Rezension zu "Das Gesicht Gottes" von Igor Bogdanov
Physikalischer Einblick in die Entstehung des Universums
Es ist eine der Grundfragen und Urfragen der Menschheit. Warum existiert das Universum? Wie genau ist es entstanden?
„Ich möchte wissen, wie Gott die Welt erschaffen hat“, sagte schon Einstein.
Sicher ist dieses Buch kein religiöses Buch, „Gott“ dienst vielmehr, gerade in der Physik, als Chiffre, als Symbol. 1992 war es, als der Satellit „COBE“ zum ersten Mal die „Urstrahlung“, das älteste Licht des Universums, aufgenommen hatte. Strukturen, die etwa 380.000 Jahre nach dem „Urknall“ entstanden waren. Eine im wahrsten Sinne des Wortes bahnbrechende Beobachtung und auswertbare Erkenntnis. Und auch George Smoot, der „Vater“ COBEs, ließ entgleiten: „Für einen gläubigen Menschen ist das, als erblicke der das Antlitz Gottes“.
Schaut man hinter diese symbolhafte Ausdrucksweise, dann steht seit 1992 die Chance im Raum, ganz im Sinne physikalischer Forschung der Reduktion komplexer Phänomene, sich auf Spurensuche nach „der uranfänglichen Einfachheit“ zu machen, die vor 13,7 Milliarden Jahren zur Entstehung des Universums geführt haben. Um im Sprachgebrauch des Buches zu verbleiben, entdeckt man bei dieser Spurensuche nicht „den Schöpfer selbst (bei der Arbeit)“, wohl aber ist es möglich, das „Gesicht Gottes“ zu betrachten, sprich die direkten Folgen eines ursächlichen Ereignisses.
Auf gut 190 sprachlich dankenswerterweise einigermaßen verständlich und einfach gehaltenen Seiten führen die Autoren den Status quo der wissenschaftlichen Erkenntnisse auf zur Kernfrage, was „vor dem Big Bang gewesen ist“. Nach einer ausführlichen Einführung über das Universum, die Ewigkeit, aber auch das Ende der Ewigkeit und das Uratom, bauen die Autoren die Themen folgerichtig und strukturiert aufeinander auf. Im letzten Kapitel dann wird das „Rätsel um den Urknall“ einer vermeintlichen Lösung zugeführt. Allerdings, das sei klargestellt, da, wo die Brüder im Buch zu ihren Schlussfolgerungen gelangen, stehen eben wiederum allein Theorien im Raum. Sicher durchaus eingängige Vermutungen, argumentativ durch die dargestellten Erkenntnis der letzten 30 Jahre gestützt, dennoch aber nichts anderes als eine weitere Theorie neben anderen Theorien.
Dies muss betont werden, da aus dem Tonfall der Brüder manches Mal im Buch Vermutungen und Theorien doch wirken, wie Tatsachen und Fakten, die gar nicht anders sein können. Nicht immer gelingt es den Autoren, hinter ihr Werk zurückzutreten, durchaus offenkundig finden die Brüder Grichka sich selber ebenso interessant wie das behandelte Thema. Dies stört weder den Lesefluss noch die wissenschaftliche Fundierung des Dargebotenen, sollte aber im Hinterkopf behalten werden bei allzu selbstverständlich klingenden und im Wesen doch steilen Äußerungen und ebenso in Teilen stilistisch fast als „Abenteuerroman“ daherkommender stellen im Buch.
Alles in allem aber eine, vor allem, auch für Nicht-Physiker gut lesbare Zusammenfassung und Darstellung des Wesens des Universums und seiner Entstehung mit einigen interessanten Thesen und Schlüssen, welche die beiden Brüder aus den vorliegenden Forschungsergebnissen ziehen. Einblicke in jenes unfassbare Phänomen, dass innerhalb von 3 Minuten vor gut 13 Milliarden Jahren alles an Energie entstanden ist, was heute noch das Universum ausmacht.