Cover des Buches Hell's Angels (ISBN: 9783453620056)
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Rezension zu Hell's Angels von Hunter S. Thompson

Hell's Angels

von vanjarvis vor 9 Jahren

Rezension

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vanjarvisvor 9 Jahren

Nicht bloß einen schnöden Zeitungsartikel schrieb Thompson Mitte der 60er über die zweirädig motorisierte Horde gesetzloser „Einprozenter“, sondern er widmete den Hells Angels, ihrer Entstehungsgeschichte sowie ihrem medialen Durchbruch gleich ein ganzes Buch. Dazu verbrachte er ein knappes Jahr mit dem Club, fuhr mit auf Partys und Gelage, verschreckte seine Nachbarn, indem er Member zu sich nach Hause einlud und sammelte Informationen, Geschichten und Einsichten über die „Outlaws“, die mit der Gesellschaft der braven Bürger nicht klar kamen und nicht klar kommen wollten.

Um Hunter S. Thompson schlich ich nun schon ein ganzes Weilchen herum, ohne mich so richtig zum Erwerb eines Einstiegswerkes von ihm durchringen zu können – als mir dann vor kurzem „Hell’s Angels“ in die Hände fiel, war jedoch schnell klar, dass es für mich einen perfekteren Erstling nicht geben konnte. Ich bin mit einem gewissen Faible für die Staaten aufgewachsen, wusste mit drei Jahren, dass die Route 66 etwas verdammt Cooles sein muss, und als ich kurze Zeit später auf einer Autobahnraststätte das erste Mal einen riesigen Pulk von Bikern in schmutzigen Kutten an mir vorbeiröhren sah, da wäre ich ihnen am liebsten hinterhergerannt, um diese Freiheit zu sehen, von der immer alle sprachen. Klar, früher oder später klärt sich der Blick, und diese Freiheitsassoziation, die habe ich zu den Angels schon lange nicht mehr. Das Interesse ist aber geblieben. Und auch wenn Thompsons Werk heute ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel hat, auch wenn der MC damals mit dem Club heute nichts mehr gemein haben wird, auch wenn man darüber streiten kann, ob diese Typen das Mehr an Aufmerksamkeit durch die Veröffentlichung verdient hatten: Diese Mechanismen, wie die Sensationspresse aus einer Bande gewaltbereiter Unterschichtler zunächst hochgefährliche Schwerstverbrecher und im nächsten Moment die heldenhaften Vertreter echter amerikanischer Werte machen kann, die sind bis heute aktuell, und diese Aktualität werden sie so schnell auch nicht verlieren. „Hell’s Angels“ stellt diverse Aussagen und Berichte gegenüber, gewürzt mit einer guten Dosis subjektiver Empfindungen und Einschätzungen des Autors. Mittlerweile ärgere ich mich, nicht schon viel früher etwas von Thompson gelesen zu haben.
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