Cover des Buches 183 Tage (ISBN: 9783218009959)
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Rezension zu 183 Tage von Ianina Ilitcheva

Rezension zu "183" Tage von Ianina Ilitcheva

von elane_eodain vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Ein Experiment, eine Erfahrung. Ein Kunstbuch, ein Gedankenbuch. Verzicht üben & alleine sein. Situationen durchleben, durchstehen. Wachsen.

Rezension

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elane_eodainvor 9 Jahren
>> Vielleicht ist es das. Vielleicht kann man nur frei sein, indem man allein ist.
Allein ist man, wenn niemand da ist, der einen braucht. Wenn niemand einem etwas abverlangt. <<


INHALT & GEDANKEN: Ianina Ilitcheva stellt ihre soziale Interaktion für ein halbes Jahr ein bzw. reduziert sie drastisch. Dabei bezeichnet sie sich selbst als einen Menschen, dessen große Stärke das soziale Leben ist, dennoch setzt sie sich einer „Selbstentziehung“ aus. „183 Tage“ dokumentiert Texte, Zeichnungen, Gedichte, Bilder, Gedanken, die während dieser Zeit entstanden sind.

Den Versuchsaufbau finde ich spanend. Alleine sein. Ich denke, dass es mir selbst wohl weniger schwer fallen würde als Ianina Ilitcheva, aber sicher auch nicht leicht. Der Mensch ist ein soziales Tier, er sucht Gesellschaft und er lebt von und mit ihr. Was wären wir ohne unsere Mitmenschen? Das ist etwas, das die Autorin herausfinden wollte, was aus ihr selbst herauskommt.

Nach dem Lesen einigen Regeln, die Ianina Ilitcheva sich selbst auferlegt hat, konnte ich mich gut in ihre Gedanken hineinfallen lassen, die Tage dahinstreichen lassen, im Schnelldurchlauf das Experiment und ihre Erfahrungen damit begleiten. Mir gefällt das künstlerische, die Zeichnungen und Bilder, die kleinen Zettelchen, die so abgedruckt sind wie sie entstanden sind, handschriftlich, knapp.

>> Es ist schwer. Es ist besonders schwer heute. Ich möchte jemanden anrufen. Ich möchte mit jemandem sprechen. Ich möchte in einem Armliegen. Vielleicht ein bisschen weinen. Vielleicht einfach nur schlafen. Nicht allein sein. <<

Ianina Ilitcheva muss während der 183 Tage zwei schwere Ereignisse durchstehen. Auch daran lässt sie den Leser teilhaben. Manchmal sehr detailliert, manchmal nur in knappen Worten wie nebenbei. Ich muss zugeben, mich hungerte nach mehr, mehr Details, mehr Informationen. Manchmal fühlte ich mich angefüttert und dann stehen gelassen.
Andererseits ist es ohnehin viel Persönliches, was sie offenlegt und das Aussparen macht auch seinen Reiz aus, weil es zum Nachdenken und Lückenfüllen anregt, beispielsweise darüber wie die Tage ohne Erwähnung wohl abliefen, denn nicht zu jedem Tag gibt es einen Eintrag, oder zu den kurzen Gedankengängen wie den mit dem ich meine Rezension eingeleitet habe:

>> Vielleicht kann man nur frei sein, indem man allein ist. <<

FAZIT: „183 Tage“ ist kein Buch zum schnell Durchlesen und wieder weglegen, sondern eines zum Betrachten, zum Verweilen und Gedankenmachen. Es ist Kunst. Und es ist Beschäftigung mit sich selbst.

(Zitate aus "183 Tage" von I. Ilitcheva)
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