Wie Erfolge verändern
In entspannter Sprache wendet sich Ian Robertson in seinem neuen Buch sehr unterhaltsam, durchaus aber auch informativ, vor allem den „Folgen von Erfolgen“ zu.
Was nämlich passiert, wenn ein Mensch, der bereits „ein paar Kämpfe“ gewonnen hat (und dementsprechend Selbstbewusstsein „getankt“ hat) sich dann innerlich gut gewappnet auch größeren „Gegner“ (Aufgaben) stellt. Die Wahrscheinlichkeit, auch gegen stärkere Gegner zu gewinnen, steigt nämlich mit der Zahl gewonnener „Kämpfe“.
Und das kommt nicht von ungefähr, wie Robertson überzeugend ausführt.
Erfolge haben nicht nur eine mentale, sondern auch eine biologische Wirkung, Erfolg und Erfolgserlebnisse verändern die Biochemie des Gehirns. In typisch amerikanischer Manier (viele Beispiele, immer griffig formuliert, hier und da mangelt es an vertiefenden und differenzierenden Abstraktionen) führt Robertson so den Leser an der Grundfrage des Strebens nach „Gewinnen und Macht“ entlang.
Auf jeden Fall einmal, das liest sich schon zu Beginn heraus, sind dabei die „Spielfelder“ relativ egal. Es geht nicht um die „Bedeutung“ von Aufgaben, sondern schon ein kleiner Keks, der eben nicht das ist, was der siegesgewohnte Chef haben wollte, kann weitereichende Folgen haben. Gewinnen oder Verlieren, Macht oder Ohnmacht sind somit grundlegende Haltungen des Menschen, die erworben oder auch wieder verloren werden können, die sich im Kleinen wie im Großen entwickeln oder eben verloren gehen.
„Die Frage des Siegens betrifft fast jeden Teil unseres Lebens“. Und, „wir alle wollen es, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht“.
Anhand vieler Geschichten und einiger Tests geht Roberston nun daran, dem Leser die Augen darüber zu öffnen, dass es kein „Sieger Gen“ gibt, sondern man sich gerade von der Lähmung dieser Vorstellung zu befreien hat, um genau das für das (persönliche) Siegen zu tun, was es braucht, um Siegen zu lernen. Im Rahmen seiner biologischen Grenzen natürlich. Mit 1,53 Körpergröße ist der olympische Hochsprung nicht zu gewinnen. Aber um solch Irreales geht es Robertson auch gar nicht.
Differenziert legt er dar, dass es beim Thema nicht um eine simple „Ich-Bin-Gut“ Beschwörung geht. Durchaus vielfältig sind die (ín manchen Teilen auch zufälligen) Faktoren, die zum Siegen verhelfen. Aber ob man in der Lage ist, am rechten Ort und im rechten Moment zufällige Chancen zu nutzen, das wiederum ist eine Frage der erlernbaren inneren Haltung, nicht des Schicksal.
Und man mag nach der Lektüre durchaus dem Autor in vielem zustimmen. Es ist wahr, dass Erfolge und Macht extrem wichtig für Menschen sind, die Ebenen mögen da noch so verschieden sein. Ein Wissen, das wichtig ist, nicht nur auf der Ebene, hier und da „machtvoll zu gewinnen“. Denn gerade die Balance zwischen konstruktivem Siegeswillen und konstruktiver Machtausübung gegenüber destruktivem „Siegen müssen“ und Missbrauch der Macht ist vielfach in Gefahr, gerade weil der Mensch diese Vorgänge so sehr im Unbewussten belässt. Viele „mächtige Männer“, Politiker, Manager sind daher stets in Gefahr, die Macht um ihrer Selbst, das Siegen um des „Kicks“ alleine und damit nur sich selbst und ihr Ego in den Vordergrund zu stellen.
Zu wissen, wie es geht und worum es geht, gibt dem Leser ein stückweit zumindest die Chance auf Kontrolle, auf ein Wissen um das, was in ihm vorgeht und damit die Chance auf konstruktive Entscheidungen. Dann muss es nicht so sein, dass „Macht“, wie allzu oft, die Person zum Destruktiven hin verändert.
Zu einer solchen Reflektion und einer solchen „Bewusstmachung“ verhilft Robertson durchaus und allein das lohnt schon die Lektüre. Auch wenn hier und da die klassischen amerikanischen Simplifizierungen überhand zu nehmen drohen, im Kern hat Robertson die Gesetzmäßigkeiten von „Gewinnen und Macht“ durchaus verständlich gebündelt und vorgelegt. Damit man lernt, dass die „falsche Art Macht“ krank macht.