Der Titel des Buches ist irreführend, genauso wie der Klappentext. Meines Erachtens ist er reißerisch und könnte so die falschen Leser ansprechen. In dem Buch geht es nicht, wie der Titel suggeriert, um ein fünfzehnjähriges Mädchen, die als Minderjährige zur Prostitution gezwungen wird. In dem Buch geht es um viel mehr. Um tausende von hilflosen Mädchen, die gnadenlose Mädchenhändler, in die Hände fallen und jahrelang ausgebeutet werden.
Nach Schätzungen des Kinderhilfswerks Unicef arbeiten weltweit rund zwei Millionen Minderjährige erzwungenermaßen im Sexgewerbe. Allein sechstausend Jugendliche zwischen zwölf und sechszehn Jahren werden nach Angaben der Schweizer Menschenrechtsorganisation Terre des Hommes jährlich aus Osteuropa in die Prostitution verkauft. Doch Iana Matei erlebt immer wieder, dass die Polizei das Schicksal der jungen Frauen nicht wahrhaben will. "Den Opfern die Schuld zu geben, ist leicht. Aber die Mädchen sind Opfer abscheulicher Verbrechen. Sie werden zur Prostitution gezwungen. Und sie sind noch Kinder."
Der Menschenhandel ist eines der lukrativsten kriminellen Geschäfte unserer Zeit. Vor allem in Rumänien, ein Land, das wirtschaftlich am Boden liegt, werden viele junge Frauen Opfer dieser skrupellosen Menschenhändler.
Iana Matei engagiert sich weltweit im Kampf gegen den Menschenhandel. Mit ihrem Verein "Reaching Out" hat sie schon zahlreiche Mädchen gerettet. Sie scheut auch nicht die direkte Konfrontation mit den Zuhältern und befreit auch oft eines der Mädchen direkt unter der Nase der Menschenhändler.
Auf eine sehr ergreifende Art beschreibt Iana Matei in diesem Buch ihren Kampf gegen den Mädchenhandel. Sie schildert die Geschichten von vielen jungen Mädchen, die durch die Hölle gegangen sind und ihren Weg zurück ins Leben erkämpfen müssen. Von kleinen Erfolgen und auch vielen Misserfolgen erzählt sie in ihrem Buch.
Es ist kaum zu begreifen, was junge Mädchen durchmachen müssen. Erschütternd, zu Herzen gehend und masslos traurig bleibt der Leser zurück, wenn er liest, was Iana Matei zu berichten hat. Unvorstellbar, dass in unserer Zeit vor gewissen Tatsachen die Augen fest verschlossen werden. Korruption, Gleichgültigkeit und Ignoranz führen dazu, dass die Opfer weiterhin gedemütigt werden und in Angst leben müssen. Während die Schuldigen mit der Zwangsprostitution mehrere Millionen einnehmen, werden sie durch das Gesetz kaum bestraft. Bestenfalls müssen sie für einige Monate ins Gefängnis. Unbegreiflich, welches Leid unsere moderne Gesellschaft zulässt.
Menschenhandel ist ein europäisches Problem und sollte auch als solches behandelt werden. Mit einem europäischen Gericht und Haftstrafen nicht unter fünfundzwanzig Jahren, Einziehung aller Vermögenswerte der Verbrecher und ihrer Familien (solange sie nicht nachweisen können, dass dieses Vermögen auf ehrliche Art und Weise verdient wurde) und einer gerechten Entschädigungszahlung an die Opfer.
Das Buch lässt den Leser bestürzt und schockiert zurück und gleichzeitig voller Respekt und Achtung vor der Leistung von Iana Matei und ihren Helferinnen.
Nach der Lektüre verspürt der Leser selbst den Wunsch, etwas gegen den Mädchenhandel zu unternehmen. Ich kann Iana Matei nur für ihre Arbeit danken und ihr weiterhin viel Erfolg wünschen! Und mögen sich die Gesetze in dieser Hinsicht verschärfen.