Igal SHAMIR

 3,1 Sterne bei 7 Bewertungen
Autor*in von Hitlers Violine.

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Cover des Buches Hitlers Violine (ISBN: 9783552055209)

Hitlers Violine

 (7)
Erschienen am 26.07.2010

Neue Rezensionen zu Igal SHAMIR

Cover des Buches Hitlers Violine (ISBN: 9783552055209)
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Rezension zu "Hitlers Violine" von Igal SHAMIR

Geig mir das Lied vom Tod
Stefan83vor 13 Jahren

„Eines der erstaunlichsten Bücher des Jahres“ laut der französischen Presse, in dem auch noch (fast) alles wahr ist bzw. auf wahren Begebenheiten beruht. „Hitlers Violine“ macht, nicht nur aufgrund der schönen Aufmachung und des Klappentexts, neugierig auf mehr, zumal Autor Igal Shamir bereits Anfang der 70er Jahre mit seinem Buch „Die fünfte Saite“ (verfilmt unter dem Titel „Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh“ mit Pierre Richard) sein Können eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Fast vierzig Jahre später wagt sich Shamir nun abermals in das Geheimdienstmilieu, wobei der ehemalige Pilot der israelischen Luftwaffe und international renommierte Geiger in nicht unerheblich großem Maße einen Teil seiner eigenen Biographie in der Handlung untergebracht hat. Herausgekommen ist ein musikalischer und historischer Agententhriller, der ansprechend und intellektuell fordernd unterhält, sich allerdings in Punkto Spannung auch den ein oder anderen Durchhänger erlaubt.

Ihren Anfang nimmt Shamirs Geschichte in einem Schloss im besetzten Frankreich des Jahres 1940. Dort soll Gustav Schultz, Wehrmachtssoldat und begabter Violinist, die Führungselite des Deutschen Reiches mit seinen musikalischen Künsten unterhalten. Was er jedoch anfangs nicht weiß: Unter den Nazi-Größen wie Keitel und Ribbentrop befindet sich auch Adolf Hitler höchstpersönlich. Schultz kann das Publikum trotz großer Nervosität für sich gewinnen, bis er schließlich unwissentlich einen schicksalhaften Fehler begeht. Als er ein Stück von Salomone Rossi zum Besten gibt, kommt es zu einem Wutausbruch des Führers, welcher schließlich darin gipfelt, dass dieser den Wehrmachtssoldaten kurzerhand abführen und hinrichten lässt. Hinter einem Vorhang wird auch der zehnjährige Junge Alphonse de Morillon Zeuge dieses schrecklichen Vorfalls, der ihn bis ins hohe Alter hin verfolgen und prägen soll.

Fünfzig Jahre später in Venedig. Alphonse, mittlerweile angesehener Kardinal in Rom, besucht ein Konzert des weltweit bekannten Violinvirtuosen Gal Knobels, als dessen Darbietung die sorgfältig errichteten Mauern zur Vergangenheit niederreißt. Knobel, der aufgrund seiner früheren Tätigkeit als Agent des israelischen Geheimdiensts von der Presse mit dem albernen Namen „Der Spion mit der Geige“ bedacht wurde, spielt eben dieses für den Soldaten Schultz so verhängnisvolle Stück Rossis und entfacht die vor Jahren stillgelegte Neugier Alphonses an dem Vorfall im Schloss neu. Gemeinsam mit Knobel, der sich anfangs nur widerwillig zu dieser Schnitzeljagd überreden lässt, stellt er eine Reihe von Recherchen rund um den Tod von Schultz an. Verfolgt von einer weiteren unbekannten Partei, welche ihrerseits alles in ihrer Macht stehende tut, um die Nachforschungen der beiden zu behindern. Als gewisse Beweise zutage kommen, dass es sich bei dem Ganzen um eine noch viel größere Verschwörung handelt, die zudem ihre Wurzeln in der Geschichte von Salomone Rossi und dem berühmten Komponisten Claudio Monteverdi hat, wird aus der einfachen Suche nach der Wahrheit schnell ein Spiel um Leben und Tod …

Was hat der Tod eines Wehrmachtssoldaten im Jahre 1940 mit dem Treiben zweier italienischer Musiker aus dem 17. Jahrhundert zu tun? Dies ist wohl die Frage, um die die gesamte Handlung von „Hitlers Violine“ kreist und welche sich, neben den Protagonisten Alphonse de Morillon und Gal Knobel, auch der Leser immer wieder stellt. Die Suche nach den Verbindungen der beiden zeitlichen Ebenen ist die Triebfeder von Shamirs Werk, das besonders im ersten Drittel eine enorme Sogkraft entwickelt und mehrere Rätsel stellt, an dessen Lösung man sich nur zu gern versuchen will. Was könnte Hitler derart in Rage gebracht haben? Und wer könnte heute an den Nachforschungen von Knobel und de Morillon Anstoß nehmen? Shamir weicht lange dem offensichtlichen Weg aus, den wohl ein Dan Brown gewählt hätte, und unterfüttert die Geschichte mit seiner profunden Kenntnis der Musikgeschichte,. Das hat zur Folge, dass sich „Hitlers Violine“ äußerst authentisch liest, was insofern kein Wunder ist, da sich einige der hier beschriebenen Ereignisse ja tatsächlich in Wirklichkeit so zugetragen haben (Welche das im Einzelnen sind, ließ sich leider nicht herausfinden). Dieser Mix aus Fakten und Fiktion gelingt Shamir über weite Strecken hin hervorragend.

Auch in anderer Hinsicht weiß der Autor zu punkten. Schon der Beginn auf dem französischen Schloss liest sich herrlich stimmungsvoll und ist unterlegt von einer gespannten, bedrohlichen Atmosphäre, welche sich dann schließlich in Hitlers Wutausbruch entlädt. Wie Shamir hier in wenigen Zeilen die Gründe für das Scheitern, die blinde Führertreue und Angst vor dem Widerstand skizziert, das nötigt Respekt ab und beeindruckt nachhaltig. Diesen Tiefgang kann Shamir dann leider aber nicht in voller Gänze in den in der heutigen Zeit spielenden Handlungsstrang retten. Das liegt in erster Linie an Hauptprotagonist Gal Knobel (hinter dem sich laut Shamirs eigener Aussage niemand anderes als er selbst verbirgt), dem man seine Vergangenheit als Mossad-Agent und Beteiligter der Eichmann-Festnahme aufgrund seiner zögerlichen, ängstlichen Art nicht so recht abnehmen kann und will. Ihm fehlt die gewisse Ausstrahlung, die Ecken und Kanten, um das Geschehen um sich herum zu tragen, was dazu führt, dass der ihm über die Schulter guckende Leser ab Mitte des Buches die Geduld zu verlieren droht.

Die komplexen Verbindungen der zeitlichen Ebenen so wie die wahren Hintergründe von Knobels Verfolgern werden schließlich Stück für Stück aufgedeckt, während sich Shamir zwischendurch immer wieder Zeit nimmt, um die arg störende Romanze zwischen Knobel und der Agentin Eve näher zu skizzieren. Letztere ist für das Vorankommen der Geschichte wie auch für den Spannungsaufbau an sich eigentlich völlig unnötig und scheint letztlich nur dem Erhalt der Frauenquote gedient zu haben. Stattdessen hätte sich der Autor vielleicht mehr auf das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Jäger und Gejagten konzentrieren sollen. Insbesondere die Verfolger Knobels bleiben über einen zu langen Zeitraum hin gesichtslos. Das Thema der organisierten Alt-Nazis hätte Shamir nicht ganz so stiefmütterlich behandeln und weiter ausbauen sollen, deutet sich doch zwischen den Zeilen auch die diesbezügliche Kenntnis des Autors an.

Stattdessen wird einmal mehr das Feindbild Vatikan und katholische Kirche mitsamt verschwörerischen Untergruppierungen aus der Mottenkiste geholt, welches seit Browns „Illuminati“ mittlerweile in allen (teilweise haarsträubenden) Facetten ausgebeutet worden ist und diesem eigentlich tiefgründigen und feinsinnigen Buch nicht gut zu Gesichte steht. Wenn Knobel bei Recherchen die Archive unter dem Petersdom aufsucht oder durch die verdunkelten Bibliotheken Venedigs irrt, kommen Déjà-vus auf, welche man eigentlich längst überwunden glaubte. Aufgrund der Tatsache, dass es den Anschein hat, als hätte sich der Autor bei diesen Schilderungen selbst nicht recht wohl gefühlt, stellt sich die Frage, wieso man solche Passagen auf Teufel komm raus einbauen musste.

Den Lesespaß kann das letztlich dann aber nicht verleiden. „Hitlers Violine“ liest sich durchaus gefällig, zwingt mit ungelösten Fragen und mysteriösen Rätseln zum stetigen Weiterblättern. Auch wenn sich Spannung nur streckenweise einstellen will, bleibt man als Leser am Ball, um in der lang erwarteten Auflösung das letzte Puzzleteilchen geliefert zu bekommen. Das passt dann zwar von der Logik her auch haargenau, wird jedoch zu hastig abgehandelt und hat viel weniger „Aha“-Effekt als man es sich aufgrund von Hitlers Ausbruch anfangs noch dachte. Alle Fragen sind somit zwar zufriedenstellend beantwortet. Die Peu à peu aufgebaute Spannung verpufft dadurch allerdings recht wirkungslos und ein pappiger Nachgeschmack bleibt.

Insgesamt ist „Hitlers Violine“ ein lesenswerter, musikalischer Agenten-Roman, der das hohe Tempo meidet und die leisen Töne der Erzählung vorzieht. Ein lehrreiches Buch, das unterhält und auf gewisse Themen neugierig macht, aber kein Page-Turner.

Cover des Buches Hitlers Violine (ISBN: 9783552055209)
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Rezension zu "Hitlers Violine" von Igal SHAMIR

Rezension zu "Hitlers Violine" von Anja Lazarowicz
Sikalvor 14 Jahren

Aufgrund des vielversprechenden Klappentextes habe ich mich für dieses Buch entschieden, leider hat diese Euphorie nicht angehalten…
Gleich zu Beginn des Buches passiert die eigentliche Story: Auf einem Schloss in Frankreich spielt ein begabter Geiger vor einem ausgewählten Publikum, sogar Hitler höchstpersönlich ist anwesend. Plötzlich bekommt Hitler einen Wutanfall, zerschmettert die Geige und lässt den Mu-siker hinrichten. Ein kleiner Junge ist dabei Augenzeuge. Nach vielen Jahren – dieser Junge ist mittlerweile Kaplan im Vatikan geworden – hört er wieder dieses Stück, nun vom Geiger Gal Knobel und setzt plötzlich alle Anstrengungen daran das Rätsel von damals zu lösen. Was hat Hitler so in Rage versetzt, dass er den Musiker exekutieren ließ?
Knobel und der Kaplan machen sich gemeinsam auf die Suche nach des Rätsels Lösung und stoßen auf etliche Ungereimtheiten in der barocken Musikgeschichte, Monteverdi und Rossi ha-ben mehr gemeinsam als angenommen…
Das wäre ja nun eine spannende Geschichte, doch so ganz konnte ich mich nicht dafür begeis-tern.
Hervorheben muss man unbedingt, dass der Autor ein enormes Wissen über Musikgeschichte vorzuweisen hat. Der Roman beruht auf einer wahren Begebenheit und der Rahmen dazu wurde gut recherchiert.
Die Personen selbst bleiben jedoch blass und oberflächlich. Man ist zwar gespannt auf den Verlauf der Geschichte, doch der Lesefluss wird gehemmt durch den zähen Erzählstil. Und zu guter Letzt musste auch noch eine Liebesgeschichte eingeflochten werden…

Fazit: Eine ganz tolle Idee steckt dahinter, leider konnte sie nicht so umgesetzt werden wie sie es verdient hätte.

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