Cover des Buches Abbitte (ISBN: 9783257233803)
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Rezension zu Abbitte von Ian McEwan

Ein stetiges Auf und Ab

von HibiscusFlower vor 7 Jahren

Rezension

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HibiscusFlowervor 7 Jahren
Klappentext:
Am heißesten Tag im Sommer 1935 wird die dreizehnjährige Briony Tallis im Landhaus ihrer Familie Zeuge eines eigenartigen Geschehens. In der Schwüle des Tages sind alle wie verwandelt: Was treibt die ältere Schwester mit Robbie Turner am Brunnen, was in einer dunklen Ecke der Bibliothek? Und wie ist jenes Wort in dem Brief zu verstehen, den sie nicht öffnen sollte? Mit Briony geht die Phantasie durch. Noch am selben Abend ist das Leben aller Beteiligten für immer verändert …

"Durch ihre Sehnsucht nach Harmonie und Ordnung blieben ihr die tollkühnen Möglichkeiten der Bösewichter dieser Welt versagt. Chaos und Zerstörung waren für ihren Geschmack zu unordentlich, und grausam zu sein, brachte sie einfach nicht übers Herz."
(S.12/13)

Und dennoch verändert Briony Tallis - die durch ein wohlbehütetes Leben in ihrer ganz eigenen Welt zu leben scheint - an einem einzigen Tag durch ihre überbordende Phantasie und das Unvermögen die Konsequenzen auch nur zu erahnen ihr Leben und all derer, die ihr stets wichtig und lieb waren grundlegend.

"In dieser Phase ihres Lebens befand sich Briony in einem unbestimmten Übergangsstadium zwischen Kinderzimmer und Erwachsenenwelt, und niemand vermochte zu sagen, wann sie die Grenze in welche Richtung überschritt." (S.201)

Während der erste Teil durch detailüberladene Schilderungen, in pathetischer Prosa eingehüllt, an die Wirrungen und die dadurch entstehenden dramatischen Auswirkungen heranführt, erfahren die LeserInnen im zweiten Teil, wie sich Robbie Turner Jahre später als Soldat der britischen Armee - stets in Gedanken bei Brionys älterer Schwester Cecilia - in Frankreich durchschlägt und beschließt im dritten Teil mit den Rückblicken der älteren Briony, die die Vergangenheit reflektiert.

Ein stetiges Auf und Ab brachte das Buch für mich mit, das in einer für mich vollkommen unerwarteten Wendung gipfelte, bei der ich mich zunächst sehr ratlos gefühlt habe, auch wenn dem Autor ein unglaublicher Effekt gelungen ist. Es gab wundervolle Stellen - wie die Kapitel, in denen aus der Sicht der Mutter Emily Tallis erzählt wurde - und spannende Momente, in denen ich einfach nur weiterlesen wollte. Doch ihnen gegenüber stehen die stellenweise sich mühsam lesenden Schilderungen und die fehlende Sympathie für Briony Tallis, die sich für mich nicht durch ihre kindliche Naivität entschuldigen lässt.

Einen ganz anderen Blickwinkel bot mir die Verfilmung mit Keira Knightley (Cecilia), James McAvoy (Robbie) und Saoirse Ronan/Romola Garai/Vanessa Redgrave (Briony).
Die unterschiedlichen Perspektiven behält sich auch der Film bei und bewegt sich mit vielen Details nah am Buch. Was jedoch wegfällt, sind die inneren Gedanken, während Elemente aus dem Hintergrund intensiver ausgeleuchtet werden. Dadurch wirkte die Verfilmung nach dem aufwühlenden Buch fast schon angenehm ruhig auf mich.
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