Rezension zu "Reinkarnation in Europa" von Ian Stevenson
Reinkarnation ist in Europa – außer vielleicht bei der Steinerschen Antroposophie – kein geläufiges Thema. Nur ein Bruchteil der hier lebenden Menschen kann sich vorstellen, mehrmals auf die Erde zu kommen und, was noch wichtiger ist, sich auch daran zu erinnern!
Der 2007 verstorbene kanadische Psychiater Ian Stevenson hatte es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Reinkarnationsfälle zu erforschen. In dem hier vorliegenden Buch zeichnete er unter anderem Fälle von Kindern auf, die in einem sehr jungen Alter – kaum dass sie sprechen konnten – von einem früheren Leben berichteten. Dabei sprachen sie viel reifer als sie vom Alter her waren. Teilweise wollten sie nur wenige Jahrzehnte vorher gelebt haben. Manchmal, so kam es mir als Leserin vor, hörten Erwachsene, die sich die Wiedergeburt zu früh verlorener Kinder wünschten, mehr als wirklich gesagt wurde.
Trotzdem bleibt die Frage: Woher kommen wir? Kann es sein, dass wir schon mal gelebt haben? Schließlich gibt es Erinnerungen, die sich gar nicht richtig einordnen lassen (Déjà -vu-Erlebnisse).
Nur als Beispiel möchte ich den Fall eines ungarischen Jungen anführen, der fest überzeugt war, sein früheres Leben in Afrika verbracht zu haben. Das Buch beinhaltet Zeichnungen von ihm, die dunkelhäutige Menschen zeigen – während seine gleichaltrige Cousine ihren menschlichen Gestalten eine rosa Hautfarbe verpasste. Als 15jähriger konnte er ohne Anleitung auf Anhieb verschiedene Rhythmen trommeln, meinte sich in Gesprächen mit seiner Mutter zu erinnern, in einem anderen Land bereits Frau und Kinder gehabt zu haben und bei einem Jagdunfall ums Leben gekommen zu sein.
Insgesamt widmet sich das Buch 21 Fällen von Kindern aus verschiedenen europäischen Ländern. Angeblich treten vor allem bei wiedergeborenen Verwandten körperliche Ähnlichkeiten auf oder die Kinder haben Fähigkeiten, die ihnen nie beigebracht wurden. Zwischen den Geburten liegen wenige Wochen bis zu Jahrzehnten – manche kommen als Geschwister wieder …
Stevenson, der sich selbst als seriösen Forscher beschrieb, versuchte allen ihm zu Ohren gekommenen Fällen auf den Grund zu gehen (insgesamt erläutert er in diesem Buch 40 Fälle). Nach Gesprächen oder Briefen mit den Betroffenen forderte er bei den unterschiedlichsten Institutionen Hinweise auf Verstorbene an. Manches wurde bestätigt, anderes konnte nicht verifiziert werden.
Sein Resüme vor dem Anhang mit Bibliografie: „Die europäischen Fälle von Kindern, die sich an ein früheres Leben zu erinnern scheinen, bieten sichtlich nicht die größte Beweiskraft für die Reinkarnation, die wir kennen. Gleichwohl schließe ich, dass für einige dieser Fälle Reinkarnation die beste Interpretation ist, wenn auch nicht die einzige.“