Cover des Buches Der Weltensammler (ISBN: 9783423135818)
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Rezension zu Der Weltensammler von Ilija Trojanow

Rezension zu "Der Weltensammler" von Ilija Trojanow

von Anja_Lev vor 14 Jahren

Rezension

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Anja_Levvor 14 Jahren
Trojanow beschäftigt sich in diesem Buch mit dem britischen Offizier, Forscher und Entdecker Richard Francis Burton und seinen Entdeckungsreisen. Jeder der drei großen Reisen Burtons widmet er einen Teil des Buchs, jeder Teil gliedert sich in zwei, abwechselnd erzählte Berichte aus unterschiedlichen Perspektiven. Die erste Perspektive ist dabei jeweils die von Burton selbst, interessanter aber fand ich die zweite Sicht, aus der Trojanow jeweils erzählt: Dabei handelt es sich zweimal um einen Diener Burtons, einmal um Außenstehende Regierungs- / geistliche Persönlichkeiten. Was sind nun die drei großen Reisen, die beschrieben werden? Zunächst Burtons Aufenthalt in Indien, wohin er als Offizier der ostindischen Gesellschaft gelangt. Bereits nach kurzer Zeit ist er das Leben im britischen Camp leid, er lernt die Sprachen (Hindustani ebenso wie Arabisch und weitere), informiert sich über den Glauben der Moslems und Gebräuche des Landes, bis er sich unerkannt unter die Menschen mischen kann. Diese Fähigkeiten nutzt er, um für die britische Regierung zu spionieren, aber ebenso um die Menschen kennenzulernen. Doch mit diesem Verhalten macht er sich nicht nur Freunde, so dass er schließlich zurück nach England geschickt wird. Dass er es dort nicht lange ausgehalten hat, erfährt der Leser im zweiten Teil, meiner Meinung nach der unterhaltsamste. Burton hat sich, als persischer Arzt und Derwisch verkleidet, auf die Hadj begeben, die Pilgerreise nach Mekka. Als er ein Buch über diese Reise veröffentlicht, erregt er bei den moslemischen Autoritäten der Stadt Aufsehen, die ihn der Spionage verdächtigen. Rückblickend, anhand von Zeugenaussagen und Berichten von Weggefährten versuchen Sie Burtons Absichten zu analysieren, können jedoch nur erfahren, dass die meisten seiner Reisegefährten ihn ebenso für einen gläubigen Moslem wie einen großzügigen und hilfreichen Menschen halten. Nicht ganz so sympathisch erscheint Burton im dritten Teil des Buchs. Hier wird von seiner Expedition berichtet, in der er versucht hat, die Quelle des Nils in Ostafrika zu entdecken und in einer großen Karawane von Sansibar zum Viktoriasee zieht. Krankheiten, Fehlschläge ebenso wie Streit mit seinem brititschen Mitreisenden prägen diese Reise, an deren Ende Burton krank und auch verbittert nach Sansibar zurückkehrt. Trojanow ist es meiner Meinung nach gelungen, einen lebendigen, unterhaltsamen aber auch lehrreichen Bericht der Abenteuer des britischen Entdeckers und Abenteurers zu verfassen. Durch die verschiedenen Perspektiven schafft er umfassendere Informationen und beschreibt die Länder und ihre Bewohner lebendiger, als es allein mit einer Reisebeschreibung aus Sicht Burtons möglich gewesen wäre. Mir hat besonders der zweite Teil mit der misstrauischen Deutung durch die moslemischen Autoritäten in Mekka gefallen, aber auch der erste und dritte Teil, aus Sicht eines einheimischen Dieners Burton berichtet, schaffen interessante Bilder. Dabei schreibt Trojanow sprachlich in wunderschönen Sätzen, Beschreibungen der Landschaft und der Gesellschaft sind sehr detailgetreu und lebendig.
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