Rezension zu "Der Briefmarkensammler" von Håkan Lindquist
„Der Briefmarkensammler“ von Hakan Lindquist aus dem Bruno Gmünder Verlag entführt die Leser*innen in die idyllischen Landschaften der schwedischen Provinz, von Wäldern über Seen bis hin zu Küstengebieten. Die Einbeziehung von Briefmarken, Briefen und die Begeisterung für Insekten, insbesondere Schmetterlinge, verleiht der Handlung eine originelle Note. Im Roman wird auch viel Kaffee getrunken.
Die Erzählung setzt sich mit den Themen Depressionen und Verlustbewältigung auseinander. An dieser Stelle eine Triggerwarnung, denn die Themen Tod und Suizid sind sehr präsent. Eine herausragende Facette ist die Erinnerung an eine Männerfreundschaft, in der einer der Männer deutlich älter ist als der andere. Die Protagonisten zeigen eine Neigung für ältere Männer, hier liest sich auch eine gewisse Vatersuche heraus.
Die Erzählstruktur verwendet Erinnerungsfragmente, die im Text kursiv und linksbündig eingebunden sind und die gegenwärtige Szenen einleiten. Allerdings wiederholen sich diese viel zu oft beinahe eins zu eins, wodurch sich das Buch sehr gestreckt anfühlt. Das „Geheimnis“ in der Geschichte ist bedauerlicherweise vorsehbar und neigt zu Klischees, ist also wenig die Axt im Walde, die ich mir erhofft hatte. Dennoch gelingt es Lindquist, eine emotionale Reise zu präsentieren, besonders im Kontext einer vergänglichen aber unvergessenen großen Liebe. Die Geschichte wird durch authentische Charaktere und emotionale Tiefe bereichert.
Trotz einiger vorhersehbarer Elemente und der ständig wiederkehrenden Erinnerungsfragmente, bietet „Der Briefmarkensammler“ eine nachvollziehbare, wenn auch nicht makellose Leseerfahrung. Lindquist schafft eine einfühlsame Erzählung über Erinnerung, Liebe und den Umgang mit Verlust. 2,5 von 5 Sternen.