Hwang Sok-yong

 3,7 Sterne bei 184 Bewertungen
Autor von Die Lotosblüte, Vertraute Welt und weiteren Büchern.
Autorenbild von Hwang Sok-yong (©Paik Dahuim)

Lebenslauf

Hwang Sok-yong wurde 1943 im damaligen Mandschukuo (heute China) geboren. Schon als Jugendlicher gewann er mehrere Schreibwettbewerbe. Als Philosophiestudent engagierte er sich im Widerstand gegen die Militärdiktatur und für den Schutz von Arbeiterrechten. Wegen dieses Verstoßes gegen das »Sicherheitsgesetz« wurde er 1993 in Seoul zu sieben Jahren Haft verurteilt, 1998 vom neu gewählten Präsidenten Kim Dae-jung begnadigt. Eine Verarbeitung des Gefängnisaufenthalts ist der Dissidentenroman Der ferne Garten (1999). Mit zahlreichen nationalen und internationalen Literaturpreisen ausgezeichnet, gilt Hwang Sok-yong als Südkoreas aussichtsreichster und würdigster Nobelpreiskandidat.

Quelle: Europa Verlag

Alle Bücher von Hwang Sok-yong

Cover des Buches Die Lotosblüte (ISBN: 9783958903739)

Die Lotosblüte

 (75)
Erschienen am 25.06.2021
Cover des Buches Vertraute Welt (ISBN: 9783958903036)

Vertraute Welt

 (40)
Erschienen am 01.07.2021
Cover des Buches Dämmerstunde (ISBN: 9783958903050)

Dämmerstunde

 (34)
Erschienen am 30.06.2022
Cover des Buches Die Geschichte des Herrn Han (ISBN: 9783423244886)

Die Geschichte des Herrn Han

 (23)
Erschienen am 01.10.2005
Cover des Buches Der ferne Garten (ISBN: 9783423244602)

Der ferne Garten

 (7)
Erschienen am 01.09.2005
Cover des Buches Der Gast (ISBN: 9783423245630)

Der Gast

 (1)
Erschienen am 01.01.2007
Cover des Buches Die Erinnerungsarbeit des Streikrekordlers (ISBN: 9783958903975)

Die Erinnerungsarbeit des Streikrekordlers

 (0)
Erschienen am 28.09.2023
Cover des Buches At Dusk (ISBN: 9781947534667)

At Dusk

 (2)
Erschienen am 16.07.2019

Videos

Neue Rezensionen zu Hwang Sok-yong

Cover des Buches Dämmerstunde (ISBN: 9783958903050)
PatriciaJanzens avatar

Rezension zu "Dämmerstunde" von Hwang Sok-yong

Zurück nach Seoul
PatriciaJanzenvor einem Jahr

Im letzten Jahr las ich " Vertraute Welt", von Südkoreas aussichtsreichstem Nobelpreiskanditen Hwang Sok-Yong. Mit "Dämmerstunde" erhielt dieser bewegende Roman eine Art Nachfolger, der jedoch komplett unabhängig zu lesen ist und mit "Vertraute Welt" vor allem seinen Handlungsort Seoul gemein hat. 


In wechselnden Kapiteln begleiten wir zwei Koreaner*innen durch ihre Leben. Bak Minu, heute erfolgreicher Geschäftsmann, wird nach einer Nachricht, die er von von seiner Jugendliebe erhältl, von Ereignissen seiner Kindheit und Jugend heimgesucht. Aufgewachsen in einem Armenviertel waren diese Jahre für ihn geprägt von Bandenkriminalität und Entbehrungen. 


Auf der anderen Seite haben wir eine junge Frau namens Uhi, deren Herz für das Theater schlägt. Jedoch stammt auch sie aus eher bescheidenen Verhältnissen und so bleibt ihr Traum, ihr Leben als Regisseurin zu bestreiten zunächst genau das - ein Traum. 


Diese beiden Leben kreuzen sich, doch warum eigentlich, das stellt sich erst ganz am Schluss der Erzählung heraus. 


Für mich war "Dämmerstunde" nicht immer ganz einfach zu begreifen, und ich denke, ein gewisses Wissen (oder zumindest Interesse) über die in Korea vorherrschenden Strukturen  ist von Vorteil, um diesen tiefsinnigen Roman richtig zu genießen. 


Das Erzähltempo empfand ich als sehr angemessen, im großen und Ganzen empfand ich es jedoch leichter, der Geschichte von Uhi zu folgem, die sich nämlich mehr in der Gegenwart abspielt. Die Zeitsprünge in den Kapiteln von Bak Minu waren für mich manchmal schwer einzuordnen, sodass ich das Gefühl hatte, etwas den Überblick zu verlieren.


Ganz besonders gut gefallen hat mir die Auflösung der Geschichte und auch der Ausblick auf die Zukunft der beiden Protagonisten.  Philosophische und auf jedenfall tiefsinnig mit Potential und Platz für eigene Gedanken und Interpretation - von mir gibt es 3,5 🌟

Cover des Buches Dämmerstunde (ISBN: 9783958903050)
Gela_HKs avatar

Rezension zu "Dämmerstunde" von Hwang Sok-yong

Rückkehr an den Ort der Kindheit ausgeschlossen
Gela_HKvor 2 Jahren

Seiner Vergangenheit hat der erfolgreiche koreanische Architekt Bak Minu schon lange den Rücken zugewandt, bis eine Nachricht einer Jugendliebe ihn schmerzhaft an sein Leben im Armenviertel Seouls erinnert.  

Hwang Sok-yongs distanzierter und pragmatischer Schreibstil erfordert Aufmerksamkeit beim Lesen. Der ruhige und fast dokumentarische Stil lässt ein besonderes Bild entstehen. Die Protagonisten treten in den Hintergrund und lassen dem gesellschaftlichen Leben in Seoul viel Raum. Der Hauptprotagonist Bak Minu hat es als einer der wenigen Slumbewohner geschafft, sich seinem vorgezeichneten Weg zu entziehen. Rückblickend wird sein Werdegang aus seiner Sicht in einem Erzählstrang dargestellt.  

Parallel dazu wechselt man in die Gegenwart zur jungen Uhi, die versucht, sich als junge Frau allein als Regisseurin in der Theaterwelt zu behaupten. Ihr Dasein hat wenig Lebenswertes und es schmerzt, die nüchterne Sprache über fehlende Mahlzeiten und katastrophale Lebensbedingungen zu lesen.  Sehr interessant sind die geschichtlichen Parallelen zu wahren Geschehnissen in Korea, von denen ich bisher wenig wusste.

Obwohl Bak Minu seine ganze Kindheit und Jugend in einem Armenviertel verbracht hat, zögert er keinen Moment, als er als angestellter Architekt einer Baufirma für die Umgestaltung dieser Gegend engagiert wird.

"Meine berufliche Tätigkeit bestand eigentlich im Plattwalzen, Wegräumen und Entsorgen von anderer Leute Erinnerungen."

Erst als ihm ein flüchtig zugesteckter Zettel einer alten Liebe im Alter zugesteckt wird, erinnert er sich an seine Wurzeln. Diese eindringliche Erinnerung ist sehr bewegend beschrieben. Die "Neues Dorf Bewegung" in den 70er-Jahren hat in Korea viele Orte sprichwörtlich planiert und eingeebnet. Den Bewohnern wurde gerade einmal Zeit gegeben, das Nötigste aus den Häusern mitzunehmen, bevor die Bulldozer alles zerstörten. Es gibt keinen Ort, an den man zurückkehren kann, keine Gebäude, Bäume, die einem Erinnerung an Vergangenes schenken.

 "Ich hatte keine Gedanken an jene verschwendet, die sich nicht sagen konnten, dass sie jetzt ein lebenswertes Leben führten, dass sie glücklicherweise nicht auf der Strecke geblieben sind."

Besonders die kleinen Ausflüge in den Alltag der Bewohner eines solchen Viertels gehen nah. Im Nichts wird versucht zu überleben: Fischreste werden zu besonderen Delikatessen verarbeitet, Schuhputzer-Gangs kämpfen um die besten Plätze und eine kleine Romanze zwischen zwei jungen Menschen erblüht und verwelkt fast gleichzeitig. Diese trostlose Hoffnungslosigkeit, die sich beim Lesen einstellt, ist schwer zu ertragen, vor allem wenn man im westlichen Überfluss leben darf.

 Die gegensätzlichen Erzählstränge von Vergangenheit und Gegenwart wollten anfangs nicht zueinander passen und mussten konzentriert verfolgt werden. Die ungewohnten koreanischen Namen und Bezeichnungen taten ihr Übriges, um im Gelesenen keinen Zusammenhang zu finden. Am Ende wurde aber klar, warum die Handlungen so lange unverknüft parallel erzählt wurden. 

Dieser Roman hat mir Korea und seine Vergangenheit sehr deutlich nahe gebracht und die Sicht auf menschliche Schicksale außerhalb der europäischen Komfortzone geöffnet. Lediglich die anfänglich deutsch/österreichische Übersetzung einiger Begriffe (z. B. Treppenstiege, Pappenstiel) hat ein wenig verwirrt. 

Für Lesende, die gerne über den Tellerrand herausschauen, eine Leseempfehlung.

Cover des Buches Dämmerstunde (ISBN: 9783958903050)
W

Rezension zu "Dämmerstunde" von Hwang Sok-yong

Augenöffnend
Wuz_im_Auenthalvor 2 Jahren

Ein "Berghangslum" in Seoul, Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre. Und eine "Souterrainwohnung" im Korea der Gegenwart. Und einerseits ist da ein Architekt, nunmehr in seinen 60ern, der die "Flächensanierungen" der 90er Jahre mitgestaltet hat, bei denen nach einem radikalen Kahlschlag die siloartigen Apartment-Komplexe errichtet wurden, in denen heute ein Großteil der Bevölkerung lebt. Andererseits ist da eine immer noch hoffnungsvolle Theaterregisseurin, die allerdings, schon Ende 20, bloß mit Nachtschichten in einem Rund-um-die-Uhr-Minisupermarkt überleben kann. Das sind die beiden Erzähler in diesem Roman, die abwechselnd zu Wort kommen. Viel ist Rückschau und Rekapitulation, viel ist Protokoll. Das verlangt einem mitunter einen langen Atem ab, aber das zahlt sich aus. Spannung ergibt sich vor allem aus der Verschränkung oder Engführung dieser beiden Erzähler und Hauptfiguren, die ursprünglich nichts miteinander zu tun hatten. Was die beiden zusammenbringt es eine dritte Person, die Jugendliebe des Architekten bzw. der Sohn dieser Jugendliebe, der die beiden Hauptfiguren miteinander "verbindet" (Achtung, Hilfsausdruck). Freunde des Architekten liegen im Sterben, geben Abschiedsvernissagen, geraten in die Bredouille. Auf der anderen Seite, jener der jungen Frau, passieren sogar noch weit dramatischere Dinge. Schockierendes wird hier immer wieder ganz ruhig rapportiert, und das ergibt ein Tiefenbild vom Südkorea der jüngeren Vergangenheit und unserer unmittelbaren Gegenwart, das unter die Haut geht.

Gespräche aus der Community

In der Millionenstadt Seoul kreuzen sich die Wege von zwei Menschen. Scheinbar verbindet ihre Leben nichts, trotzdem haben sie etwas gemeinsam. Von Hoffnungen, Träumen, Erkenntnissen und dem Kampf ums Überleben in einer rücksichtslosen Gesellschaft erzählt Hwang Sok-yong in seinem überwältigenden Roman "Dämmerstunde", unserem neuen Titel im Literatursalon.

1.199 BeiträgeVerlosung beendet
Gela_HKs avatar
Letzter Beitrag von  Gela_HKvor 2 Jahren

Ich bin etwas spät dran, aber ich habe bemerkt, dass dieser Roman mir immer noch sehr deutlich im Gedächtnis geblieben ist. Ein gutes Zeichen.

Danke, dass ich bei dieser tollen Leserunde dabei sein durfte:


Meine Rezension: 4 Sterne

und auf meinem Blog: Gelas Home of Books

andere Portale folgen.



Zusätzliche Informationen

Hwang Sok-yong wurde am 04. Januar 1943 in Xinjing (China) geboren.

Community-Statistik

in 228 Bibliotheken

auf 44 Merkzettel

von 1 Leser*innen aktuell gelesen

von 1 Leser*innen gefolgt

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