunter S. Thompson hatte ein Problem, er nahm zuviele Drogen. So einfach ist das. Wobei die Tatsache, dass er Drogen nahm ja gar kein Problem ist, sondern eher der Umstand, dass jeder es thematisierte. Dass der alte Südstaaten-Gentlemen keinen Hehl daraus machte, allen erdenklichen Formen psychoaktiver Stimulanzien zu frönen, machte die Sache einfacher und komplizierter, denn so ist das mit den Megahits: Die Kohle und der Ruhm sind ok, aber der Ratttenschwanz an Idioten, die damit einhergehen eher nicht. Und deswegen gibts immer noch genug Verstrahlte, die herumrennen und Hunter S. Thompson als Kolumnisten einer Kultur vollkommen Irrer abstempelen, so wie ein Großteil dieser Leute "Naked Lunch" in ihrem Regal stehen haben und immerzu sagen: "Verdammt krasses Buch, kommen Krokodile und amerikanische Präsidenten vor, die an der Theke onanieren". Das sind hoffnungsvolle Fälle, die im Buchhandel an dem Kultregal stehenbleiben und gleich noch was Freches für die Freundin mitnehmen, die aber genug Geld investieren, um Leute wie Hunter S. Thompson am Leben zu erhalten, ein Rattenschwanz ohne Ende. Einfacher wurde die Sache natürlich dadurch, dass Hunter S. Thompson nie jemanden etwas vorspielen brauchte. "I´m an elderly dope fiend", sagte er und damit war das Thema erledigt. Das hatte was mit seiner persönlichen Version von Freiheit zu tun. Und die führte er weder als Diktum mit sich herum, noch wollte er den großen Tragikblues singen, dieses Lied vom Untergang mit der Nadel im Arm, der immer dann gesungen wird, wenn niemandem mehr etwas einfällt. Drogen waren für Thompson Substanz, Material, Erfahrungsspulen und Beschleuniger, die er auf die Realität klatschen ließ, um sich am Laufen zu halten. Und deswegen ist "Fear and loathing" kein Drogenroman, sondern ein Roman, der Drogen ebenso mit sich herumschleppt wie Philosophie, Politik, Gesellschaftskritik, Schilderungen alltäglichen Wahnsinns, die Melancholie einer Reise ins Nirgendwo und alles andere, was einen Meilenstein ausmacht. Das reicht vollkommen aus, da kann man sich die "Kult"-Wörter sparen.