Cover des Buches Es duftet nach Sommer (ISBN: 9783570402771)
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Rezension zu Es duftet nach Sommer von Huntley Fitzpatrick

Bittersüß, lustig, berührend und etwas Besonderes

von LaLecture vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Bittersüß, lustig, berührend und etwas Besonderes

Rezension

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LaLecturevor 9 Jahren
Inhalt

Eigentlich wollte Gwen nach dem furchtbaren Frühjahr einen ruhigen Sommer haben: sich mit ihrer besten Freundin Vivi und ihrem Cousin Nic treffen, schwimmen gehen, der alten Mrs Ellington Gesellschaft leisten, statt wie sonst im Imbiss ihres Vaters zu schuften. Doch natürlich läuft nichts wie geplant, denn in diesem Sommer verändert sich das Leben auf der ruhigen Insel Seashell. Warum muss auch Cassidy Somers, dem sie nach den Ereignissen im Frühjahr aus dem Weg gehen wollte, ausgerechnet diesen Sommer überall auf der Insel zu finden sein? Und wie soll ihre Zukunftsplanung und ihr Wunsch aufs College zu gehen nur aussehen, wenn sich ihre Familie gerade so ihr Haus leisten kann und auf Gwen als Verdienerin angewiesen ist?
Im Laufe des Sommers muss sich nicht nur Gwen die Frage stellen, was sie aus ihrem Leben machen will und was ihr wichtig ist.



Meinung


Nachdem ich vor zwei Jahren Huntley Fitzpatricks Debütroman "Mein Sommer nebenan" gelesen hatte, war ich von der Mischung aus süßer Liebesgeschichte, Humor, liebenswerten Figuren und einer Prise Ernst sehr begeistert. Daher wollte ich auch unbedingt ihr zweites Buch "Es duftet nach Sommer" lesen und kann mich denjenigen, die es für schlechter als einen Vorgänger halten, absolut nicht anschließen. Auch mit dieser Geschichte hat die Autorin mich wieder absolut überzeugt.

Wie auch bereits "Mein Sommer nebenan" wird auch "Es duftet nach Sommer" von der Protagonistin, in diesem Fall Gwen, erzählt und ist daher in einem recht lockeren, leicht zu lesenden und vor allem wieder sehr humorvollen Ton gehalten, sodass es sich sehr schnell liest. Der Schreibstil wirkt authentisch, vor allem aber beweist Gwen sowohl in ihrem Verhalten als auch in ihrer Art die Geschichte zu erzählen genau die richtige Mischung aus Humor und Selbstironie aber auch Ernsthaftigkeit, die zu der Geschichte passt. Ich habe das ein oder andere mal laut loslachen müssen und meiner Familie Passagen vorgelesen, insbesondere das Ende und andere recht ernsthafte Abschnitte haben mich jedoch auch sehr berührt.


Emory ist besessen von "Peter Pan". Ich dagegen schlage mich mit der Frage rum, was diese Sache mit Tinker Bell und ihren Eifersuchtsproblemen eigentlich soll. Zwischen denen hätte doch sowieso nie was laufen können. Sie ist zehn Zentimeter groß und er fest entschlossen, nie in die Pubertät zu kommen.
- S. 248


Passend zum Schreibstil sind auch die Figuren wieder eine bunte Mischung liebenswerter, leicht schräger und authentischer Charaktere, wie man sie ebenfalls bereits aus Huntley Fitzpatricks Debütroman kennt.
Gwen ist als Protagonistin sehr sympathisch und man kann sich gut mit ihr identifizieren, denn sie ist an einem Punkt im Leben, an dem wohl jeder einmal sein wird, gerade ist oder schon einmal war: in der schwierigen Phase des Erwachsenwerdens, in der sich vieles im Leben ändert: Freundschaften verändern sich, Menschen gehen und andere kommen, man muss seine Zukunft selbst in die Hand nehmen und nicht zuletzt spielen die Gefühle des Öfteren verrückt.
Gwen ist durch diese vielen Veränderungen unsicher und verletzlich, wie man es von einer 17-jährigen erwarten kann, hat trotz allem aber auch eine gute Prise Humor und Schlagfertigkeit, was sie sehr sympathisch macht.
Auch ihre Familie, Freunde und andere Bewohner der Insel sind eine bunte und authentische Mischung, nicht zuletzt ihre quirliger, süßer Bruder Emory und natürlich der absolut liebenswerte Cass und die kluge, sympathische Mrs. Ellington.

Ebenfalls wie "Mein Sommer nebenan" ist die Handlung in Teilen natürlich, wie man erwartet, vorhersehbar, insbesondere was das Ende angeht und am Anfang, an dem einem eigentlich schon klar ist, dass Gwen überall in Cass reinrennt, damit es so richtig schön peinlich wird.
Doch "Es duftet nach Sommer" ist keinesfalls einfach "nur" eine Liebesgeschichte, denn das Buch hat auch ernste Seiten. Abgesehen von anderen Probleme des Erwachsenwerdens neben der ersten Liebe geht es in dem Roman auch um die Kluft zwischen arm und reich, die in den Vereinigten Staaten (aber natürlich auch in anderen Ländern) sehr groß ist, denn die Hauptfigur wohnt auf einer Insel, auf der die Hälfte der Bevölkerung als Restaurantbesitzer, Putzfrauen und Handwerker für die andere Hälfte arbeitet, die dort ihrer Sommerhäuser hat. Gwen und ihre Freunde gehören zur ersten Hälfte, Cass und seine Freunde zur zweiten.


"Marco und Tony haben letzten Donnerstag mit uns zusammen gearbeitet und sie haben darüber gelacht, echt gelacht, dass Marco mal zur Air Force wollte und Tony den Traum hatte, Profiringer zu werden. Und ha-ha-ha wir hätten Konkurrenten sein können. Als ob das irre witzig wäre, dass sie Seepocken von den Yachten reicher Leute kratzen und ihre Scheißbadezimmer renovieren, statt ihre Pläne in die Tat umzusetzen."
- S. 384


Wovon ich aber vor allem positiv überrascht war, ist die offene Einstellung zum Thema Sex, die die Autorin in diesem Buch zur Sprache bringt. In vielen Jugendbüchern ist Sex, wenn er denn überhaupt vorkommt, der Höhepunkt der Beziehung der beiden Hauptfiguren und der Beweis ihrer Liebe. In "Es duftet nach Sommer" wird jedoch auch offen angesprochen, dass viele Jugendliche auch einfach nur Sex aus Spaß haben und nicht unbedingt im Rahmen einer Beziehung, und die Hauptfigur bildet da keine Ausnahme. Das fand ich persönlich sehr erfrischend anders.
Umso erstaunter war ich, dass trotzdem recht wenig auf den eigentlichen Sex eingegangen wird. Natürlich soll das Buch kein Erotikroman sein, doch sobald es auch nur ansatzweise zur Sache geht, endet der Absatz und im neuen Absatz ist auch schon alles vorbei, was ich erstaunlich prüde fand, wenn man bedenkt, dass sonst recht locker mit dem Thema umgegangen wird.


Das einzige, was mich enorm gestört hat, aber eher der Übersetzerin zuzuschreiben ist, ist die sehr kreative (sprich: oft falsche) Zusammenschreibung in diesem Buch, denn dagegen scheint die Übersetzerin Catrin Fisher quasi allergisch zu sein.
Ein paar wunderbare Beispiele:
"Fang mal an, den Köder zurecht zu schneiden." (S. 90, richtig wäre "zurechtzuschneiden")
"Ich weiß, jedes Kind geschiedener Eltern hofft angeblich insgeheim, dass die Eltern sich noch mal ineinander verlieben und wieder zusammen kommen." (S. 149, richtig wäre "zusammenkommen)
An einer Stelle wurde sogar das Wort "Dreiviertelstunde" auseinander geschrieben!
Das mag nur eine Kleinigkeit sein, hat mich persönlich aber beim Lesen gestört.



Fazit


"Es duftet nach Sommer" steht dem Debütroman "Mein Sommer nebenan" der Autorin in nichts nach, denn auch dieses Buch ist wieder eine bittersüße, herzerwärmende Geschichte mit quirligen Figuren und Problemen mit denen man sich gut identifizieren kann, einer guten Prise Humor und einer zuckersüßen Liebesgeschichte, trotzdem jedoch auch einem ernsten Thema. Ich vergebe 4,5 Sterne.
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