"Also dann', sagte George, und damit öffnete sie die knarzende, verrottende, ihre Farbe abstoßende, an verrosteten Angeln hängende und mit groben Brettern verstärkte Holztür zu dem ehemaligen Hühnerstall, der mittlerweile das Zuhause von Israel Armstrong (BA Hons) war, Tumdrums und vielleicht sogar Irlands einzigem englischen, sich rein vegetarisch ernährenden Fahrbibliothekar jüdischen Glaubens."
Das ist der Einstieg zu einer sehr merkwürdigen Geschichte und überhaupt zu einer sehr merkwürdigen Erzählung, sowohl was die Handlung als auch ihre Ausführung betrifft. Und mit George - sie vermietet den Hühnerstall - und Armstrong sind auch schon zwei der bedeutenden Protagonisten eingeführt. Hinzu kommt noch Ted, der den Bibliotheksbus fährt und auf Armstrong ein wachsames Auge hat. Und das benötigt dieser auch, denn als er einem Mädchen aus der nicht öffentlich zugänglichen, unter dem Tisch verborgenen, der "verbotenen" Bibliothek ein Buch entleiht und dann irgendwie davonläuft, macht ihn ihr Vater, ausgerechnet ein bedeutender Lokalpolitiker, heftige Vorwürfe und gibt ihm die Schuld am Verschwinden seiner Tochter. Um jetzt nicht wirklich als Schuldiger dazustehen, muss Israel Armstrong sich auf die Suche nach der verschwundenen Schülerin machen.
Das Buch ist bereits 2011 erschienen und wenn ich es nicht in einem Bücherschrank entdeckt hätte, wäre ich wohl gar nicht darauf aufmerksam geworden. Es verspricht einen Krimi, der dann aber doch nicht wirklich einer ist, vielmehr bekommt der Leser eine ganz wunderbare Beschreibung der nordirischen Landschaft und ihrer Bewohner. Ja, vielleicht ist dieses Buch eher Reiseliteratur als spannende Verbrechensaufklärung.
Ich habe mich trotzdem ganz außerordentlich unterhalten und die drei Sterne gibt es nur wegen dieser nicht ganz eindeutigen Zuordnung, bzw. Aufmachung. Da ist nicht nur eine immense Fabulierlust und Erzählkunst vorhanden, das Buch überhaupt ist total schräg, in allem, ganz besonders aber in den Personen.
Und dann die Sprache!
"Israels Ahnung von der wirtschaftlichen Alltagsrealität war begrenzt - 'flüchtig' wäre vielleicht der richtige Ausdruck dafü gewesen. Dürftig. Ärmlich. Lächerlich. Kauzig. Drollig. Mitleiderregend."
Wer Lust an Sprache hat, wird hier bestens bedient. An vielen Stellen ist es eine wirkliche Synonymen-Aufzählung, die den eigenen Wortschatz sicher noch bereichert. Ein Lob dem Übersetzer Werner Löcher-Lawrence!
Ein Bücherbusbibliothekar auf der Suche nach einem verschwundenen jungen Mädchen