Rezension
Nachdem mich Ian McEwan bereits mit Atonement und Saturday begeistern konnte, war ich gespannt darauf, ob mich der nun erschienene Roman Sweet Tooth vollends zum McEwan-Fan machen könnte und ich muss sagen: Na ja....
Aber der Reihe nach. Wir begegnen der äußerst sympathischen Leseratte Serena, die trotz ihrer Liebe zum Lesen dem Wunsch ihrer Mutter nachkommt und in Cambridge Mathematik studiert. Ihre Leidenschaft für die Literatur kann sie glücklicherweise in einer Beschäftigung beim britischen Geheimdienst M15 ausleben, der ihr den Auftrag erteilt, den Autor Tom Haley über eine verdeckte Stiftung zu fördern. Wieso, weshalb, warum erfährt der Leser leider nur in Ansätzen. Überhaupt hält sich McEwan mit vielen Erklärungen und Aufschlüsselungen bedeckt. Kleine Erzählschnipsel werden aufgehoben und wieder fallen gelassen, noch bevor man überhaupt einen Blick drauf werfen konnte. McEwan überlässt dem Leser einen recht handlungsarmen Mittelteil, gespickt mit reichlich intellektuell Anmutendem und übertrieben Erotischem, was den Leser anscheinend bei Laune halten sollen. Die Vermischung von Erotik und Geheimdienst ist so alt wie die James Bond Filme, wirken jedoch in McEwans (zahlreichen!) Ausführungen irgendwie unpassend und übertrieben, als ob er sie um jeden Preis im Roman haben musste. Muss man mögen.
Die eigentliche Rahmenhandlung wird immer wieder durch eingefügte Kurzgeschichten unterbrochen, die das Oeuvre Haleys kurz umreißen sollen. Und wieder fragt man sich, wieso, weshalb, warum der Leser da durch muss, wenn sie der eigentlichen Handlung so gut wie gar nichts beisteuern und allenfalls als „Ergänzung“ der Story angesehen werden können.
Deshalb mein Fazit: Nur für absolute McEwan Fans! Ich bin dieses Mal leider keiner geworden.