„Der Mond spiegelte sich als zitternde Reflexion in seinen großen, dunklen Augen. Die Nacht war hereingebrochen. Das Wasser des Sees umschloss seinen Leib mit undurchdringlicher Schwärze. Nur weiter oben bekam es durch das Licht des Erdtrabanten einen silbrigen Schein. Doch es war etwas Anderes, was das Ungeheuer innerlich frohlocken ließ. Es waren die Stimmen und das Gelächter ausgelassener Menschen. Menschen, die beim flackenden Schein eines Lagerfeuers am Ufer des Sees zusammensaßen. Das Ungeheuer öffnete das Maul und ein blubberndes Grollen drang aus seinem gierigen Schlund. Geschmeidig glitt es an die Oberfläche.“
STORY
Entgegen der ausdrücklichen Warnungen der Einheimischen campieren die Londoner Studenten Sandra, Carl, Frank und Bernie am Ufer des idyllischen und versteckt gelegenen Badesees nahe des schottischen Dörfchens Killin. Doch in der Nacht steigt Etwas aus dem See und tötet Frank und Bernie. Sandra verliert darüber den Verstand und verschwindet in den Wald. Carl, der sich retten konnte, beschließt, seinen Kommilitonen, den „affektierten Spinner“ und „Grusel-Geek“ Johnny Conolly anzurufen, der in dem Ruf steht, schon des Öfteren dem Übernatürlichen gegenüber gestanden zu haben. So erfahren John Sinclair und Suko von dem Fall und machen sich eilends auf den Weg nach Killin.
„Die Soldaten ergriffen den Mann, der aber nur lachte und sich im Griff der Männer in das schreckliche Ungeheuer verwandelte. Es kostete viele das Leben, doch mit Äxten und versilberten Pfeilen konnten sie das Biest in Schach halten. Zum Glück verstand der Bischof etwas von Dämonologie und der heiligen Inquisition. Er war auch als Exorzist tätig. Und so kannte er Bannsprüche und die entsprechenden Symbole, mit denen der Satan gebändigt werden konnte. Nur töten konnten sie das Untier nicht, das in eine tiefe Senke floh. Dort umstellten die Männer das Ungeheuer und banden es mit einer silbernen Kette fest. Der Bischof brachte rund um die Senke Kreuze und Symbole an, die das Monster bannten. Danach leiteten sie einen Teil des River Dorchart um und fluteten die Senke.“
MEINING
Die Einheimischen, die den geheimnisvollen Stausee bei Anbruch der Dämmerung fluchtartig verlassen, die rätselhaften Bannsymbole im umliegenden Wald, eine alte Legende und die Dorfgemeinschaft, die das Geheimnis des Sees hütet. Mit DER SCHRECKEN AUS DER TIEFE hat Ian Rolf Hill wieder ein schönes Monster-der-Woche-Abenteuer für John Sinclair und seinen Partner Suko in bester GESPENSTER-KRIMI-Tradition verfasst. Soll heißen, weder das Rezept noch die Zutaten sind besonders neu, doch kann man damit auch kaum etwas falsch machen. Zu begrüßen ist auch, dass den Nebenfiguren mehr sind als nur das obligatorische Kanonenfutter, und dem Roman auch ein Quäntchen Romantik verleihen. Doch keine Sorge, noch sind wir bei JOHN SINCLAIR und nicht bei CORA MYSTERY. Seine hauptsächliche Spannung bezieht der Roman noch nicht einmal aus den blutigen Monsterattacken – die geschehen nur zu Anfang und am Ende – sondern aus der Tatsache, dass die Dorfbewohner, allen voran der Bürgermeister, alles daran setzen, das Geheimnis des Sees zu wahren. Auch mit der Gewissheit, dass es nach den jüngsten Ereignissen nur eine Frage der Zeit ist, bis das Monster stark genug ist, den Bannkreis um den See zu verlassen. Dabei ist das Dorfoberhaupt kein gewissenloser Killer, sondern zwischen „Pflicht“ und Hoffnung auf Rettung hin und her gerissen.
Ohne den schier unüberschaubaren sinclair‘schen Gegner-Pantheon im Hintergrund präsnetiert sich DER SCHRECKEN IN DER TIEFE angenehm altmodisch und ballastfrei. So wird dem Monster am Ende auch ganz in Old-School-Manier die Hölle heiß gemacht.
FAZIT
Souverän verfasster Monster-der-Woche-Schocker. Gut ausbalanciert und auch für Gelegenheitsleser bestens geeignet.